Mittwoch, 8. August 2012

behindyour eyes - Kapitel 7

Als ich am Mittag erwachte, drückte ich mich nochmal ins Kissen. Es dauerte einen Moment, bis das Geschehen vom Vorabend wieder in meine Gedanken drang, doch genau aus diesem Grund fuhr ich schlagartig hoch. Ich lag auf dem Sofa, aber von Carver war im ganzen Wohnzimmer kein Lebenszeichen. Ehrlich, wer hätte schon damit gerechnet, dass so ein Kerl bei einer Frau bleibt, die er unbedingt um den kleinen Finger wickeln wollte. Eigentlich fragte ich mich auch, wie ich letzte Nacht nur auf die Idee gekommen war, ihn überhaupt an mich ranzulassen. Genervt schnaubte ich auf und drückte die Decke von meinen Beinen, verdammter Alkohol. Immerhin hatte er mich nicht einfach in dem kalten Raum liegen lassen. Ich stand auf und schwankte zur Türe, auf jeden Fall musste jetzt eine Dusche her, ich fühlte mich richtig schmutzig. Mit den Gedanken dahin abschweifend, was ich als Nächstes tun könnte, machte ich mich auf, um in meinem Zimmer ein paar Klamotten rauszuholen.

Den Kleiderschrank geöffnet schüttelte ich den Kopf, überwiegend waren ‚brave Mädchen‘ Kleidungsstücke darin. Mason hatte immer darauf bestanden, weil ich das Vorzeigekind meiner Eltern war. Nachdem ich mir eine kleine Übersicht gegönnt hatte, fasste ich nach einem kurzen schwarzen Rock und einem lockeren weißen Shirt, welches an den Schultern ein paar Nietenapplikationen besaß. Vor mich her träumend schritt ich zum Badezimmer und ging hinein. Schnell war die Kleidung aus und das warme Wasser entspannte meinen Körper. Plötzlich umfassten zwei starke Arme meine Hüfte und zogen mich an einen anderen hinter mir. Ich keuchte und spürte, wie mein Herz gegen meinen Brustkorb raste. Sogar meine Muskeln verspannten sich und mein Körper zitterte trotz der Wärme des Wassers, das auf meine Haut prallte. Eine Hand wanderte zielstrebig auf meine Brust zu, während die Zweite in meinen Schritt glitt. Keuchend versuchte ich meinen Hintermann von mir zu drücken, was angesichts seiner Hand an meiner empfindlichsten Stelle schwerfiel.

Sein Atem stich über meine nasse Haut und kühlte diese kurzzeitig ab. 

»Entspann dich«, hauchte er aus, ich brauchte einen Moment, bis ich registrierte, dass es Carver war. Augenblicklich lockerten sich meine Muskeln und ich lehnte mich an seinen Körper. 
»Ich dachte du wärst gegangen«, sprach ich aus, während mein Herz einen leichten Freudensprung machte. 
»Ich mag ein Arsch sein, aber so kalt bin ich auch nicht.« Seine Hand strich über meine Spalte, bis er mit zwei Fingern an meiner Öffnung innehielt. 
»Außerdem hab ich noch lange nicht genug von dir«, hauchte er, als er diese in mich eindringen ließ. Erschrocken stöhnte ich auf und lehnte meinen Kopf an seine Schulter. Kreisend folgte ich mit meinem Becken seinen Bewegungen, bis mir schlagartig in den Sinn kam, dass er liiert war.
Abrupt drückte ich seine Hand runter und drehte mich zu ihm. Musternd betrachtete ich erst sein leicht irritierten Ausdruck, bevor ich meinen Blick einmal über seinen gänzlichen Körper streifen ließ. Sein Räuspern riss mich in das jetzt zurück. Als er seine Hand hob, schüttelte ich sanft den Kopf. 

»Was war das letzte Nacht für dich?«, stellte ich ihm auffordernd die Frage, die mir als Einziges einfiel. Carver legte wieder sein übliches Grinsen auf, ehe seine Hand an meinen Hinterkopf fuhr und mich näher an sich zog. 
»Wenn du glaubst, dass ich nur spielen will, kann ich dich beruhigen.« Fahrig drückte er mich gegen die kalten Fließen in meinem Rücken und lehnte sich an mich. 
»Allerdings brauch ich nicht nochmal betonen, dass du mir gehörst, oder?« Ja, die Wette mit Mason, das hatte ich ganz vergessen. Wie konnte mir sowas entfallen? Erneut wollte ich ihn von mir lösen, doch Carver legte gelassen seine Hände auf meinen Hintern, hob mich an und drang mit einem kräftigen Stoß in mich ein. Auf der Stelle durchfuhr mich ein Kribbeln, welches sich mittels Stöhnen seines Namens den Ausweg aus meinem Körper suchte. Völlig überrumpelt von diesem Act verdrängten sich meine Gedanken und ich ließ ihn ungehindert die Freiheit, sich in mir zu bewegen. Jeder Stoß erhöhte meine Erregung, bis ich ihn, mit Hilfe meiner Fersen, begierig näher an mich zog.

Carver entzog sich mir, lehnte seinen Kopf an meine Halsbeuge und rang nach Atem. 

»Wir sollten das verschieben, ich will nicht riskieren, dass du dich verletzt«, hauchte er atemlos. Ich nickte, auch wenn ich mir gerade ein wenig komisch vorkam. Solange ich ihn auf Distanz hielt, versuchte er alles, um mir näher zu kommen, doch wenn ich mich ihm hingab, schien es ihm langweilig zu werden, zumindest sah es für mich in diesem Moment so aus. Vorsichtig setzte er mich ab und hob seinen Kopf wieder an. Mit verschleierten Augen betrachtete er mich kurz, bevor er sich näherte und mich innig und verlangend küsste. Darauffolgend löste er sich gänzlich und drehte sich weg. 
»Mach dich fertig, ich bereite Frühstück vor und dann besuchen wir den Loser.« Mit diesen Worten ging er aus der Dusche. Hastig duschte ich zu Ende und zog mich danach an, um runter zu gehen. Vorm Spiegel zerzauste ich mir schnell das Haar, so glatt, wie es durch das Wasser saß, hielt es nicht lange. Eben schwarzen Eyeliner aufs Auge, das musste für den Tag reichen. Ich war nicht eine von den Frauen, die stundenlang vorm Spiegel stehen konnten und mich störte es auch nicht, dass man meinen schwarzen Spitzen-BH durch das weiße Shirt sehen konnte. Als ich fertig war, ging ich runter und setzte mich an den Tisch, um mit ihm zu frühstücken.

Es war bereits Nachmittag, als wir uns vom Tisch gelöst hatten und bei Mason eintrafen. Erleichterung machte sich in mir breit, als ich hörte, dass er nur einige Prellungen und einen komplizierten Bruch am linken Bein davongetragen hatte. Über den Bruch regte er sich am meisten auf, den dadurch musste er länger hier bleiben, dabei sollte er eigentlich froh sein, denn alles hätte wesentlich schlimmer enden können. Jedoch schien ihm das noch weniger zu stören, als die Tatsache, dass ich mit Carver hier auftauchte, unaufhaltsam beäugte er uns und ließ uns keinen Moment aus den Augen. Auch seine erste Frage bezog sich direkt darauf, dass wir zusammen hier waren, was meinen Begleiter recht kalt ließ, mich hingegen umsomehr aufwühlte. Ich versuchte eine sinnvolle Erklärung zu finden, wobei das ‚versuchen‘ passend war, denn meine Gedanken überschlugen sich. Weder wollte ich Carver auf die Füße treten, noch wollte ich Mason von dem kleinen Abenteuer berichten, ohne zu wissen, wo ich eigentlich gelandet war. Erst als Carver ein Gespräch mit dem Verletzten angefangen hatte, verließ mich die Anspannung. Mir war klar, dass dies nicht bei dieser einen Frage bleiben würde, dafür war Mason einfach zu aufdringlich und neugierig. Die beiden unterhielten sich, entweder über langweilige Sachen oder sie flüsterten. 

»Babe? Kannst du mir einen Kaffee besorgen?«, ertönte Carvers dunkle Stimme. Einen Augenblick sah ich ihn an, doch als ich Masons Blicke bemerkte, die mir sagen, dass ich gehen sollte, war mir klar, dass die Männer allein sein wollten. Ohne weiter nachzuhacken, ging ich raus.

Der Weg zum Kaffeeautomaten führte mich direkt ins Erdgeschoss. Einen Fußweg von zehn Minuten, da der Aufzug überfüllt war, und eine Wartezeit von fünf Minuten später, klopfte ich leicht genervt an der Türe und wartete darauf, dass ich rein konnte. 

»Verdammt, du hast den Arsch auf, da spiel ich nicht mit!«, erklang Masons aufgebrachte Stimme durch die Türe, was mich dazu brachte, einfach ins Zimmer einzutreten.Beide drehten sich auf der Stelle zu mir und Carver bewegte sich augenblicklich auf mich zu. 
»Wir verschwinden jetzt. Erhol dich, Loser, wir brauchen unsere Lachnummer.« Schon legte sich sein Arm um meine Schulter und dirigierte mich wieder zur Türe hinaus. 
»Fick dich, Alter«, rief uns der Zurückgelassene aufgebracht hinterher, ehe die Türe ins Schloss fiel.
Den Rest des Nachmittags schleppte mich Carver bei seinen ganzen Erledigungen mit. Allerdings fühlte ich mich dabei eher wie eine kleine Schwester, die man aufgrund der Eltern überall hin mitschleppen musste. Erst am frühen Abend kamen wir beim Clubhaus an, welches sich widererwarten als seine Bleibe herausstellte. Der große Raum, den ich gestern kennenlernte, war seine Wohnstube. Hinter der Bar verbarg sich eine kleine Küchenzeile, die jedoch für eine Person vollkommen ausreichend war. Auf der ganzen Theke standen Gläser und Falschen herum, wahrscheinlich die Überbleibsel der gestrigen Feier. Aus dem Bad, am Ende des Wohnraumes drang das Geräusch von fließendem Wasser, er wollte schnell duschen. Die harmonische Ruhe wurde von seinem lauten Fluchen gestört. 

»Ist alles in Ordnung?«, rief ich durch den Raum, in der Hoffnung, mann kann es bis dort hören. Es dauerte nicht lange und er kam aus dem Bad, lediglich mit einer schwarzen Boxershorts bekleidet. 
»Mach dir keine Sorgen, Babe.« War seine einzige Reaktion, während er an mir vorbeiging und hinter der zweiten Türe verschwand.

Ich starrte ihm einige Zeit fassungslos hinterher, wunderte mich, wie er immer so gelassen sein konnte, bis ich mich letztendlich aufrappelte und ihm folgte. Langsam öffnete ich die Türe und riskierte einen Blick hinein. Carver lag auf einem blutroten Futonbett in der Mitte des Raumes. Ein schwarzer Kleiderschrank mit roter Drachenverzierung stand an der Wand des Fußendes. Die Wände waren in weiß gehalten und der Boden war mit schwarzem Teppich bedeckt. Vorsichtig setzte ich mich zu ihm und strich ihm eine Strähne seines blonden Haares aus dem Gesicht. 

»Was war zwischen dir und Mason?«, fragte ich kurz und beobachtete genau seine Reaktion. 
»Wir haben eine Meinungsverschiedenheit aufgrund unserer Wette.« Er beachtete mich nicht einmal, sondern starrte einfach an die Decke und verzog nicht mal seine Mine. Ich weiß nicht warum, aber irgendwie gab mir seine Haltung das Gefühl, er wollte mir nicht die Wahrheit anvertrauen. 
»Und was willst du von mir?«, stellte ich ihm die Frage, die mich den ganzen Tag am meiste quälte. Sofort erfassten mich seine Blicke, kalt und abweisend. 
»Ich bin mit Lilly liiert, falls du es vergessen hast.« Diese Worte versetzten mir einen Schlag in die Magengrube. Ich hatte damit gerechnet, aber dennoch wollte ich sie nicht hören, nicht nachdem, was gewesen war.

»Hängt dein plötzliches Verhalten mir gegenüber mit Mason zusammen?« Ein dunkles Lachen drang von ihm zu mir, sofort durchzog mich ein Schauer. 

»Soweit kommt es noch, dass ich mir von dem Loser was sagen lasse.« Ich ließ mich seufzend neben ihn aufs Bett fallen und atmete gequält aus. 
»Hör mal Babe, ich sag es nur dieses eine Mal, ich bin nicht gut für dich. Tob dich ein wenig bei mir aus, bevor du dich wieder bindest, aber such dir nen vernünftigen Spinner.« Erstaunt drehe ich mich zu ihm und starrte ihn fast an. Ich hatte mit allem gerechnet, auch damit, dass Mason ihm sonst was angedroht hatte, aber auf das wäre ich nicht gekommen. Ein geheimnisvolles Lächeln verzierte seinen Mundwinkel und sein Blick erhellte sich. Mein Augenmerk hing an seinen Lippen, jede Bewegung wollte ich beobachten, um kein Wort und keine Reaktion zu verpassen.

»Du würdest mich am liebsten Küssen, nicht wahr?« Eine Gänsehaut verteilte sich auf meiner Haut, dieser Mann konnte einem wirklich Angst einjagen. Manchmal fühlte es sich an, als könnte er Gedanken lesen, was wohl mit seinen Zukunftsvisionen zusammenhing. Um solche Kleinigkeiten zu sehen, musste er seine Gabe sicherlich sehr gut kontrollieren können. Ich nickte leicht, ihm das zu verschweigen brachte sowieso nichts. 

»Trau dich, wenn du mit den Konsequenzen leben kannst«, hauchte er geheimnisvoll in meine Richtung. Er hatte kaum zu Ende gesprochen, als meine Lippen schon auf seinen lagen. Ich konnte es nicht erklären, aber dieser Mann war einfach anziehend für mich, bereits jetzt überkam mich das Verlangen, ihn zu spüren. Ungehalten fuhr seine Hand in meinen Haaransatz und schon drückte er mich in die Matratze zurück. Ohne Worte verstand ich seine Anspielungen und schlang meine Beine um seine Hüfte. Allein mit seiner Anwesenheit brachte er mich in den schieren Wahnsinn. Begierig keuchte ich auf, als er sein Becken auf meinem ablegte und ich seine Männlichkeit durch die dünnen Stoffschichten spüren konnte.

Nach Luft ringend löste er unseren Kuss und betrachtete mich mit einem Lächeln. 

»Wieso ich Alexa? Obwohl Mason dir fremdgegangen ist, wäre er die bessere Wahl für dich«, wisperte er und versuchte seine Stimme ruhig klingen zu lassen. 
»Die gleiche Frage könnte ich dir auch stellen«, hauchte ich aus und hob mein Gesicht in seine Richtung, um fordernd mit meiner Zunge über seine Lippen zu fahren. Ein kehliges Lachen entrang ihm und ohne eine Antwort des anderen abzuwarten, fielen wir in einen feurigen Tanz unserer Zungen. Fahrig fuhr Carvers Hand unterhalb meines Shirts, wo diese meine Brust umgriff. Keuchend wandte ich mich unter ihm und schaffte es uns umzudrehen. Ich löste mich aus dem Kuss und legte meine Hände auf seinen nackten Brustkorb, welcher unter meinen Berührungen bebte. Hastig fuhr seine Hand wieder in meinen Haaransatz und zog mich zu sich runter. Bestimmend glitt seine Zunge in meinen Mundraum und neckte dort die Meine.

Mit einer Hand stützte ich mich neben ihm ab und die andere fuhr gerade an seinem Körper vorbei zum Bund seiner Shorts, als die Tür aufknallte. Der Lärm ließ mich hochfahren, augenblicklich drehte ich mich zur Türe und erfasste mit meinem Blick seine wutentbrannte Freundin. Lilly schoss wie eine Furie auf uns zu. Kaum stand sie vor mir, schepperte ihre Hand mit einem lauten Knall gegen meine Wange. Perplex betrachtete ich sie, während ihre Hand in meine Haare fuhr und mich an einem Bündel ruckartig von Carver runter zog. Mit einem lauten Schrei durchbrach ich die angespannte Stille innerhalb dieses Raumes. 

»Soll das deine Rache sein?«, schrie sie mit entgegen. 
»Hey Lil, reg dich ab.«, mischte sich nun auch Carver ein, mit einer für ihn selbstverständlichen Gelassenheit. 
»Ich soll mich abregen, wenn sich dieses billige Flittchen an deinen Hals wirft?« Ihre schrille Stimme dröhnte in meinen Ohren, sie konnte mich doch nicht einfach beurteilen, ohne das sie mich kannte. Doch dann fiel mir ein, dass sie mich schon mal so abwertend angesprochen hatte.
Carver stand auf und baute sich vor Lilly auf. Erstaunt blickte ich zu ihm auf und beobachtete gespannt das Geschehen. Das mein Haaransatz immer noch von ihrer Attacke schmerzte hatte ich gerade gänzlich ausgeblendet. 

»Du könntest lieber darüber nachdenken, was du bist und vor allem solltest du aus meinen Augen verschwinden!« Seine Stimmlage war abgekühlt, noch kälter, als vorher bei mir. Lilly sah ihm mit aufgerissenen Augen entgegen. Allem Anschein nach hatte er noch nie so mit ihr geredet. Es dauerte einen Moment, bis ich aus meiner Starre entrinnen konnte. Augenblicklich löste ich mich aus Lillys Griff und blickte zwischen den beiden Streitenden hin und her. Vorsichtig erhob ich mich vom Bett und versuchte nicht ins Kreuzfeuer der Beiden zu geraten. 
»Ich glaub, ich sollte euch alleine lassen. Eure Beziehungskrise geht mich nichts an, auch wenn ich wohl ein Grund bin.« Ich hatte den Satz kaum beendet, als ich Carvers Hand an meinen Arm spürte und sich diese zu einem festen aber nicht schmerzhaften Griff darum legte. 
»Du bleibst hier, mit dir hab ich noch was zu bereden. Lilly wollte gerade gehen, oder sehe ich das falsch?« Seine kalte Stimme jagte mir einen Schauer über den Rücken, aber sie reizte mich ebenso.

»Du glaubst doch nicht, dass ich mich so leicht rausschicken lasse, vor allem nicht, wenn so eine billige Schlampe bei dir ist!«, fuhr Lilly in einer atemberaubenden Lautstärke fort. Ihre so bereits schrille Stimme wanderte eben zwei Oktaven höher. Hinter mir ertönte sein kaltes Lachen, dann kehrte für einige Momente eine bedrückende Stille ein. Ich spürte Carvers Blicke auf meinem Rücken, sie durchzogen meinen Körper wie elektrische Impulse. 

»Es geht dich nicht länger an, was ich treibe. Verschwinde hier, wenn ein Treffen ist, kannst du weiterhin hierher kommen, aber glaube nicht, dass ich dich noch einmal wiedersehen will.« Lillys Ausdruck entgleiste, von purer Sicherheit zu schierem Entsetzen. Augenblicklich wandte sie sich in meine Richtung. Bevor ich mich versah, hatte sie bereits ausgeholt und donnerte schmerzhaft mit ihrer Handfläche gegen meine Schläfe. 
»Das wirst du bereuen! Er wird dir nicht gehören, dafür werde ich sorgen!« Irritiert sah ich sie an, legte meine Hand auf meine glühende Wange und versuchte ihrem Wutausbruch zu folgen, was angesichts der Tatsache, dass ich immer noch damit beschäftigt war, dass Carver gerade seine Beziehung beendet hatte, recht schwerfiel. 
»Und mit dir hab ich das letzte Wort noch nicht geredet, du bist wirklich der letzte Dreck!« Mit diesen Worten wandte sie sich zu Carver und ohrfeigte ihn ebenfalls. Carvers Griff lockerte sich augenblicklich und schon fuhr seine Hand auf Lilly zu. Mit einer schallenden Ohrfeige drehte sich ihr Gesicht zur Seite, der leuchtende rote Abdruck seiner Handfläche auf ihrer Wange prangte mir schmerzhaft entgegen. Durch ihre aufgerissenen Augen blickte sie mich an. 
»Lass deine Finger von Alexa, es war meine freie Entscheidung und jetzt verschwinde, bevor ich mich vergesse!« Ohne ein weiteres Wort drehte sie sich um und ging raus, ihre Blicke, als sie die Tür zuzog, waren alles andere als erfreut.

Carvers Arm umgriff meine Taille und zog mich an seinen harten Körper. Sein warmer Atem drang in meinen Nacken. 

»Ab jetzt können wir uns ohne Komplikationen austoben«, raunte er hinter mir, während eine Hand unter meinen Rock bis in meinen Schritt wanderte. Keuchend lehnte ich mich an ihn und schloss meine Augen. Meine Gedanken hingen immer noch an Lillys Worten, ich wusste nicht, zu was sie fähig wäre. ‚Das wirst du bereuen!‘, was wenn dieser Satz ernst gemeint war und nicht einfach nur aus Wut gesagt wurde. Diese Frau war für mich undurchschaubar und irgendwie bereitete es mir Sorgen. 
»Soll man Lilly für voll nehmen?, fasste ich meine Unsicherheit in Worte. 
»Dir wird nichts passieren. Solange du nicht so wirst wie sie, werde ich eigenhändig dafür Sorge tragen«, wisperte er mit beruhigender Stimme in mein Ohr und hauchte zärtliche Küsse auf meinen Hals. 
»Es gibt nur zwei Regeln.« Langsam schritt er um mich herum, hielt vor mir an und legte seine Hand unter mein Kinn. Mit festem Griff hob er es an und suchte meinen Blick. 
»Du wirst nichts entgegen meiner Aussagen machen und verlange niemals eine Beziehung, es sei den, ich würde dich selber darauf ansprechen.« Ich betrachtete ihn genau, sein Ausdruck änderte sich nicht, seine Stimme war ernst und ließ nicht den geringsten Zweifel an der Ernsthaftigkeit seiner Stellungnahme übrig. 
»Eine neue Beziehung wäre mir noch zu früh«, entgegnete ich ihm mit einem Nicken auf seine Worte uns sah ihn dabei gespannt an.

Fahrig legten sich seine Lippen auf meine und direkt fuhr seine Zunge in meinen Mundraum. Ein leises Stöhnen konnte ich nicht unterdrücken, als er mich obendrein noch an sich zog. Mit einem charmanten Lächeln löste er sich gänzlich von mir und betrachtete mich. Einen Moment schien er zu überlegen, bis er sich zum Schrank drehte und diesen öffnete. 

»Wir fahren gleich zu dir, dann ziehst du dir was anderes an. Ich hab das eigentliche Rennen von gestern auf heute verschoben, nachdem du mit Mason ins Krankenhaus bist.« Ich setzte mich aufs Bett und beobachtete ihn genau. 
»Wieso soll ich mir was anderes anziehen? Dafür tut es auch das, was ich gerade trage«, stellte ich fest, als ich mich zurückfallen ließ und die Decke betrachtete. Manchmal waren Männer schwieriger als wir Frauen. Ich hörte Carvers Schritte, als er auf mich zu kam, bis er sich über mich beugte. 
»Weil ich das schärfste Mädchen mitbringen werde und ich möchte, dass die Männer das auch sehen. Obendrein will ich danach noch in einen Club.« Seine Hand streifte bereits über meinen Körper. Mit einem Grinsen drückte ich ihn am Oberkörper sanft weg und setzte mich wieder auf. 
»Dann solltest du dich anziehen.«

Auf Wunsch von Carver war mein Rock noch kürzer, als der vorherige und das Shirt durch ein enganliegendes Top ausgetauscht. Selbst Make-up hatte ich mir aufgetragen. Innerhalb einer Stunde kamen wir an einem leeren Industriegebiet an. Die Gegend, in der wir uns aufhielten, war vor ein paar Jahren auf Grund eines Großbrandes stillgelegt wurden. Unaufgefordert stellte ich mich neben Carver, der direkt seinen Arm um meine Hüfte legte und mich an sich zog. Eric stand auf der anderen Seite neben mir und ein paar weitere Scorpions versammelten sich weiter daneben und hinter uns. Vor uns baute sich eine andere Gruppe auf. Ein Mann mit dunkelblondem, nahezu braunem Haare stellte sich vor Carver und betrachtete erst ihn und dann mich. 

»Wie ich mitbekommen habe, hast du deine Alte abgeschossen?«, erklang die kalte dunkle Stimme unseres Gegenüber. 
»Nachdem sie fast die ganze Stadt durchhatte?«, fügte er noch hinzu und ohne eine Antwort abzuwarten, drehte er sich zu mir. 
»Einen Rat, Kleine, du solltest dich nicht auf ihn einlassen.« Carver zog mich direkt noch ein Stück näher an sich. 
»Lass uns das Rennen fahren und spar dir deine Worte, Blake«, ertönte seine eiskalte Stimme und wandte seinen Blick nicht einmal von seinem Gegenüber. 
»Einmal quer durch die Lagerhallen, wie immer?« Carver nickte nur und zwinkerte dabei noch nicht mal mit dem Auge. Die beiden Gruppen lösten sich und schon schritten einige zu ihren Motorrädern, unter anderem auch Eric und Carver. Kurz vor seiner Maschine bremste ich ihn mit einer Hand auf seinem Brustkorb ab und stellte mich vor ihn. 
»Warum machst du das? Wem willst du was beweisen?«, hauchte ich aus, die Angst von gestern Abend wieder in den Knochen spürend. Sanft legte er seine Hand auf meine Wange und strich mit dem Daumen über die Haut. 
»Mir wird nichts passieren, das verspreche ich dir.« Er war sich seiner sicher, auch wenn mir mein Gefühl etwas anderes sagte. Einen Kuss auf meine Stirn hauchend ging er an mir vorbei zu seiner Hayabusa und ließ mich einfach stehen. Ich würde ihm gerne glauben, doch auch wenn er Teile der Zukunft sehen konnte, könnte ich ihm gerade nicht das Vertrauen schenken.

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