Mittwoch, 8. August 2012

behind your eyes - Kapitel 13

Auf seinen Lippen spiegelte sich ein umwerfendes Lächeln, als er seine Stirn an meine lehnte. Augenblicklich spannten sich meine Muskeln noch ein Stück mehr an. Mein Herz raste und drohte mir aus dem Brustkorb zu springen. Dieser Mann schaffte es, meinen Puls bis ins Unermessliche zu treiben. Gänzlich ohne ein Wort war ich seinem Charm verfallen, dennoch versuchte ich dagegen anzukämpfen. Er sollte nicht spüren, wie sehr ich ihn begehrte, oder wie massiv ich mir wünschte seine Lippen zu berühren, so wie vor einigen Monaten, als sei nie etwas geschehen.
Von einer Sekunde auf die nächste vereiste sein Blick ebenso verschwand sein Lächeln. Seine Hand legte sich auf meinen Hinterkopf und zog mich näher an sich.
»Niemand wird erfahren, dass dieses Kind von mir ist, haben wir uns verstanden?«, zischte er mit so viel Hass in der Stimme, dass augenblicklich mein Blut in den Adern gefror. Für einen kleinen Moment hatte ich geglaubt, dass er sich wieder besinnt hatte, doch diese eiskalte Abfuhr hatte mich erwischt. In meinen Augen bildeten sich Tränen, die sich nur schwer zurückhalten ließen. Was hatte ich schon erhofft? Das dieser egoistische Mensch hinter mir steht? Dieses Leben in mir genauso lieben würde wie ich? Nach außen war er nicht der Mann für solche Gefühle. Wenn ich ihn nie von seiner liebenswerten Art kennen gelernt hätte, würde mich diese Reaktion nicht so mitnehmen. In mir stellte sich nur eine Frage, die ich ihm niemals stellen könnte. Woher kam der Hass, den er gegenüber dem Ungeborenen entwickelt hatte?

Es dauerte einen Moment, bis ich seine Worte gänzlich verstanden hatte, mit einem leichten Nicken versuchte ich dies zu beteuern. Einen Satz auszusprechen fiel mir gerade zu schwer, mein ganzer Körper zitterte unter dieser Feindseligkeit und dem würde auch meine Stimme unterliegen. Carver zeigte kein Anzeichen dafür, dass er nun von mir abließe, stattdessen lächelte er wieder gekonnt.
»Willst du etwas trinken?«, fragte er nun, hielt die Tonlage jedoch genauso eisig wie zuvor. Heftig schüttelte ich den Kopf mit der Hoffnung, dass er mich danach in Ruhe lassen würde. Ich besaß Respekt vor seinem derzeitigen Verhalten und wollte nicht länger als nötig in seiner Nähe sein. Wer wusste schon, zu was er fähig war. Das Kind schien er nicht zu wollen und ich hatte mich bereits dafür entschieden.

Ein Räuspern hinter ihm, ließ meinen Gegenüber ein wenig Abstand zu mir gewinnen, erst dann erkannte ich die goldbraune Mähne von Mason. Erleichtert sah ich zu ihm auf, als Carver sich zu ihm drehte.
»Verzeih, ich wollte deiner Perle nicht zu nahe treten. Es gab lediglich etwas zu klären.« Mit diesen Worten wendete er sich ab und ging. Wie erstarrt folgten meine Blicke diesem Mann, ohne Kraft sie von ihm abzuwenden.
»Alec? Hat er dir irgendetwas getan?«, erklang Masons besorgte Stimme, als sei er gar nicht anwesend. Ich war mir meinen Gedanken ganz wo anders. Ein leichter Druck durchfuhr meine Schulter, augenblicklich zuckte ich zusammen und sprang auf. Mein Körper zitterte erneut, obwohl ich sah, dass es Masons Hand war. Entschuldigend suchte ich seinen Blick, ehe ich leise ‚muss hier raus‘ aus mir rauspresste. Ohne eine Antwort abzuwarten, drängte ich mich zum Ausgang und lief durch die Nacht. Umgehend bahnten sich die ersten Tränen ihren Weg aus meinen Augen, während mich meine Füße ununterbrochen weiter Richtung Dickicht trugen.

In unaufhörlichen kleinen Bächen suchte sich die Nässe in meinen Augen ihren Weg hinab. Wie konnte ein einzelner Mann meine Empfindungen so weit beeinflussen, dass ich mich fühlte wie ein verletztes Kind? Es lag nicht an seiner kalten und abweisenden Art gegen mich, sondern an der abneigenden Haltung gegenüber dem Ungeborenen. Lediglich der Gedanke an seine mit hasserfüllten Stimme ließ mich heftig Schluchzen. Allmählich drängte sich die Frage in den Vordergrund, woher diese unersättliche Missgunst gegen das Baby kam. Völlig außer Atem hielt ich an einem kleinen Wäldchen inne und lehnte mich an einen Baum. Stille umhüllte mich, die alleinig durch mein unerbittliches Heulen durchbrochen wurde und mich veranlasste meinen Gefühlen freien Lauf zu lassen. Erst als ich Schritte vernahm, versiegte mein Schluchzen. Mit schnellen Bewegungen wischte ich die letzten Tränen von meinem Gesicht und wartete auf eine Reaktion der Person, die hergekommen war.
Ich wollte nicht, dass mich jemand so aufgelöst sah, geschweige den, dass ich erklären musste, was los war. Mein Körper zitterte unter der krampfhaften Anspannung nicht zu wissen, wer hier war, doch den Mut mich einfach umzudrehen und der Person entgegen zu sehen, konnte ich gerade nicht aufbringen.

»Alec, geh nach Hause!«, herrschte mich eine wohlbekannte Stimme an. Irritiert drehte ich mich zu herum und betrachtete Carver, seine Tonlage war nicht annährend so hasserfüllt wie zuvor. Was brachte ihn zu seinem plötzlichen Sinneswandel? Und wieso war er mir gefolgt?
»Wieso hasst du mich? Was habe ich dir getan?«, hauchte ich mit zitternder Stimme aus, immer noch unterlag sie den Auswirkungen meiner Tränen. Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem geheimnisvollen Lächeln. In aller Ruhe lehnte er sich gegen den Baum mir gegenüber und ließ seine Augen langsam über meinen Körper streifen, ehe er seufzte und mir fest in die Meinen schaute.

»Du verstehst es nicht, oder? Ich hasse nicht dich, nur das, was unvermeidlich ist.« Meine Blicke blieben auf ihm geheftet. Seine Worte drangen zu mir, aber realisieren konnte ich sie nicht. Die letzten Zeit zeigte er sich mir anders, als wie dieser Satz erahnen ließ.
»Alec, glaub mir«, fing er an und erhob sein Gesicht in Richtung der Baumkronen. »Hätte ich eine Wahl gehabt, wäre ich bei dir geblieben.« Auf seinen Wangen vernahm ich ein leichtes Glitzern. Sofern ich es nicht besser wüsste, würde ich denken, es seien Tränen.
»Daran glaubst du selber nicht, oder?«, fuhr ich ihn an, ich konnte mir nicht erklären, woher auf einmal der Mut kam, ihm die Stirn zu bieten. Doch vermutlich bestand es rein aus der Wut auf seine Kaltherzigkeit. Statt eine Erwiderung zu erhalten, legte sich eine drückende Stille in die Luft.

»Wenn ich dich bei mir halte, wird dir etwas Furchtbares zustoßen. Egal was ich versucht hab, immer lief es auf das Gleiche hinaus. Das durfte ich nicht zulassen, das könnte ich mir nie verzeihen.« Mit diesen Worten stieß er sich von dem Baum ab und machte einige Schritte auf mich zu. Unmittelbar vor mir hielt er inne und strich mit einer zarten Berührung über meine Wange. Augenblicklich schmiegte ich mich an seine Handfläche. Für einen Moment fühlte sich alles Vergangene an, wie ein Traum, aus dem ich nun erwacht war.
»Aber sobald meine Gedanken darin abdriften, wie sehr ich dich verletzt habe...«, mitten im Satz brach er ab, lehnte sich an mich und atmete tief ein.
»Es zerreißt mich innerlich, ausgerechnet dich so im Stich zu lassen. Ich will nicht, dass du leidest...alle, nur nicht du«, hauchte er mit zitternder Stimme aus.

Eine Zeit schwiegen wir uns einfach an, ich konnte seine Worte nicht verarbeiten und er schien auf eine Reaktion zu warten, bis er mein Kinn mit zwei Fingern anhob und es genau betrachtete.
»Ich hatte gehofft, du lässt dich von Mason trösten. Als ich sah, wie du rausranntest, hatte ich Angst, dich nie wieder zu sehen.«
»Wie soll ich dir glauben können, nachdem was du mir alles sagtest?«, erklang es nun von mir, doch meine Stimme hörte sich nicht annährend nach der meinigen an. Sie war leise, unsicher und zitterte. Carver betrachtete mich, seinem Gesicht konnte man die Anstrengung ansehen, die richtige Antwort zu finden.

Im nächsten Moment presste er mich fest gegen den Baum und fuhr direkte mit der Hand unter meinen Rock. Keuchend und ohne zu zögern, hob ich ein Bein um seine Hüfte und wartete auf sein Weiteres vorgehen. Seine Hand, die fahrig über meinen Oberschenkel hinauf zu meinem Hintern streifte, hinterließ eine glühende Spur auf meiner Haut. Wollig stöhnte ich unter dieser auf und stemmte mein Becken in seine Richtung, während ich mit meinem Rücken Halt an dem stützenden Holz suchte.
»Du bist heiß, Babe«, raunte er hart in mein Ohr. Mit einem Lächeln rang ich nach Luft, allein seine Nähe brachte mich um den Verstand. Ich konnte meine Gedanken nicht mehr kontrollieren, durch seine Berührungen liefen sie Amok und verliefen sich als ein warmer Impuls in meiner Mitte.

Die Augen geschlossen stöhnte ich und erhoffte mir das dies alles nicht nur ein Traum war. Zu lang sehnte ich mich nach diesen Liebkosungen. Mit flatterndem Herzen öffnete ich sie abermals und erblickte umgehend dieses wunderschöne Rot vor mir. In diesem Moment wurde mir bewusst, dass es für mich keinen anderen Mann gab. Ich unterlag gänzlich Carvers Charme und ich hätte nie genug Kraft, um von ihm loszukommen.
»Schenk mir nicht deine Aufmerksamkeit, um mich danach wieder wegzustoßen, das könnte ich nicht verkraften...«, flüsterte ich. Ich hatte Angst vor seiner Reaktion, fürchtete mich davor, dass er wieder gehen würde. Er ahnte ja nicht, wie er mich mit seinem Verhalten nach und nach zerbrach.
Seine Hand drängte sich unter den Stoff meines Höschens, augenblicklich stöhnte ich auf, als sich seine Finger fordernd über meine Spalte bewegten und er kurz darauf mit zweien in mich eindrang.
»Ich will nicht spielen, ich will dich. Dich und unseren Sohn«, hauchte er in mein Ohr und schon verteilte sich eine angenehme Gänsehaut auf meinem Körper. Wie lang hatte ich mir ersehnt diese Worte zu hören. Ich setzte an noch einmal nachzuhacken, konnte dieses Versprechen einfach nicht glauben, was wenn mein Gehör mir einen schlechten Scherz spielte? Doch dieses Vorhaben wurde vereitelt, denn in eben diesem Moment drang das Geräusch schneller Schritte zu uns durch. Urplötzlich entfernte sich Carver von mir und sah nun ebenfalls der Person entgegen. Kaum eine Sekunde später nahm ich schon die Silhouette eines Mannes wahr, die sich zweifelsfrei als Mason enttarnte, und zwischen den Bäumen in das sanfte Mondlicht trat, während er zu uns herüber sah.

»Verdammt Alec, was ist vorgefallen? Wieso bist du so plötzlich weggerannt?«, drang seine besorgte Stimme zu mir durch. Vorsichtig, als würde er auf ein verstörtes Tier zu gehen, machte er ein paar Schritte auf uns zu. 

»Ich bin dir sofort gefolgt, hab dich aber im Dickicht aus den Augen verloren. Hat Carver...« Doch schon versiegte sein Stimme mitten im Satz, augenblicklich veränderte sich sein Blick. Eben noch liebevoll konnte ich nun den Hass auf den Mann erblicken, der neben mir stand. Mason hatte Carver erkannt und fixierte diesen nun mit seinen Blicken.

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