Donnerstag, 18. Oktober 2012

behind your eyes - Kapitel 20


Abrupt wurde ich aus diesem Tagtraum gerissen und spürte, wie Blakes Zunge meinen Mundraum erforschte. Zeitgleich stemmte ich meine Hände gegen seinen Brustkorb und stieß ihn von mir.
»Mach das nie wieder!«, fauchte ich ihn an, während seine Blicke kalt auf mir lagen. Ein hämisches Grinsen zierte seine Lippen, als er anfing eine Erwiderung auszusprechen:
»Der Kuss war eigentlich nur Mittel zum Zweck, dennoch fand ich es erstrebenswert herauszufinden, wie weit man gehen kann. Visionen können eine wunderbare Verlockung sein, Menschen etwas tun zu lassen, was sie im Grunde gar nicht wollen.« Erstaunt sah ich in seine Augen. Mir war lediglich bekannt, dass man mit Devil Eyes Erscheinungen hervorrufen konnte und diese versteckten sich definitiv nicht hinter dem leuchtenden Giftgrünen.
»Ich besitze nicht dieselben Veranlagungen wie Jaden, aber ich habe in Überlieferungen davon gelesen, dass man schwangeren Frauen Dinge aus der Vergangenheit übermitteln kann, wenn die genetischen Eignungen für diese teuflischen Gene vorhanden sind. Derzeit sind sie ein Teil von dir, wodurch du selbst sehen kannst.« Geschockt sah ich ihn an, er ahnte demnach bereits zuvor, dass mein Baby dieselbe Kraft hatte, wie Carver.

Schritte durchbrachen unser Gespräch, weshalb er sich augenblicklich von mir abwandte und in die Richtung des Störenfrieds drehte.
»Ich hatte gerade eine nette Unterhaltung. Carver ist auf dem Weg hierher. Es war eine gute Idee Alexa so skrupellos zu überraschen. Sie hat ihr Handy verloren und dies versetzte ihn in Aufruhr, alles läuft nach Plan«, sprach Lilly aus, woraufhin sie kalt lachte. Blake hingegen stand auf und machte einige Schritte auf sie zu.
»Nichts läuft nach Plan, verdammt! Ihr habt mir geschworen, dass dies Masons verdienst ist«, schrie er ihr entgegen und deutete in meine Richtung. Mir war längst bewusst, dass Mason Mitschuld hatte an der ganzen Situation, auch wenn ich diese Tatsache weiterhin versuchte zu verdrängen.
»Und dann kommst du hier so scheinheilig rein mit den Worten, dass sie das Kind meines Bruders in sich trägt!« Lillys Gesicht überzog weiterhin ein hämisches Grinsen, sie ließ sich von seinen Worten nicht im geringsten Beeindrucken. Siegessicher trat sie auf ihn zu, blieb unmittelbar vor ihm stehen und strich mit einem Finger über sein Kinn.
»Travis, mein Lieber, reg dich nicht so auf. Carver muss erstmal bis hier kommen. Selbst wenn er es schaffen sollte, werd ich mich um den Rest kümmern.«
»Du kümmerst dich um gar nichts, haben wir uns da verstanden? Ich konnte dir damals nicht vertrauen, warum sollte ich es heute tun? Du bist nach wie vor von ihm besessen!«, schrie er seine Gesprächspartnerin an und achtete keinen Augenblick darauf, ob er sie verletzte oder nicht. Blake schien die Situation aus den Händen zu gleiten und das fürchtete er.
»Und jetzt verschwinde, bevor ich mich vergesse!« Erschrocken weiteten sich Lillys kristallklaren Augen und starrten ihren Gegenüber an.

Sweet Amoris FanFiktion - Kapitel 8


Lächelnd blickte ich dem Geschehen zu. Einen Moment blieb sie dort stehen und drehte sich dann um. Das Gesicht von Zorn erfüllt stapfte sie zurück zum Eingang. Seufzend erhob ich mich und beschloss mich ebenfalls auf den Weg zum Unterricht zu machen. Trübsaal blasen brachte nichts und Castiel hatte sicherlich recht. Aus dem Foto wird keine große Sache gemacht.

Die letzten Stunden waren schnell um und so drang der Lärm der aufgeregten Schüler durch die Gänge. Träumend blieb ich an meinem Platz sitzen und starrte einfach nur aus dem Fenster. Ich hatte keine Lust nach Hause zu gehen, da wartete niemand auf mich, wie jeden Tag. Selbst Dakota war dauernd unterwegs und flirtete mit irgendeiner. Ich fragte mich allen Ernstes, wieso niemand sein Spiel aufdeckte.
»Kann ich dich kurz stören?«, erklang die ernste Stimme des Mädchens vom Schulhof. Erschrocken blickte ich auf und betrachtete sie genau. Braune Haare, blaue Augen, schlank und einen etwas ausgefalleneren Kleidungsgeschmack. Corsage und Jeans mit Löchern. Erstaunt blieben meine Blicke auf ihr gerichtet.
»Was gibt es so Wichtiges?«, entgegnete ich ihr und erhob mich allmählich von meinem Stuhl.
»Nathaniel hat mir gesagt, wo ich dich finde. Ich wollte mit dich um etwas bitten.« Verwirrt betrachtete ich die Braunhaarige, von der ich nicht einmal den Namen wusste. Während sie sich Gelasse auf die Tischplatte niederließ.
»Vielleicht hast du schon von mir gehört, ich bin Vanessa. Vor einiger Zeit war ich mit Castiel zusammen.« Wow, diese Tatsache warf mich gerade ernsthaft ein wenig aus der Bahn. Was bitte sollte diese Frau von mir wollen? Sofort hatte sie meine volle Aufmerksamkeit und meine Augen hingen wie gebannt auf ihr. Ich konnte mir nicht erklären, was mich so an ihr faszinierte, aber wahrscheinlich war es die Tatsache, dass sie durch die eiskalte Fassade des Badboys kam.

»Und was kann ich für dich tun?« Leicht nervös, was eigentlich gar nicht zu ihrem Auftreten passte, drehte sie eine Strähne in ihren Fingern.
»Also, um es auf den Punkt zu bringen, Castiel war nicht immer so. Früher war er ein halbwegs netter junger Mann, doch meine Gefühle entwickelten sich anders. Nachdem ich es gemerkt hatte, gab ich ihm den Laufpass. Nicht unbedingt auf die freundliche Varriante und für einen Kerl, der es eigentlich nicht Wert war, aber ihm ging es näher, als er zugeben will.«, erklang ihre Stimme. Irgendwas machte mich stutzig, dass sie ausgerechnet zu mir kam, wenn sie doch über Castiel reden wollte. Wir hatten uns heute das erste Mal unterhalten, ohne uns gleich anzukeifen.
»Ich hab euch zusammen gesehen, als ich mit ihm reden wollte. Seit unserer Trennung kümmert er sich nicht mehr um seine Schullaufbahn und ich möchte nicht, dass er sich aus diesem blöden Grund sein Leben verbaut. Vielleicht kannst du mehr erreichen, vor mir läuft er dauernd weg.«
»Dir ist hoffentlich bewusst, dass wir uns mehr oder weniger hassen?«, sprudelte es direkt aus mir heraus. Dieses Mädchen nahm sich wirklich einiges raus, ohne die Grundlagen zu kennen. Im selben Moment lachte sie herzlichst auf und stemmt ihre Hände neben sich auf die Tischplatte.

Sweet Amoris FanFiktion - Charaktere

Ich hab aus Langeweile mal ein wenig mit Photoshop gearbeitet und nutze dies dann mal als Charakteraufzählung für die Sweet Amoris - FanFiktion. Diese sind jedoch noch nicht ganz fertig und ebenfalls nicht vollzählig :)







Sonntag, 14. Oktober 2012

let me be yours - Kapitel 8

Der Parkplatz, auf dem ich mit Cole stand, war leer. Um uns herum waren nur wenige Häuser und die meisten waren Geschäfte. Selbst das Licht der Einkaufspassage drang nur geringfügig hierauf. Langsam knöpfte er meine Jacke auf und drückte sie danach zur Seite, dabei lehnte er sich an mich. Sofort spürte ich seine Erektion durch die Kleidung. Meine Muskeln verspannten sich und brachten meinen Körper zum Zittern.
»Entspann dich, Sugar«, wisperte er rau in mein Ohr und fuhr darauffolgend mit seiner Zunge über meinen Hals. Die Angst, aus dieser Situation nicht unbeschadet herauszukommen, übermannte mich vollkommen. Meine Gedanken überschlugen sich. Erneut versuchte ich ihn von mir wegzudrücken, allerdings lehnte er sich sofort weiter an mich und raubte mir so die Chance, etwas abstand zwischen uns zu kriegen. Schon nutzte er den Moment und presste seine Lippen ein weiteres Mal auf meine. Doch dieses Mal nutzte ich den Augenblick und hob mein Bein schnell an. Irritiert von meiner Handlung löste er sich kurz von mir, ehe sein Blick eiskalt wurde und ein gehässiges Lachen aus seiner Kehle rang.
»Ein temperamentvolles Biest. Ich werde es genießen dich zu brechen!«, waren seine abschätzenden Worte, bevor er sich erneut gegen mich lehnte. Zum wiederholten Male spürte ich, wie sich seine Finger Einlass in mir suchten und er unverzüglich anfing sie in mir zu bewegen. Es schien aussichtslos und dieser Gedanke jagte mir Nässe in die Augen. Selbst mein Körper zitterte unaufhörlich, ich konnte mich nicht genug sammeln, um mich selbst zu beruhigen.
»Bitte...«, hauchte ich aus, ein letzter Versuch ihn zur Vernunft zu bringen, doch auch dies schien keinerlei Wirkung zu zeigen. Stattdessen suchte sich seine freie Hand einen Weg über meinen Körper, bis er sie letzten Endes auf meiner Brust zum Ruhen brachte und diese barsch umgriff. Sofort presste ich meine Lider aufeinander. Ich wollte diesen Mann nicht ansehen, geschweige den, ihm die Genugtuung geben, dass er meine Angst durch meine Tränen bemerkte. Umgehend leckte er sich von meinem Schlüsselbein aus hinauf und überhörte das leise Wimmern, welches aus meiner Kehle rang. In dieser aussichtslosen Situation übermannte mich die Angst und ließ meine Gedanken verschwimmen.

»Benimm dich normal!«, zischte Cole gefährlich, als das Geräusch schneller Schritte über den dunklen Parkplatz hallten. Mein Peiniger entfernte sich ein wenig von mir. Nicht genug um wegzulaufen, aber dennoch ausreichend um einen Moment die Hoffnung zu erhalten diesem Unwesen entfliehen zu können.
»Lass sie los, Cole!«, ertönte die strenge herrschende Stimme eines gereizten Mannes. Derzeit war ich nicht in der Lage sie zuzuordnen. Doch die Tatsache, dass ausgerechnet diese dafür sorgte, das Cole gänzlich von mir abließ und lediglich einen Arm um mich legte, freute mich enorm.
»Misch dich nicht in meine Angelegenheiten ein!«, sprach mein Peiniger aus, zog mich zeitgleich von der Wand weg und wollte mich vorwärts drücken. Am liebsten würde ich gerade schreien, doch meine Kehle war wie zugeschnürt, mal ganz davon abgesehen, dass ich zitterte wie Espenlaub.
»Ich lass dir dauernd freie Hand, aber nicht bei ihr. Glaubst du allen Ernstes, dass sie mit deiner Art zurechtkäme? Freundchen schalt deinen Kopf ein, du würdest sie vergewaltigen, sie ist nicht wie Maya!«, fuhr der Hinzugekommene Cole an, als mich dieser an ihm vorbeidrängen wollte. Erstaunt blickte ich auf und versuchte mich aus meiner Angst zu fangen. Unerwartet sah ich dem sonst so kalten Cain entgegen, dessen abschätzender Blick auf seinem Gegenüber lag. Ohne eine Antwort versuchte Cole mich weiter zu drücken, doch genau in dem Moment packte sein Gesprächspartner seinen Arm. Einige Minuten verharrten die beiden Männer in dieser Haltung, sie starrten sich lediglich an, doch man spürte, wie sich eine Spannung zwischen beiden aufbaute. Die Haltung meines Peinigers war normal, doch seine Stimme bebte, als er Cain gefährlich entgegenzischte:
»Lass mich los!«
»Lass Ricarda los und verschwinde. Ansonsten seh ich mich gezwungen dieses Mal die Polizei zu rufen.«
Ein erdrückendes Schweigen legte sich in die Luft. Beide Männer fixierten sich und keiner wagte sich irgendetwas zu tun. Letztendlich seufzte Cole und lockerte seinen Griff. Sicherlich hatte er eingesehen, dass ihm keine andere Wahl geblieben wäre. Erleichtert atmete ich ein und blickte Cain dankbar entgegen.
»Wir sehen uns nochmal, Sugar«, knurrte Cole, bevor er mich letztlich losließ und wegging. Ich sah ihm noch hinterher, die Situation war noch nicht gänzlich zu mir durchgedrungen. Doch als ich endlich registrierte, dass die Gefahr vorüber war, drehte ich mich zu Cain und verbeugte mich leicht.
»Danke«, hauchte ich aus und richtete dabei meine Kleidung. Mit einem leisen Lachen sah er zu mir nieder.
»Hübsche Frauen sollten dunkle Gassen meiden. Dein Vater scheint dir einiges nicht beigebracht zu haben«, sprach er mit freundlicher Stimme aus. Trotz der Angst, die weiterhin in meinem Körper war, konnte ich mir ein Lächeln nicht vermeiden.
»Ich brauchte Gassen nie meiden. Mein Bruder hat immer auf mich geachtet.«

Cain schien letzten Endes gar nicht so unfreundlich, wie er mir zuerst rüberkam. Wir standen noch einige Minuten so auf dem Parkplatz und unterhielten uns. Ich fand unter anderem raus, das er Jura an der städtischen Universität studierte und im letzten Semester steckte. Anfangs wunderte ich mich, was er mit diesem Smalltalk erreichen wollte, in dem er mehr von sich erzählte, als die letzten Stunden zusammen, am Ende merkte ich es jedoch. Durch diese Unterhaltung beruhigten sich meine Nerven ungemein, ich schaffte es wieder zusammenhängende Gedanken zu fassen und selbst das Zittern meines Körpers ließ sich kontrollieren. Mit einem Lächeln bat er mich, ihm Gesellschaft bei einem Kaffee zu leisten. Die Skepsis, ich könnte erneut in eine missliche Lage treten, durchdrang augenblicklich meinen Körper. Nach den Erlebnissen des Abends wusste ich wirklich nicht, ob es das richtige war. Letzten Endes sagte ich dennoch zu. Ich hatte das Gefühl ihm etwas Schuldig zu sein. Wir gingen zurück zur Fußgängerzone und dann ein Stück hinauf. Dort war ein kleines Café, das selbst um diese Zeit noch geöffnet hatte.
»Wieso bist du ausgerechnet mit ihm gegangen?«, fragte Cain vorsichtig und rührte langsam seinen Kaffee durch. Ich starrte auf mein Getränk, während ich versuchte meine Gedanken zu ordnen. Der ganze Abend war ziemlich durcheinandergeraten.
»Er ist mir gefolgt und wollte nicht lockerlassen, bis ich ihm den Willen gab, mich zu einem Taxi zu geleiten.« Schnell lehnte ich mich zurück und blickte an die Decke. Die Erklärung musste wirklich blöd klingen, fast als würde ich jedem folgen, der mich lang genug nervte.
»Sag mal, Bradley sagte, du heißt Crawford, dein Vater ist nicht zufällig Richard Crawford? Du musst die Frage verzeihen, aber von dem Lebenspartner seine Mutter redet er nicht gerne.« Lächelnd nickte ich ihm entgegen und nahm einen großen Schluck meines Latte Macchiato.
»Du kennst meinen Vater?«
»Flüchtig, ich hab ein Praktikum in der Kanzlei meines Vaters gemacht, die eure Firma vertritt.« Ich nickte, wenn er in dieser Kanzlei sein Praktika machte, musste er gut sein. Ich denke nicht, dass sein Vater den guten Ruf riskieren würde. Cain erzählte mir einen ganzen Teil aus seinem Leben, obwohl mich das nicht wirklich interessierte. Ich war mehr darauf bedacht, wie ich nach Hause kommen würde. Der nervtötende Klingelton meines Handy unterbrach unser Gespräch. Ohne zögern hob ich ab und legte es ans Ohr.
»Wo bist du?«, erklang die gereizte Stimme meines Bruders, ohne das ich auch nur ansatzweise eine Begrüßung formulieren konnte.
»In einem Café«, antwortete ich knapp, obwohl ich wusste, dass die Antwort nicht ausreichen würde.
»Wo genau? Ich komm zu dir, jetzt bin ich einmal in der Stadt.«
»Im Dingos. Es ist auf der Fußgängerzone, aber...« Schon hatte er aufgelegt. Das Daniel immer so unüberlegt handeln musste, wenn er sich Sorgen machte. Entschuldigend sah ich zu Cain und packte das kleine Gerät wieder weg.
»Der Latino?« Den Kopf schüttelnd sah ich meinen Gesprächspartner an. Irgendwie fragte ich mich gerade, was Cain wohl dachte, wie Rio zu mir stand.
»Wie kommt es, dass so ein Mädchen wie du keinen Freund hat?« Lachend lehnte ich mich vor, nur um ihm genauer ins Gesicht zu sehen.
»Es hat noch keiner geschafft an meinem Bruder vorbei zu kommen. Ich würde sagen, es ist schier unmöglich«, antwortete ich und spielte an einer Locke meines Haars, es war eine Angewohnheit aus Kindestagen.

Wie es kommen musste kam Daniel in einem Moment ins Lokal, in dem ich nicht zur Türe blickte.
»Ricarda!«, erklang seine herrschende Stimme, als ich gerade herzlichst lachte. Augenblicklich sprang ich auf und drehte mich zur Türe. Einen Moment vollkommen perplex, stürmte ich auf ihn zu, nur um ihm unmittelbar um den Hals zu fallen. Gerade mal ein Tag war vergangen, aber es fühlte sich an, als hätte ich ihn eine Ewigkeit nicht mehr gesehen.
»Keine Angst, es ist nicht so, wie du glaubst. Er hat mir geholfen«, versuchte ich den Mann vor mir zu besänftigen, als ich merkte, wie seine Blicke auf Cain fielen. Ich wollte nicht, dass mein Start in dieser Stadt schwerer werden würde, als es ohnehin schon war. Es dauerte eine Weile, bis Daniel meine Worte verarbeitet hatte, doch dann schritt er ein wenig auf Cain zu.
»Danke für die Hilfe, ab hier übernehme ich wieder. Du kannst nach Hause verschwinden!« Die beiden Männer standen sich einen Moment gegenüber und starrten sich regelrecht an, bis Cain sich dazu entschloss, ihm den Rücken zu kehren. Lediglich ein kurzes ‚Ciao‘ entrang ihm, als er an mir vorbei Schritt und schon war er aus dem Laden raus. Daniel wirkte zufrieden, wie sollte es auch anders sein, immerhin hatte er sein Ziel erreicht. Langsam wandte er sich in meine Richtung, doch das was ich sah, erfreute mich keines Wegs. Seine Augen wirkten eiskalt. Es schien einem Wunder zu gleichen, dass er nicht auf Cain losgegangen war.
»Kaum lass ich dich einen Tag aus den Augen, läufst du von einer Scheiße in die nächste. Wieso ziehst du das nur magisch an? Und ich dachte ernsthaft, dass es das Beste für dich sei!« Den Blick gesenkt legte ich den letzten Abstand zum Tisch zurück, um meine Tasche zu nehmen und mich darauffolgend nach Hause bringen zu lassen. Der Abend war gelaufen, jetzt brauchte ich nicht auch noch eine Standpauke von dem Menschen, der mir am wichtigsten war.
»Bring mich bitte einfach zu Vater«, flüsterte ich, als ich neben ihm stand. Daniel legte unmittelbar seine Arme um meine Schulter und zog mich an sich. Mit festem Griff drückte er mich voran aus dem Lokal raus.

Auch draußen lockerte er seinen Griff nicht. Mittlerweile gingen wir die ausgestorbene Fußgängerzone entlang auf der Suche nach einem Ort an dem Daniel schlafen konnte. Ich wolle ihn um diese Uhrzeit unter keinen Umständen wieder die lange Fahrt nach Hause machen lassen. Vor einem kleinen Hotel blieben wir stehen. Auf den ersten Schein wirkte es ziemlich heruntergekommen, aber ich hoffte, dass er trügt. Daniel schritt voraus, quer durch die recht kleine Eingangshalle. Erst an der Rezeption blieb er stehen und sah sich um. Ich blieb neben ihm stehen und folgte seinen Blicken. Er sah zur Bar rüber, sicherlich wollte er etwas trinken, wie normalerweise jeden Samstag. Es dauerte etwas, bis eine junge Frau an die Rezeption trat und uns ein Zimmer zuteilte. Daniel hatte ein Doppelzimmer genommen, er meinte, dass er mich morgen früh zurück bringen würde.
Das Zimmer lag im zweiten Stock und war recht winzig. Lediglich ein Doppelbett und ein Fernseher passten hinein. An dem Gesichtsausdruck meines Begleiters konnte ich erkennen, dass er den gleichen Gedanken verfolgte wie ich. Ein Doppelbett, obwohl er zwei Einzelbetten wollte. Anhängend an dem Raum lag ein Badezimmer mit durchschnittlicher Ausstattung. Es wurde komplett in weiß gehalten. Ich warf mich zuerst aufs Bett und starrte an die triste Decke. Die weiße Bettwäsche, welche mit roten Handtüchern dekoriert wurde, lud mich förmlich ein. Obendrein wollte ich mich gar nicht erst umschauen und feststellen, wie schmutzig der Raum wirklich war. Daniel verschwand ohne ein Wort im Badezimmer und ließ eine ganze Weile nichts von sich hören. Irgendwann erhob ich mich und lehnte mich an die Türe.
»Dan?«, fragte ich vorsichtig. Mir war bewusst, dass er nicht begeistert vom Ablauf des Abends war, aber ich wollte nicht, dass er vor sich her schmollte. Aus dem Raum kam lediglich ein brummendes Geräusch, eigentlich hieß es, dass er seine Ruhe haben wollte, doch genau die wollte ich ihm gerade nicht lassen. Seit wir das Café verlassen hatten, redete er nicht einmal mit mir und das hieß nichts Gutes.
»Verdammt Daniel, rede mit mir!«, zischte ich nach weitern Minuten voller Stille und hämmerte dabei mit der Faust gegen die Türe. Augenblicklich ertönte das Geräusch plätschernden Wassers. Daniel wollte nicht mit mir reden und so schnell würde er auch nicht nachgeben. Langsam schlenderte ich zum Bett zurück, streifte dabei die Kleidung von mir und legte mich lediglich mit Höschen bekleidet auf die Matratze. Unter der wolligen Wärme der dicken Decke bemerkte ich schnell, wie geschafft ich von den ganzen neuen Eindrücken war.

Es war dunkel im Zimmer, als ich durch die Wärme neben mir erwachte. Um mich lag ein Arm, der mich an einen anderen Körper presste. Sanft strichen seine Finger über meinen Oberkörper. Ich schmiegte mich an ihn und brummte leise vor mich her, es fühlte sich angenehm an.
»Entschuldige, ich wollte dich nicht wecken«, erklang Daniels leise Stimme. Sofort lehnte ich mich gänzlich gegen den warmen Oberkörper. Er roch nach einer markanten Mischung aus Cool Water, Alkohol und Zigarettenqualm, der Geruch, den ich von ihm kannte. Zärtlich wanderten seine Fingerspitzen weiter über meinen Körper, was mich zum Seufzen verleitete.
»Ich will dich nicht verletzen«, hauchte er mit zitternder Stimme in mein Ohr. Unverzüglich drehte ich mein Gesicht in seine Richtung. Lächelnd betrachtete ich ihn im seichten Licht, das von der Straße eindrang. Zaghaft legte ich meine Hand auf seine Wange und streichelte leicht über die Haut.
»Du verletzt mich nicht, wenn du bei mir bist. Lediglich, wenn du mich alleine lässt«, flüsterte ich das aus, was ich erst heute bemerkte. Bei ihm fühlte ich mich geborgen, in seinen Armen konnte ich mich fallen lassen. Ich brauchte keine Angst zu haben, etwas falsch zu machen und ohne ihn fühlte ich mich nicht vollständig. Vielleicht redete ich mir das auch nur ein, weil ich mich nie wissentlich in der Nähe eines anderen Mannes gewusst hätte. Lächelnd hauchte Daniel mir einen Kuss auf die Wange und verteilte danach hauchzarte Liebkosungen auf meinem Hals. Jede Berührung seiner Lippen auf meiner Haut jagte einen Hitzeschauer durch meinen Körper. Unvorhergesehen legte er eine Hand auf meiner Taille ab und drückte mich ins Laken. Darauffolgend beugte er sich über mich und strich sanft eine Haarsträhne aus meinem Gesicht. Seine Hand ruhte auf meiner Wange, während er mir unaufhörlich in die Augen blickte.
»Ich liebe dich«, wisperte er und umschloss behutsam meine Lippen mit seinen. Erst als ich registrierte, wie mir geschah und seinen Kuss erwiderte, legte er seine Vorsicht ab und lenkte diesen Kuss zu einem leidenschaftlichen Austausch unserer Gefühle. Gestern noch dachte ich, dass ich mich ihm gegenüber nie so fühlen konnte, doch die heißen Impulse, die durch meinen Körper jagten, zeigten mir, dass ich mich getäuscht hatte. Begierig strich seine Zunge über meine Unterlippe und erbat um Einlass. Mit einem Lächeln gewährte ich ihm diesen Wunsch und schon starrte ein feuriger Machtkampf. Zärtlich ließ er seine Finger über meine Haut gleiten, bis sie an meinem Höschen ankamen. Seine Finger zogen ihre Bahn über den dünnen Stoff, zaghaft immer weiter zu meiner Perle. Unverzüglich begann er diese hingebungsvoll zu reizen, während ich scharf die Luft einsog, um ihm nicht gleich stöhnend meine Begierde zu verdeutlichen. Lächelnd beobachtete er jede Regung in meinem Gesicht, als sich seine Finger wie von selbst einen Weg unter mein Höschen suchten. Erschrocken zog ich die Luft ein, als ich sie unmittelbar an meiner Haut spürte. Die Bilder des Abends drangen unaufhörlich in meine Gedanken, was gleich darauf meinen gänzlichen Körper verkrampften ließ. Keuchend löste er sich von mir und setzte sich sogleich auf, wobei er sein Gesicht in seinen Händen vergrub.
»Es tut mir Leid«, hauchte er mit zittriger Stimme nach einigen Minuten voll Stille, bevor er sich regte und drohte aufzustehen. Er hatte die Situation falsch verstanden, aber wie sollte es auch für ihn rüber kommen.
»Bitte bleib bei mir ...«, wisperte ich und umschlang bei diesen Worten seinen Oberkörper. Ich wusste, was dieser Satz für ihn bedeuten musste, aber ich fürchtete mich nicht davor. Lediglich die Angst, er könnte gehen, füllte mich von innen aus. Abrupt festigte ich meinen Griff und lehnte mich an seinen starken Rücken. Sein Herz raste, der schnelle Rhythmus drang in mein Ohr. Daniels Hand legte sich sanft auf meine, zärtlich strich er über meinen Handrücken.
»Es liegt nicht an dir«, flüsterte ich ihm zu. Ich wollte ihn nicht im Ungewissen lassen, wo ich ihm zuvor den Schmerz über die Reaktion in den Augen ablesen konnte.
»Weißt du, ich bin bei den Leuten von Bradley geblieben, bis sie mir zu niveaulos wurden«, begann ich eine Erklärung wusste aber nicht, wie ich ihm genau sagen sollte, was geschehen war, ohne das er direkt in vollkommene Rage geriet. Gespannt setzte auch er sich auf und saugte jedes Wort förmlich in sich ein.
»Ich machte mich auf den Weg nach Hause, doch einer seiner Freunde war mir gefolgt und wollte mehr.« Ich konnte spüren, wie seine Muskeln sich vor purem Hass anspannten. Bevor er etwas machen konnte, kräftigte ich meine Umarmung und sprach dessen ungeachtet weiter:
»Ich bin mit dem Schrecken davon gekommen, Cain ging rechtzeitig dazwischen und kurz darauf kamst du.« Daniel senkte seinen Haupt und starrte auf seine Hose, in welche er seinen Griff verkrampfte.
»Und ich Volltrottel kann meine Finger nicht bei mir halten«, sprach er mehr zu sich selber als zu mir aus.
»Dich trifft keine Schuld, du konntest es nicht ahnen, woher auch?«, versuchte ich ihm die selbsteingeredete Bürde auszureden. Ich merkte jedoch schnell, dass ich selbst nicht schaffte, ihn von seinem Irrglauben abzubringen. Wenn er sich einmal etwas einredete, bestärkte er sich darauf. Stille zog in den Raum, erdrückend legte sie sich um uns, während wir einfach so da saßen. 

Mittwoch, 10. Oktober 2012

let me be yours - Kapitel 7

Unentwegt starrte ich auf mein Handy und lass die Nachricht immer wieder durch. Fast als hätte ich die Hoffnung nach der zwanzigsten Wiederholung einen anderen Text zu lesen. Ich konnte mir den Sinn in der Nachricht nicht erklären, Daniel konnte gar nicht wissen, wo ich war, immerhin müsste er bei uns zuhause sein und das lag eine ganze Ecke entfernt. Bevor ich mir jedoch eine Antwort überlegen konnte, legte Bradley seinen Arm um meine Schulter und zog mich an sich ran. Sanft strich seine Hand über meinen Arm, während er mir leise ins Ohr flüsterte:
»Wenn du nicht mitmachen willst, ist es vollkommen in Ordnung. Niemand wird dich zwingen.« Sogleich starrte ich ihn an, immer noch abgelenkt von Daniels Nachricht, konnte ich seine Worte nicht gänzlich verfolgen. In meinem Kopf drehte sich alles nur um die Frage, woher mein Bruder wissen sollte, wo ich mich genau aufhielt.
»Nein, das ist es nicht« sprach ich erst ein paar Minuten später aus und legte mein Handy möglichst unbemerkt neben mich. Kaum war dies getan, setzte ich wieder eins meiner gekonnten Lächeln auf und ließ meinen Blick durch die Runde schweifen.
»Und? Fangen wir an?«, ertönte die Stimme des braungebrannten neben Cain. Augenblicklich fuhr mein Augenmerk auf ihn, seine pechschwarzen Haare waren kurzgeschnitten und mit feuerroten Spitzen zu Spikes gestylt. Dazu hatte er blutrote Augen, sicherlich waren es Kontaktlinsen, anders konnte ich mir die Farbe nicht erklären. Sein durchtrainierte Oberkörper wurde von einem schwarzen Muskelshirt verdeckt, durch den sich seine Muskeln abzeichneten. An seinem rechten Oberarm hatte er ein Tribaltattoo.
»Oder fürchtest du, du könntest nicht mit uns mithalten?« Seine Stimme war rau und seine Augen blitzten bei diesem Satz auf. Unverzüglich merkte ich, wie meine selbstsichere Fassade anfing zu brökeln. Die Stimme und Blicke dieses Mannes jagten mir mehr Angst ein, als das kalte Verhalten seines Sitznachbars.
»Wovor sollte ich mich fürchten?«, konterte ich, um mir meine Unsicherheit nicht anmerken zu lassen. Verblüfft betrachtete er mich, scheinbar hatte er damit gerechnet, dass ich nun das Weite suchte. Bradley setzte mir ein neues Glas vor, zögerlich trank ich dran, da mir der Geruch des Alkohols weit voraus in die Nase trat. Die Mischungen hier waren nicht ohne, weitaus stärker als ich sie bislang gewohnt war. Ich spürte, wie die Blicke der anderen auf mir ruhten, aus Reflex ließ ich das Glas auf die Tischplatte nieder.
»Da ist nichts drin, Sugar, zumindest nichts, was nicht rein gehört«, ertönte die Stimme des Durchtrainierten. Sofort beugte er sich ein bisschen über den Tisch und reichte mir seine Hand.
»Ich bin David Coleman, aber Cole reicht vollkommen.«
»Ricarda Crawford, aber sag ruhig Rica«, erwiderte ich kurz und ergriff gelassen seine Hand.
In einer knappen Gesprächsrunde wurden mir die restlichen Leute vorgestellt und schon fing der Abend locker an. Zu Beginn wollten sie eine kleine Kennenlernrunde machen. ‚Antworte oder stirb‘ nannten sie ihr Spiel. Die Regeln waren simpel, der Älteste fing an und fragte eine Person seiner Wahl irgendwas. Entweder man antwortete, oder man verweigerte, doch keine Antwort geben hieß einen trinken. Es eignete sich hervorragend und sorgte zeitgleich für eine entspannte Atmosphäre. Die erste Stunde verging im Handumdrehen. Hätten die Jungs das Spiel nicht unterbrochen, um zu entscheiden, dass sie später noch in eine Diskothek wollte, wäre es mir nicht mal aufgefallen.
»Cain du hast uns heute Mittag Flaschendrehen versprochen!«, ertönte die piepsige Stimme der jüngeren McDonall Schwester. Ich glaube ihr Name war Melissa. Bereits nach den ersten fünf Minuten war mir klar, dass ich weder mit ihr, noch mit ihrer Schwester etwas anfangen könnte. Sie waren definitiv zu flippig. Cain lächelte leicht und legte zeitgleich eine leere Wodkaflasche auf den Tisch.
Die Gruppe spielte Flaschendrehen anders. Es war Geschlechter übergreifend. Erst wurde gedreht und dann entschied das entgegengesetzt Geschlecht die Aufgabe. Die ersten zehn Runden bezeichnete ich als sogenannte Aufwärmrunden. Die Flasche ging förmlich an mir vorbei. Zeigte das Gefäß auf einen Zwischenraum, gab es eine Runde Kurze. Der Flaschenhals blieb auf Cain stehen. Abrupt drängten sich die McDonall Zwillinge zu der dritten im Bunde und tuschelten vor sich her. Ich störte mich nicht daran, von diesen ausgeschlossen zu werden, so konnte ich wenigstens etwas Ruhe genießen. Mit dem Glas in der Hand starrte ich auf die Banderole auf der Flasche. »Cain, nimm die Neue und mach sie willig, aber nur mit deinen Händen.« Ich erstarrte augenblicklich, bis ich meinen Blick erhob und unmittelbar in die klaren Seelenspiegel meines Gegenüber blickte.
»Soll ich ein Veto einlegen?« Coles Blicke blieben mir nicht verborgen, als ich mein Augenmerk auf ihn richtete, erklang auch noch seine dunkle Stimme:
»Na los Sugar, oder bist du so schüchtern? Du weißt, wenn er sich weigern muss, wirst du Grappa trinken.« Ich hasste dieses Gesöff, wenn ich den zu mir nehmen würde, wäre der Abend gelaufen. Doch genau das sollte die Regel erreichen. Jeder würde sich gut überlegen, ob ein Veto es wert wäre. Siegessicher griff der Braungebrannte zu der Flasche neben sich und hob sie an. Schnell setzte ich mein Glas an und leerte es in einem Zug. Als ich es auf die Tischplatte absetzte erwiderte ich seinen kalten Blick. »Was Solls, bei der Sache ist nichts«, sprach ich aus und erhob mich zeitgleich, um meine Worte zu unterstreichen. Coles Augen weiteten sich, er schien nicht damit gerechnet zu haben und war sichtlich geschockt, was mir ein Grinsen auf die Lippen zauberte. Ich hatte nicht vor, ihm die Oberhand zu überlassen, vor allem, weil mir längst bewusst war, welches Treiben er verfolgte. Langsam erhob sich nun auch Cain und schritt um den Tisch, erst als er unmittelbar hinter mir stand, hielt er inne. Einen Moment später umfasste sein Arm meine Taille und zog mich an seinen harten Körper. Sanft aber zielsicher strich seine zweite Hand über den Stoff meiner Kleidung, bis sie meine Haut berührte. Augenblicklich führte er sie mit hauchzarter Berührung zur Innenseite meines Schenkels und dann zielstrebig hinauf. Keuchend spannte ich meinen Körper an, als seine Finger an meinem Höschen ankamen und er fahrig über den dünnen Stoff strich. Obwohl seine Berührungen nicht auf meiner direkten Haut lagen, jagten sie mir einen warmen Impuls in den Unterleib. Ich lehnte mich an seinen Körper, wobei mir der süßliche Geruch seines Aftershaves in die Nase drang. Seine Berührungen wurden intensiver, fortwährend hinterließen diese eine heiße Spur und jagten mir eine angenehme Gänsehaut über den Körper.
»Entspann dich«, hauchte er leise in mein Ohr, wobei seine Hand unter den trennenden Stoff rutschte und erneut ihre Bahnen auf nahm. Mein Atem wurde schwerer. Fortwährend spürte ich, wie ich auf seine fordernden Zärtlichkeiten ansprang und ich immer feuchter wurde. Letztendlich kam ich nicht mehr dagegen an und ein leises Stöhnen entglitt meinen Lippen. Cain hauchte einen Kuss in meinen Nacken und löste seine Hand von mir.
»Vielleicht intensivieren wir das Geschehen später an einem anderen Platz«, raunte er mit seiner dunklen, männlichen Stimme in mein Ohr. Sofort jagte ein weiterer Schauer über meinen Körper. In diesem Moment fiel mir auf, wieso er mir bekannt vorkam. Diese Stimme, der Geruch und auch das Aussehen. Er war der Mann, den ich gestern im Club getroffen hatte. Ohne Zeit ihn mit dieser Erkenntnis zu konfrontieren, setzte er sich wieder auf seinen Platz und drehte die Flasche. Das Spiel ging einige Zeit so weiter, je mehr Alkohol im Spiel war, umso versauter wurden die Aufgaben. Doch irgendwann wurde es mir zu viel. Ich konnte mich bereits auf fast nichts mehr konzentrieren, der Rausch war an seiner Grenze angekommen, jeder Tropfen weiteren Alkohols würde mir den Rest für diesen Abend geben. Doch dann hielt die Flasche ein weiteres Mal und zeigte auf mich. Ohne sich abzusprechen, drang bereits die Stimme Coles zu mir durch: »Zieh dich aus!« Ich registrierte die Worte, betrachtete ihn allerdings nur mit aufgerissenen Augen. Im Moment fehlte mir die Konzentration, um die richtigen Worte zu finden.
»Na los Ricalein, wir wollen Haut sehen!« Ich ließ mich gegen die Stuhllehne fallen und starrte in die Runde. Keiner der Männer schien die Worte anzuzweifeln, die Cole ausgesprochen hatte.
»Habt ihr einen Schaden?«, entfloh es mir aus meinem Mund, ehe ich darüber nachgedacht hatte. Die Blicke der Runde ruhten weiterhin gespannt auf mir. »Die Aufgabe könnt ihr jemand anderem geben!« Weiterhin wurde ich beobachtete, den Blicken zu urteilen sollte es hierfür kein Veto geben können. Es schien so, als seinen alle daran interessiert.
»Ich sollte besser nach Hause gehen«, lallte ich leise durch die eingekehrte Stille und stand abrupt auf. Irgendwie war es mir gerade unangenehm zu sprechen. Ich hasste es im Mittelpunkt zu stehen und gerade beobachteten mich alle. »Ich sagte doch, sie würde nichts taugen, Bradley, wie kamst du nur auf die Idee, dass sie zu uns passen würde?«, ertönte nun die Stimme des jüngstem im Bunde. Meine Blicke wandten von ihm unverzüglich zu meinem Stiefbruder, morgen hätte er mir noch etwas zu erklären, heute wäre ich selber nicht mehr in der Lage zu einem vernünftigen Gespräch.
»Mir wurde mitgeteilt, dass sie ohne ihren Schoßhund freizügig wäre. Ich kannte sie bis heute nicht mal!«, erklärte sich der Angesprochene gegenüber des scheinbar gereizten Jungens. Mir kam es fast vor wie eine Wette ‚Wer bekommt die Neue als erstes ins Bett‘ oder sowas. Schnell griff ich nach meiner Jacke und taumelte zur Türe.
»Ich hau ab, das ist mir zu niveaulos«, waren meine Worte, als ich schon durch die Tür schritt und schwankend durch die Bar hinaus auf die Straße ging. Ich wusste nicht, wie ich von hier aus bis zu Vater käme, aber alles wäre besser, als länger in diesem Raum zu bleiben. Auf der Fußgängerzone blieb ich stehen und schaute mich erstmal um. Der Alkohol machte sich an der frischen Luft erst recht bemerkbar. Nun würde sich der Rückweg als noch schwerer erweisen, den nicht nur die Orientierung fehlte, nein, mir fiel nicht mal mehr die genaue Adresse ein. Die Läden hatten längst zu und auch die Straße war wie ausgestorben, für diese Uhrzeit war es auch kein Wunder, immerhin war es bereits weit nach zehn. An einem Schaufenster blieb ich stehen und starrte wie gebannt das Kleid an, dass dort ausgestellt wurde. Dieses kurze in blutroter Farbe mit schwarzen Saum wirkte einfach anziehend. Bei der nächsten Feier hätte ich gerne genau so eins.
»Hey Sugar, ich bring dich nach Hause«, ertönte eine mir wohlbekannte männliche Stimme, die mich augenblicklich erstarren ließ. Zaghaft drehte ich mich in die Richtung und erblickte Cole im Schein einer Laterne.
»Das eben war nicht so gemeint«, sprach er langsam aus und trat ein paar Schritte auf mich zu. Diese Worte sorgten dafür, dass mir die Spucke im Mund wegblieb. »Es war eine blöde Idee von mir, aber in dem Moment kam sie mir einfach passend vor.« Ich wendete meinen Blick wieder aufs Schaufenster, derzeit war mir die Lust am Reden vergangen. Wer weiß, auf was für Ideen er jetzt kam, wenn ich mich von ihm begleiten ließ.
»Lass mich dich wenigstens zu einem Taxi bringen«, drang er weiter.
Trotz meiner Sturheit und meinen Versuchen mich gegen seine Hilfe zu währen, wollte er mich unter allen Umständen begleiten. Zögernd folgte ich ihm, wechselte jedoch kein Wort mir ihm. Auch auf seine Versuche ein Gespräch anzufangen ging ich nicht ein. An der Gasse zum Parkplatz hielt er inne und drehte sich zu mir.
»Noch zwei Gassen und wir sind am Taxisammelpunkt, allerdings erwarte ich eine Gegenleistung dafür, dass ich dich hinbringe.« Augenblicklich blitzten seine Augen auf.
»Fass mich nicht an, du würdest es bereuen!«, zischte ich sauer aus, seine Worte brachten mich in Rage. Ohne zögern presste er mich gegen die Wand. Sofort fuhr seine Hand an meinem Körper hinab. An meinem Oberschenkel strich er sie fahrig zur Innenseite.
»Hör auf, wir spielen hier nicht«, fuhr ich ihn an. Er sollte mich einfach loslassen. Seine Blicke kühlten ab, als er mit seinem Gesicht unseren Abstand reduzierte. Sein warmer Atem drang auf meinen Hals, diese Nähe widerte mich einfach an. Seine Hand fuhr in meinen Schritt. Unverzüglich versuchte ich ihn wegzudrücken, doch gegen seine Gewalt schien ich keine Macht zu haben. In jenem Moment drang er mit zwei Fingern in mich ein. Keuchend erstarrte ich und fixierte ihn mit meinen Blicken.
»Angenehm? Dein Körper will es, also währ dich nicht und sei schön brav.« Herrschend bewegte er seine Finger in mir und entlockte mir ungewollt ein Stöhnen. Diesen Moment nutzte er für sich und presste seine rauen Lippen auf meine. Mit aufgerissenen Augen fixierte ich ihn, während sich meine Gedanken überschlugen und ich einen Ausweg aus dieser Gefahr suchte. Sein Körpergewicht auf mich verlegend, umfasste er mit seiner freien Hand siegessicher den Krangen meines Mantels.
»Nein...«, hauchte ich aus, meine Stimme zitterte vor Angst, während ich meine Hände auf seinen Brustkorb legte und erneut meine Kräfte sammelte, um ihn von mir weg zu drücken.

behind your eyes - Kapitel 19

In einem kleinen Lagerraum ließ er mich letztendlich los. Sofort drängte ich mich in die Ecke, die am weitesten von ihm entfernt war, und fixierte ihn mit meinen Augen. Jede Regung, die seinerseits kam, ließ meinen Körper erstarren.
»Seit unserer letzten Begegnung hast du gut an Gewicht zugelegt«, drang die hämische Stimme Blakes durch die Halle und schallte an den Wänden zurück. Augenblicklich jagte sie mir eine Gänsehaut ein. Ich zitterte am ganzen Leib, allein die Angst darum, was als Nächstes folgen würde hätte gereicht, doch auch die Kälte, die in diesem Raum herrschte, veranlasste mich dazu.
»Ich hätte nie gedacht, dass Jaden ausgerechnet deinem Ex euer neues Verhältnis auf die Nase bindet. Ihm hätte bewusst sein müssen, dass genau das diese Situation auslöst.« Starr fixierte ich meinen Gegenüber. Ein höhnisch Grinsen überzog seine Mundwinkel und wurde bei jedem Wort breiter. Zu allem Überfluss begann er nun auch noch einige Schritte auf mich zu zu gehen. Augenblicklich drängte ich mich dichter an die kalte Wand und presste meine Lider aufeinander. Die Angst übermannte mich, doch der Gedanke das meinem Baby etwas passieren könnte, wäre schlimmer.
»Ich frag mich, wieso du bei ihm bist, wenn das Kind von Mason ist«, hauchte er in mein Ohr. Erschrocken riss ich die Augen auf und starrte ins Leere. Die Nähe dieses Mannes jagte mir solch einen Schauer ein, dass ich nicht einmal seinen Worten folgte. »Allerdings hätte ich nicht gedacht, dass er dich freiwillig zu uns fahren würde.« Sein warmer Atem drang auf meine Haut, welche sich sogleich zusammenzog. Krampfhaft legte ich meine Arme um meine Wölbung. In diesem Moment war mir egal, was passierte, solange dem Kind nichts geschah.
»Mason hat uns reingelegt. Das Balg ist von Carver!«, ertönte die piepsige Stimme meiner wohl größten Feindin. Augenblicklich verdrängte ich die Nähe meines Entführers und wandte mich zu Seite. Schon erblickte ich ihr blitzenden kristallblauen Augen im Eingang. Lässig fuhr sie mit einer Hand durch ihr Haar und machte einige Schritte auf uns zu. Blake löste sich sogleich von mir und ging ihr entgegen. So wie er bei ihr ankam, schlang sich ihr Arm um seinen Nacken und zog sein Gesicht an ihres.
»Was würdest du nur ohne mich machen?«, sprach sie verführerisch aus und presste ihre Lippen auf seine. So schnell sie ihn geküsst hatte, entfernte er sich von ihr. Blake betrachtete sie eher abschätzend.
»Die Informationen von anderen besorgen lassen. Dein Vorteil liegt lediglich darin, dass deine Argumente etwas schlagkräftiger sind, als die eines Mannes. Es gibt nicht viele Männer, die eine Frau abwimmeln, wenn sie sich einem förmlich um den Hals wirft.« Dieser Satz verdunkelte ihren Blick, aber sie trafen genau das, was Lilly war. Ein billiges Flittchen, das nicht mal halt vor verheirateten Männern machen würde. Ohne ein weiteres Wort ging Blake aus dem Raum und ließ mich allein mit ihr zurück. In diesem Moment fragte ich mich, was schlimmer war, er oder sie. Beide schienen nicht wohlgesonnen.

»Eric sollte nach dem Sex darauf achten alles mitzunehmen. Es war so leicht ihn um sein Handy zu erleichtern, nachdem er hemmungslos über mich hergefallen ist. Aber ich muss sagen, Carver war weitaus reizvoller«, drang Lillys Stimme zu mir durch. Abrupt riss ich die Augen auf und starrte sie an.
»Was glaubst du, wo er heute Mittag war? Ich hab ihn angerufen, ihn angefleht vorbei zu kommen ich würde mir sofort das Leben nehmen, wenn er es nicht tat. Er wusste genau, dass es gegen ihn ausgelegt werden würde. Eifersüchtiger Exfreund nimmt Rache an seiner Verflossenen, weil sie ihn mehrfach betrogen hat. Niemanden hätte die Wahrheit interessiert, die meisten wollen ihn hinter Gittern sehen. Sie fürchten sich doch alle vor seinem Fluch, der sich in seinen blutroten Augen verdeutlicht.« Ich spürte, wie sich mein Herz verkrampfte. Carver hätte mir das niemals angetan und dennoch klangen ihre Worte plausibel. Schon einmal schenkte ich einem Mann mein vollstes Vertrauen und auch dieser war auf diese falsche Schlange eingegangen. »Ich habe ihm ein verlockendes Angebot gemacht und soll ich dir etwas sagen, Kleines?« Kräftig schüttelte ich den Kopf, ich wollte ihre Stimme nicht weiter hören, nicht wenn sie so über den Mann redete, den ich mehr als alles andere liebte und dem ich vertraute. Ein leises Lachen drang von ihr herüber, während sie unsere Distanz minimierte.
»Er hat es genossen mich unbeherrscht ranzunehmen und das, sooft er wollte. Keine Sekunde gingen seine Gedanken um dich, nein, dafür war er viel zu beschäftigt, sich bei mir das zu holen, was du ihm nie bieten kannst. Bedingungslose Leidschaft ohne Konsequenzen für irgendwas tragen zu müssen.« Jedes Wort brannte sich tief in meinen Körper und hinterließ einen erdrückenden Schmerz. Ich wusste nicht, ob sie die Wahrheit erzählte, aber die Ungewissheit lag weitaus schlimmer. Eigentlich kannte ich Carver nicht wirklich. Woher sollte ich wissen, ob er nicht solch ein Mann war? Langsam zweifelte ich an meinem Glauben. Er war auch nur ein Mensch und nicht fehlerfrei. Obendrein hatte er Angst davor, dass unsere Beziehung außerhalb bekannt wurde. Erst die Regung meine Babys ließ die Gedanken verschwinden. Keuchend legte ich eine Hand auf meinen Bauch, schloss die Augen und lehnte meinen Kopf gegen die Wand. »Kannst du dir vorstellen, wie er seinen harten Schwanz begierig in mich gestoßen hat? Wie er mich wild in den Höhepunkt getrieben hat, oder wie seine warme Flüssigkeit sich in mir verteilt hat?«, wisperte sie mir ins Ohr.
»Aber weißt du, der beste Moment war, als er sich tief in mir ergoss und mir seine Liebe schwor.« In meinem Hals bildete sich ein Kloß, unnachgiebig und fest, jedes Wort, das ich versuchen würde herauszupressen, würde von diesem im Keim erstickt werden.

»Lil, es reicht!«, herrschte Blake und schnitt ihr so das Wort ab. Nie war ich so froh diese Stimme zu hören, wie in jenem Moment. Ich wusste nicht, wie lang ich diesen Erzählungen hätte standhalten können. Langsam entfernte sie sich von mir und ging durch die Halle. Ich folgte ihr keines Blickes, sondern starrte einfach ins Leere, während sich meine Gedanken überschlugen. Erneut zitterte ich, noch stärker als zu vor. In mir baute sich der Wunsch auf, dass all dies nur ein Traum wäre, oder eine Vision. Alles wäre besser, als mich dieser Situation weiter auszuliefern. »Er hat aus ihr das gemacht, was sie ist. Sie liebte ihn wirklich und er achtete sie nicht einen Moment. Soweit ich weiß, hat er damals nicht einmal die Hand an sie gelegt.« Mein Blick fiel auf Blakes Gesicht. Unmittelbar vor mir hockte er auf dem kalten Boden und schaut auf mich herab.
»Ich dachte das Kind sei Masons, er hat es immer wieder beteuert. Ich hätte dich nicht mitgenommen, wenn ich es vorher gewusst hätte«, hauchte er leise aus, wandte sich aber nicht einen Moment von mir. Erstarrt folgte ich seinen Worten, die eher nebenbei zu mir durchdrangen. Ich hatte keine Ahnung, was ich noch glauben sollte. Vorsichtig legte er seine Hand auf meine, die weiterhin auf meinem Bauch ruhte. »Dir wird nichts passieren, das verspreche ich.« Seine Stimme strotze nur so vor Überzeugung. Nicht ahnend, was er damit bezwecken wollte, lehnte ich mich näher an die Wand.
»Warum ich?«, fragte ich leise. Es war das erste Mal, dass ich etwas ausgesprochen hatte, seit wir bei Carver waren.
»Ich brauchte dich nur, um ihn herzulocken. Wenn ich gewusst hätte, dass es sein Kind ist, wäre ich andere Wege gegangen. Das macht die ganze Situation nur schlimmer.« Ich nickte leicht, obwohl seine Worte weiterhin an mir vorbeizogen, als seien sie Luft. Nur Bruchstücke schafften es in meinen Verstand. Behutsam hob er meine Hand weg und legte nun seine an die Stelle.
»Was wird es?«, hauchte er aus, als seine Finger über den Stoff strichen. »Ein Junge, Aiden soll sein Name werden«, flüsterte ich ebenfalls und keuchte abrupt auf. Ein leichtes Lächeln spiegelte sich auf Blakes Lippen wieder, als er die Bewegung des Babys spürte.
»Er wird später Fußballer und hat das Glück eine fabelhafte Mutter zu kriegen. Ich hoffe du wirst meinem Neffen die Liebe schenken, die Carver nie spüren durfte.« Verwirrt betrachtete ich ihn bei den Worten. Blake war demnach Carvers Bruder. »Wir sind Zwillinge, ich bin 2 Minuten älter«, erklärte er, nachdem er die Verwunderung in meinem Gesicht gesehen hatte. Dennoch stellte sich mir die Frage, wie er auf einmal so freundlich sein konnte, wo er mich heute Mittag noch eiskalt hinter sich herzog.
»Auch wenn es viel verlangt ist, vertrau mir nur dieses eine Mal«, hauchte er kaum vernehmlich aus. Sein Atem drang hauchzart auf mein Gesicht, während sich seine Hand auf meine Wange legte und er sachte mit seinem Daumen über meine Haut fuhr. Vorsichtig näherte er sich mir und bedeckte meine Lippen langsam mit seine. Ich setze an ihn von mir zu drücken, doch genau in dem Moment spürte ich, wie mich eine schwarze Leere umhüllte und mich in sich einsog.

Außer Atem riss ich die Augen auf, als ich seine Berührung nicht mehr spürte, und sah mich direkt um. Die Gegend war trist und alles wirkte so betrübt. Vor mir erstreckte sich ein Haus, etwas abgelegen vom Ort. Langsam ging ich auf den Garten zu, irgendetwas zog mich förmlich an. Die massive Haustüre stand weit offen und enthüllte mir den Blick auf einen großen Eingansbereich. Am Ende lag eine Treppe. Mein Blick wurde darauf gefesselt. Wie in Trance durchbrach ich den Abstand und folgte den Stufen in den ersten Stock. Ein langer dunkler Gang erstreckte sich am Treppenabsatz. Lediglich ein leichter Lichtschein drang von einem Zimmer am Ende in die Dunkelheit. Vereinzelnd traten schmerzerfüllte Schreie in den Korridor und schallten an dessen Wänden wieder. Die Neugier führte mich wie von Geisterhand entlang, immer weiter, bis ich vor der Eichentür anhielt und meine Hand auf dem kühlen Holz ablegte. Lediglich durch einen Türspalt konnte ich in den Raum sehen, aus welchem der Lärm drang.
»Nur wegen dir wurde sie verrückt! Es ist deine Schuld, dass sie ihren Lebenswillen verloren hat. Du und diese verfluchten Augen!«, drang die hasserfüllte Stimme eines Mannes bis zu mir durch. Sofort durchzog sie meinen Körper und ließ mich erschaudern. So viel Hass in einer Tonlage war ich nicht gewohnt. Ich kannte es nicht einmal.
»Du bereitest uns nur Schande, jeder spricht schon über dich. Du kannst nicht mein Sohn sein, du bist eine Ausgeburt der Hölle! Diese Augen, diese dämonische Farbe, sieh mich niemals mit diesen an!«, hallte es durch die Räume. Entschlossen drückte ich die Tür einen Spalt weiter auf, so dass ich hindurchpasste und in das Zimmer ging. Vor mir erstreckte sich ein schauriges Bild. Ein Junge, etwa in der Hälfte seiner Pubertät, lehnte mit dem Gesicht zur Wand. An seiner Haltung konnte ich den Schmerz fühlen, der durch seinen Körper zog. Hinter ihm stand ein stämmiger Mann, Mitte vierzig würde ich auf Anhieb sagen. In seinen Augen lag ein unbeschreiblicher Hass, als er den Burschen vor sich fixierte. Erst dann bemerkte ich die offenen Wunden, die den Rücken des Teenagers verzierten und sich schmerzhaft an diesem herabzogen. Erschrocken schob sich meine Hand vor den Mund, während ich die Luft stark einzog. Unerwartet fuhr der Junge herum, sein Blick fiel direkt in meine Richtung. Die starren roten Augen durchfuhren meinen gänzlichen Körper, dies musste Carver sein.
»Verschwinde!«, spie er aus, als die Tür hinter mir ins Schloss fiel und ich schockartig um meine eigene Achse fuhr.

Doch widererwarten erblickte ich nicht die Tür. Vor mir erstreckte sich eine dunkle Straße. Kalt und schwül war die Luft, während leichter Nieselregen auf die Erde herabfiel und meiner Kleidung einen feuchten Schauer einbrachte. Ich drehte mich suchend in der Gegend umher. Völlig ratlos ahnte ich nicht im geringsten, wo ich gerade war. Schon senkte sich mein Blick auf mein Handgelenk. Die Uhr zeigte an, dass es bereits zweiundzwanzig Uhr war. Kurz fuhr mein Blick auf die Straße, nur um danach wieder den Weg zu den Zeigern zu finden. »Verdammt, wo bleibst du?«, hauchte ich leise aus, wunderte mich jedoch, dass meine Stimme anders klang. Ein weiteres Mal erhob ich meinen Blick. Besorgt starrte ich in die Dunkelheit. Ein dunkles Licht erschien am Ende der Straße und fuhr geradewegs auf mich zu, erschrocken sprang ich auf, nachdem ich den Schimmer als Scheinwerfer enttarnen konnte. »Komm ruhig her!«, schrie ich, als könnte der Entgegenkommende mich hören und wieder erklang aus meiner Kehle eine männliche Stimme. Immer weiter kam der Scheinwerfer auf mich zu, schon konnte ich ein Motorrad ausmachen. Vorsichtig betrat ich die Straße und blickte an mir hinab. Vollkommen in Schwarz gekleidet verhüllt mich die Nacht in ihrem Schatten. Erst dann bemerkte ich, dass dem Motorradfahrer keine Wahl bleiben würde, als seine Maschine herumzureißen, damit er mich nicht traf. Unentwegt steuerte das Motorrad auf mich zu. Erst im letzten Moment wurde es weggezogen. Augenblicklich kippte es zur Seite und überschlug sich samt Fahrer, ehe es über den steinigen Boden schlitterte. Einige Meter zog es seinen Führer mit und blieb dann abrupt liegen, als sei nie etwas gewesen. Aus der Ferne drang ein weiteres Licht, doch schon erklang ein dunkles Lachen aus meiner Kehle und durchzog die Straße.
»Du hast es nicht anders verdient, Jaden. Deine Augen sind vom Teufel, niemand hat das Recht die Zukunft zu sehen!« Diese Stimme, es war eindeutig Blakes. Langsam schritt die Straße entlang, fixiert auf den Punkt am Boden, auf dem sich der Fahrer des Motorrads krümmte. Langes blondes Haar drängte sich unter dem Helm hervor. Sofort sackte ich auf die Knie und zog den verkrampften Körper auf meinen Schoss.
»Lil?«, spie ich entsetzt aus, während ich den Helm vorsichtig von ihrem Kopf entfernte.
»Verzeih Travis, ich konnte es nicht...«, hauchte sie leise, bevor ihr Gesicht zur Seite kippte. Das quietschende Geräusch von Bremsen durchzog die Stille. Neben mir hielt ein weiteres Motorrad. Ohne den Helm abzuziehen, drang die eiskalte Stimme Carvers zu mir durch. »Versuch nicht mich umzubringen, wenn du nicht selber dein Leben riskieren willst.«

behind your eyes - Kapitel 18

Es war ein warmer Tag im Herbst, als ich durch die Geschäfte streifte und neue Kleidung besorgen wollte. Mein Bauch war deutlich sichtbar geworden, jetzt war es so weit, dass ich den Umstand nicht weiter verschweigen konnte. Carver war mehr als stolz auf seine geleistete Arbeit und ließ auch keinen Moment verstreichen, mir das mitzuteilen. Außer es war ein Treffen der Scorpions. Eigentlich wollte er, dass ich mich davon fernhielt, aber das lies ich mir nicht verbieten und so nahm mich Eric jedes Mal mit. Es war ein komisches Gefühl, in den Kreis zutreten und so zutun, als hätte sich nichts geändert. Carver verbrachte die Treffen mit den anderen, während ich die Zeit totschlug und mich mit irgendwem unterhielt. Lediglich die Rennen durfte ich nicht mehr besuchen. In dem Punkt waren sich Carver und mein Bruder einig. Da diese illegal waren, sollte ich mich davon fern halten. Sollte einmal die Polizei auftauchen, würde mir der Stress der Ermittlungen ersparrt bleiben. Schweigend starrte ich ein Kleid an, welches im Schaufenster hing. Bordeauxrot, kurzer Schnitt und figurbetont. Es gefiel mir gut, irgendwo ärgerte es mich gerade, dass ich so etwas mit meiner Kugel nicht tragen konnte. Der fünfte Monat machte sich wirklich bemerkbar. Doch der Gedanke an den Jungen, den wir kriegen würden ließ mich erleichtert über diesen Umstand hinweg sehen. Langsam schlenderte ich zum nächsten Geschäft, als sich mein Handy urplötzlich zu Worte meldete. Eine Nachricht von Eric.
Wir brauchen dich, wo steckst du?
Erschrocken betrachtete ich mein Handy, was wohl geschehen war, dass Eric mir solch eine Nachricht schickte? Eilig wählte ich seine Nummer in die Tastatur und hob ab, dass er auch nie anrufen konnte, wenn es wichtig war. In der Leitung klingelte es vielleicht zwei Mal, als ich weggedrückt wurde. Irritiert nahm ich das Handy runter und starrte es an. Wieso schrieb er mich an, wenn er mich dann wegdrückt?
Ich kann nicht reden, schreib mir einfach, wo du bist, Mason holt dich!
Jetzt war ich erst recht verwundert, ließ mich trotzdem nicht davon abhalten ihm zu antworten. Schnell tippte ich meinen Standort in die Tasten, ohne weitere Fragen zu stellen. Er wüsste schon, was er machte. Immerhin stand er mit beiden Beinen fest in der Realität.
Geh bis zum 418, in 10 min wirst du abgeholt
Das 418 war eine kleine Halle, etwas abgelegen von der City, dennoch ziemlich zentral. Zumeist diente es uns als Treffpunkt, wenn wir die Stadt unsicher machen wollten, ansonsten stand das Gebäude fast immer leer. Irgendwann war hier mal eine Tanzschule drin, doch diese lief nicht so gut und nun vermietete man die Halle für irgendwelche Veranstaltungen. Schnell eilte ich die Straße hinunter, es waren nur ein paar Meter, die mich vom Ziel trennten, aber es kam mir vor wie eine halbe Ewigkeit.

Erst als Mason eintraf, bekam ich für einen Moment ruhe, doch im selben Augenblick überkam mich die Angst, das irgendwas mit meinen Eltern sein würde. Wieso sollte Mason mich sonst holen?
»Was ist passiert?«, fragte ich aufgebracht und starrte meinen Exfreund an. Ohne Worte drückte er mir den Helm in die Hand und mir wurde bewusst, dass die ganze Situation dringend war. Schnell zog ich den Helm über meinen Kopf und setzte mich hinter ihn. Sofort drehte er seine Maschine und fuhr an. In störte es nicht einmal, dass ich mich nicht richtig festgehalten hatte und beim ersten Ruck drohte runter zu fallen.
»Blake ist mit ein paar seiner Leute im Treff aufgetaucht. Carver war alleine. Sie haben ihm übel zugesetzt und jetzt will er noch ein Rennen gegen ihn fahren. Du musst ihn davon abbringen, das ist purer Selbstmord!«, schrie Mason. Erschrocken von seinen Worten spürte ich wie mein Herz schneller schlug. Ich umklammerte ihn erneut, da ich aufgrund des Satzes lockerer gelassen hatte, und starrte stur gerade aus.
»Wieso war Blake da?«
»Ach keine Ahnung, irgendwas Privates. Du kennst ihn, er klärt mich nicht auf«, sagte Mason und fuhr scharf um eine Kurve. Augenblicklich verkrampfte ich mich in seinem Hemd und presste die Lider zusammen, ich hasste es, wenn er so fuhr.

Ich spürte den Fahrtwind, der meine Wangen sanft streichelte, und riss abrupt die Augen auf. Die Straße vor mir war dunkel, lediglich zwei oder drei kleine Lichtquellen waren ziemlich weit entfernt vor mir. Ich starrte starr auf die Straße und legte mich leicht in die Kurve, der Bock unter mir fing an zu ruckeln, augenblicklich streifte mein Knie den kalten Asphalt und riss meine Hose auf. Der Schmerz, der sich durch mein Bein zog, ließ mich scharf die Luft einziehen, ich musste einen klaren Kopf bewahren, sonst würde ich vom Motorrad fallen. Irgendwas brachte mich dazu, einfach weiter zu fahren, nicht anzuhalten. Mir war bewusst, dass ich die Lichter erreichen musste, auch wenn ich den Grund nicht kannte. Langsam beugte ich mich nach vorne und verringerte den Windwiderstand, damit ich noch schneller voran kam. Ein Blick auf das Tempometer verriet mir, dass ich bereits bei zweihundert km/h angekommen war. Mein Bein fühlte sich taub an, der Schmerz, welcher von meinem Knie hochzog, war wie weg, dafür hatte ich das Gefühl, ich könnte es nicht mehr bewegen. Die Lichter wurden immer größer, ich konnte erkennen, dass sie ebenfalls von Motorrädern kamen. Aus einem mir unbekannten Grund zogen sie mich immer weiter in ihre Richtung. Kurz bevor ich sie erreicht hatte ruckelte die Maschine erneut, doch stärker als zu vor. Es kam vom Vorderrad. Mit Gewalt versuchte ich den Bock zuhalten, doch genau in diesem Moment zog sie nach rechts weg. Der harte Aufprall auf dem Asphalt ließ mich aufschreien. Einige Meter schilderte ich über den Boden, drehte mich zwei, drei Mal um meine eigene Achse und hatte das Gefühl, jeder einzelner meiner Knochen wäre gebrochen. Dieser Schmerz durchzog unaufhörlich meinen Körper. Urplötzlich blieb ich auf dem Asphalt liegen, regungslos und merkte, wie mein Bewusstsein davon schwand. Das einzige, was ich noch vernahm war eine Stimme, einen schwachen Hauch
»nicht jetzt...«

Mein Herz raste in meinem Körper, während meinen Lippen ein schriller Schrein entglitt.
»Was ist los Alexa?«, drang Masons Stimme zu mir und augenblicklich registrierte ich, dass ich immer noch auf seiner Maschine saß. Meine Körper wurde von einem feuchten Schauer übersät, der durch den Fahrtwind meine Haut abkühlte.
»Nichts weiter, ich hab mich nur gerade an etwas erinnert«, sprach ich aus um Mason zu beschwichtigen. Was sollte ich ihm auch sagen? Das ich Visionen durch das Baby bekam? Wobei sich mir die Frage auftat, ob es überhaupt eine war. Es fühlte sich so realistisch an. Die Schmerzen, die ich gespürt hatte, lagen immer noch in meinem Körper. Mason stoppte seine Maschine und drehte sich zu mir.
»Alexa, sag mir die Wahrheit, was war los? Du bist kreide bleich!« Ich schüttelte leicht den Kopf, während ich mir das Gesehene nochmal durch den Kopf gehen ließ. Wer war die Person auf der Maschine? Starr lagen meine Blicke auf Masons Rücken, ich konnte nicht wegsehen, die Gedanken an das was eben gewesen war, waren zu fesselnd. Mason merkte, dass ich nicht mit ihm darüber reden wollte, folglich fuhr er wieder an und legte das letzte Stück bis Carver Haus zurück. Augenblicklich sprang ich von der Maschine ab und zog den Helm ab. Mason blieb auf dem Motorrad sitzen, während er seine Blicke zu mir wendete. Ohne ein Wort abzuwarten, machte ich mich auf den Weg zu Gebäude und hämmerte hart gegen die Türe. Erst dann fielen meine Augen auf die Umgebung. Nicht ein Motorrad war zu sehen, lediglich Mason, der seinen Blick starr auf mich gewendet hatte. Irgendwie kam mir die ganze Situation komisch vor. Ich drehte mich wieder zur Türe und klopfte ein weiteres Mal, lauter als zuvor. Erst das Geräusch des Anlassers der Blackbird stoppte mich in meinem Handeln. Schockartig fuhr ich herum, während Mason zurück zur Straße fuhr.

Die Tür öffnete sich einen Spalt und so schob ich sie gänzlich auf. Der ganze Raum war in Dunkelheit gehüllt, alle Fenster waren verdeckt, lediglich das Licht, welches aus meinem Rücken in den Raum fiel, schenkte mir ein bisschen Sicht. Immer mehr überkam mich das Gefühl, dass hier irgendetwas nicht stimmte. Langsam machte ich einen Schritt in den Raum.
»Carver?« Meine Stimme durchdrang die Stille im Zimmer, doch nirgends regte sich etwas. Zögerlich trat ich weiter in den Raum, während ich in meiner Tasche nach meinem Handy wühlte. Als Lichtquelle hielt ich es vor mir und trat noch einen Schritt weiter rein. Urplötzlich zog sich alles in meinem Körper zusammen, als die Tür hinter mir ins Schloss fiel. Schockartig drehte ich mich um und schrie einen Moment auf. Erst als ich mich beruhigt hatte und mir mehrfach sagte, dass hier alles in Ordnung ist, konnte ich wieder klare Gedanken fassen.
»Carver, das ist nicht lustig, komm raus.« Das Zittern meines Körpers konnte ich nicht unterbinden, trotz des Gedankens, dass es lediglich mein Freund sein konnte, der sich hier einen miesen Scherz erlaubte, schaffte ich es nicht. Ein kaltes Lachen durchdrang den Raum. Es war eindeutig hinter mir. Hastig fuhr ich um meine eigene Achse, das Handy griff bereit, damit es mir Licht spendete, versuchte ich die Person vor mir zu erblicken. Mein Herz raste und jagte das Blut durch meinen gesamten Körper, doch im Schein des Handys war niemand zu sehen. Hastig bewegte ich das kleine Elektronikgerät durch die Luft, bis der Standbymodus anging und der Raum abrupt verdunkelte.
»Scheiße«, fluchte ich leise, drehte das Gerät zu mir und drückte auf die Tasten. Wieso hatte ich den Lichtschalter an der Tür nicht betätigt? Neben mir ertönte das Knarren der Bodenleiste, und bevor ich mich hätte regen konnte, wurde mein Arm feste umschlossen. Durch einen Ruck fiel mein Handy scheppernd zu Boden und ließ mich einige Schritte zurückgehen. Mein Arm schmerzte unter dem Griff, als ich bereits gegen die Wand gedrückt wurde.
»Carver, du tust mir weh!«, sprach ich aus, während ich mit meinem Arm vor mir herfuchtelte. Unter allen Umständen wollte ich versuchen ihn zu ergreifen. Abrupt streifte ich den Arm meines Gegenüber und fuhr daraufhin mit meiner Hand ein Stück zur Seite. Schon lag diese auf den Oberkörper, des Mannes, dem ich den wahrscheinlich größten Schrecken meines Lebens zu verdanken hatte. Unmittelbar spürte ich eine breite Narbe unter meinen Fingern. Die Person vor mir konnte nicht Carver sein. Noch nie hatte mein Freund ein Wundmal auf dem Brustkorb, lediglich der Rücken war von einigen überzogen. Ein leises Lachen drang zu mir durch, gefolgt von Worte, die meinen ganzen Körper zum Zittern brachten.
»Jaden ist nicht hier, er musste was erledigen.« Diese dunkle Stimme durchfuhr jede einzelne Zelle in meinem Körper.
»Blake«, hauchte ich aus und versuchte mich aus dieser Situation zu befreien, doch mit jeder Windung festigte er seinen Griff noch ein Stück, bis ich vor schmerz keuchte.
»Du kommst mit uns, Carver wird nachkommen.« Ruckartig drängte er mich zur Türe und zog mich raus.

behind your eyes - Kapitel 17

»Alexa, ich habe Angst. Ich fürchte mich davor, dass dir oder dem Baby was wiederfahren könnte«, hauchte Carver durch die Stille und zog mich an sich. Zärtlich strich er über meinen Rücken, während ich mich näher an ihn lehnte. Dieses Gefühl sollte ihn nicht heimsuchen. Mir gefiel der Gedanke gar nicht, dass ausgerechnet er sich vor dem Unbekannten fürchtete. Einige Zeit lagen wir einfach so da, keiner wusste, was er dem anderen sagen sollte und doch waren wir füreinander da.
»Was hältst du davon, wenn wir zu dir fahren und uns einen ruhigen Abend zu zweit machen? Hier werden wir nicht wirklich ruhe kriegen, in etwa einer Stunde kommt mein Vater auf die Idee einen Spieleabend zu machen«, wisperte ich und blickte dem Angesprochenen in seine roten Augen. Augenblicklich hellte sich seine Mine auf, selbst ein leichtes Lächeln zog sich über seine Lippen. In seiner selbstbewussten Art gefiel er mir weitaus besser, als eben, obwohl dies genauso zu dem Mann an meiner Seite gehörte. Sanft strich ich ihm eine verirrte Strähne aus dem Gesicht und hauchte ihm darauffolgend einen Kuss auf den Mund.
»Ich wüsste ganz viele Sachen, die wir machen könnten. Angefangen dabei, dass ich uns beiden etwas leckeres Kochen, danach vielleicht einen Film schauen, einfach nur so daliegen und die Zeit verstreichen lassen oder wonach es uns beliebt«, fügte ich meinen Worten bei.
»Mir fällt da jetzt schon einiges ein«, wisperte er, als sich seine Hand auf meine Wange legte.
»Ich habe drei Monate verschwendet, da gibt es eine Menge nachzuholen. Aber vorher bekomm ich noch Besuch.« Sogleich dirigierte er mein Gesicht näher an seines, presste seine Lippen furch auf meine und drang augenblicklich mit seiner Zunge in meinen Mund. Mir war klar, das dies dazu diente einen Protest im Keim zu ersticken, dennoch spürte ich seine Zuneigung zu gern, um mich dagegen zu währen. Sanft schlängelten seine Finger an meinem Rücken hinab und sorgte für einen wohligen Schauer auf meiner Haut. Erneut wurde mir wirklich bewusst, wie sehr ich ihn vermisst hatte und wie froh ich darüber war, dass er endlich zu mir zurückgekommen war. Widerwillig löste ich mich aus diesem Kuss und setzte mich auf. Mit einem leichten Lächeln sah ich ihn an, als ich bereits aufstand.
»Zieh dich an, duschen kannst du bei mir«, raunte Carver mit einem schelmischen Grinsen und nahm mir somit meine Worte aus dem Mund. Nur Zugern wüsste ich, was er sich gerade in seinem Kopf ausmalte, doch ohne nachzuhaken, ging ich zu meinem Schrank und holte sogleich einige Kleidungsstücke hervor. Fix landeten welche in einer Tasche, bevor ich mir eine Hose und ein Shirt überzog. Sowie ich fertig war, machten wir uns auf den Weg nach unten und zu ihm. Das Essen war schnell zubereitet, wir hatten keine Lust vorher noch in einen dieser dauergeöffneten Läden zufahren und so zauberte ich eine Kleinigkeit aus dem, was er im Haus führte.

»Du hast gekocht, ich spül ab. In der Zeit kannst du bereits duschen gehen, so vergeuden wir nicht eine Sekunde unserer kostbaren Zweisamkeit. Außerdem kommen nachher noch die Jungs vorbei«, sprach Carver nach dem Essen, als er mir einen Kuss aufdrückte und mich danach Richtung Bad drängte. Skeptisch, warum er mich so eiligst im Bad wissen wollte, machte ich mich auf den Weg. Hinter mir ließ ich die Tür ins Schloss fallen, griff unmittelbar zum Wasserhahn und drehte das erlösende Nass an. Die Kleidung hatte ich zügig von meiner Haut gestreift und so stellte ich mich sofort in die Dusche. Das warme Wasser prasselte auf meinen Körper nieder, schnell schäumte ich mich ein, nur um mich danach richtig zu entspannen. Dieses Gefühl, als würde die Flüssigkeit einfach alle Sorgen von einem Waschen, war beruhigend und zog mich vollkommen in seinen Bann.
Erst als sich die Türe der Kabine öffnete, regte ich mich und fuhr direkt herum. Vor mir erblickte ich Carver, dessen Blick einen Moment besorgt auf mir lag, sich aber sofort wieder wandte und an meinem Körper hinabglitt.
»Ich wollte nachsehen, ob alles in Ordnung ist. Du bist bereits eine halbe Stunde hier drunter«, sprach er leise aus, während sich seine Hand auf meinen leicht gewölbten Bauch ablegte. Behutsam streichelte er über diesen. Ohne ein Wort abzuwarten, trat er in die Dusche. Vollkommen ungeachtet davon, dass er bekleidet war und seine Sachen durch den Wasserstrahl durchtränkt wurden, drängte er sich an mich. Schon legten sich seine Hände auf meinen Rücken und zogen mich an seinen Brustkorb. »Ihr zwei seid das Beste, das mir in meinem Leben passieren wird. Du hast mir gezeigt, dass Distanz nicht alles ist«, raunte er in mein Ohr und begann mit Beenden seines Satzes meinen Hals zu liebkosen. Auffordernd wanderten seine Hände über meine Haut und verursachten dabei eine leichte Gänsehaut. Langsam küsste er sich an meinem Körper hinab. Vom Hals übers Schlüsselbein hielt einen Moment an meiner Brust an, um fahrig seine Lippen um den Nippel zu legen und eben diesen mit leichtem Saugen zu reizen, bevor er weiter hinabging. An der Wölbung meines Bauches hielt er inne, legte seine Stirn dran und sprach.
»Ich verspreche dir, ich werde deine Mutter zur glücklichsten Frau der Welt machen.« Im selben Moment stöhnte ich auf, da sich seine Hand unbemerkt einen Weg in meine Mitte gesucht hatte und er nun fordernd mit einem Finger in mich eindrang. Lächelnd lehnte ich mich gegen die kalten Fliesen, allein seine Anwesenheit verursachte die pure Lust ihn zu spüren und nun schien er mir so nah.
Carver wusste, was er wollte, bereits als er ins Bad trat, doch wurde mir das erst bewusst, als er das Wasser abstellte und mich aus der Dusche zog. Augenblicklich legte sich ein Arm in meinen Rücken, während der zweite in meine Kniekehlen drückte und mich anhob. Begierig schritt er bis ins Schlafzimmer und setzte mich auf seinem Bett ab.
»Lass mich dich verwöhnen«, raunte er mit bebender Stimme, während sich seine Hände auf meine Knie bettete und meine Schenkel begehrlich auseinander drückten. Einen Moment betrachtete er schelmisch meine Mitte, ehe er für mich unerwartet sein Haupt senkte und lüstern mit seiner Zunge über meine Spalte strich. Keuchend krallte ich meine Hände in das Laken unter mir und versuchte Halt zu finden, um mich nicht in meinen Empfindungen zu verlieren. Seine Arme legten sich um meine Beine und umgriffen meine Mitte. Die eine wandte zielsicher an meinem Oberkörper hinauf und umgriff fahrig meine Brust, während die andere meine Mitte aufsuchte. Zärtlich spreizte er mit seinen langen Fingern meine Scham, nur um danach mit seiner Zunge begierig über meinen Kitzler zu streichen und als nächstes zu umkreisen. Stöhnend versuchte ich meinen Körper unter Kontrolle zu halten und ihm nicht gleich meine Hüfte entgegen zu drängen.
Sanft umschlossen seine Lippen meine Knospe und saugten einen Augenblick daran. Ein starker Impuls fuhr sogleich in meinen Schoss, welcher dafür sorgte, dass ich einen Moment die Kontrolle über meinen Körper verlor und mein Becken abrupt anhob. Schon verlagerte er etwas Kraft auf seine Hand und drückte meine Hüfte unverzüglich wieder zurück auf die Matratze. Langsam erhob er sein Haupt. Sein Blick von Lust verschleiert fuhr mir direkt bis ins Mark und ließ in mir ein unaufhörliches Verlangen wach werden.
»Gedulde dich, Babe, ich fang gerade erst an«, raunte er mir entgegen. Augenblicklich drängte er seinen Kopf erneut zwischen meine Schenkel und stieß unvermittelt seine Zunge in meine Öffnung.
»Carver«, stöhnte ich hervor, während sich meine Finger krampfhaft ins Laken drückten. Doch dies hinderte ihm nicht daran weiterzumachen, stattdessen fuhr sie darauffolgend erneut zu meinem Kitzler, um diesen wieder mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Jede kleinste Regung seinerseits durchzog augenblicklich meinen Körper und sammelte sich erwartungsvoll in meinem Schoss. Seine Hand ließ von meiner Brust ab, wanderte fahrig an meinem Körper hinab, zielstrebig über meinen Oberschenkel, ebenfalls zu meiner Mitte. Ich spürte wie mich die Erregung vollends einnahm, es würde nicht mehr lange dauern und ich könnte dieser nicht standhaft bleiben.

Erst als das Geräusch einer ins Schloss fallenden Türe in den Raum drang unterdrückte ich meine Ekstase.
»Carver...«, stöhnte ich erneut aus und fuhr mit meinen Fingern in seinen Haarschopf. Augenblicklich zog ich sanft daran und sorgte so für eine kurze Erlösung. »Lass dich gehen Babe, wir haben alle Zeit der Welt, das ist nur Eric«, hauchte mein Gegenüber aus und versenkte im gleichen Atemzug zwei Finger in mir. Ich spürte seine Blicke auf mir, als ich meinen Kopf zurücksinken ließ und mich stöhnend dem Rhythmus seiner Bewegungen hingab. Leidenschaftlich fügte ich etwas Druck auf seinen Hinterkopf aus und drängte zeitgleich mein Becken in seine Richtung. Meiner stummen Bitte leistete er nur zu gerne folge und so merkte ich kurz darauf die Nässe seiner Zunge erneut an meiner Knospe. Carver ließ sich nicht ablenken. Fortwährend spielte er weiter mit meiner Erregung, bis ich mich letzten Endes nicht mehr halten konnte und sich die Welle der Lust explosionsartig in mir ausbreitete.

Nach Luft ringend löste ich meine Hände aus seinem Haar und legte meine Arme achtlos neben mich. Immer noch kämpfte mein Körper mit den Nachwirkungen des Orgasmus, den das Beben meines Brustkorbs schien kein Ende zu finden. Selbst als sich Carver über mich beugte und mir einen leidenschaftlichen Zungenkuss gab, wollte es nicht aufhören. Abrupt schlang ich meine Arme um seinen Nacken und zog ihn nah an mich. Die bereits kalte Nässe seiner Kleidung drang auf meine erwärmte Haut.
»Du bist wunderschön, wenn du dich fallen lässt«, hauchte er verführerisch. »Aber für den Moment solltest du dir etwas anziehen.« Mit diesen Worten löste er sich von mir und verhalf mir auf die Beine. Aus meiner Tasche zog ich Unterwäsche sowie ein enganliegendes Top und eine Shorts. Die Sachen waren eigentlich zum Schlafen gedacht, aber mir fehlte gerade die Lust, mich nochmal in eine Jeans zu quetschen.

»Hattet ihr Spaß?«, drang die gehässige Stimme meines Bruders durch den Raum und brachte Carver damit zum Lachen. Ich merkte, wie mir das Blut ins Gesicht schoss. Sicherlich war farblich kein großer Unterschied zu einer Tomate vorhanden. Ich wusste, wie der Großteil der Scorpions drauf war und besonders Eric würde Spaß daran finden, mich zu ärgern. Obendrein ahnte ich nicht mal, wer alles vorbei gekommen war. Carver trat ohne Bedenken in den Raum, lässig und selbstsicher wie eh und je lehnte er sich mit dem Blick zur Couch gegen den Türrahmen, während ich mich hinter ihm aufhielt.
»Du lässt nichts anbrennen, oder?« Diese kalte Stimme gehörte eindeutig zu Mason. Augenblicklich verkrampfte sich mein Körper. Carver spannte seine Muskeln an. Abrupt faste ich sein Hemd, bereit ihn daran zurückzuhalten. Nur zu gut erinnerte ich mich an das letzte Treffen am gestrigen Abend. Ich befürchtete, dass diese Situation ebenfalls eskalieren würde.
»Wieso sollte ich auch?«, fuhr es aus meinem Freund raus. Er schien darauf bedacht zu sein, sich unter Kontrolle zu halten. Erleichtert lockerte ich meinen Griff, bis ich ihn gänzlich löste.
»Eine Frau kann man nie genug verwöhnen.« Mit diesen Worten umfasste Carver mein Handgelenk und zog mich an seine Seite. Augenblicklich sprang Mason auf und starrte ungläubig in unsere Richtung. Sein Gesicht war wie erstarrt, während seine Augen Bände sprachen. Innerlich zeriss es ihn gerade. Ich wusste genau, wie er sich fühlte. Die letzten Monate war er für mich da, kümmerte sich um mich, hörte sich meine Sorgen an oder tröstete mich, wenn ich wieder die ganze Nacht heulte. Gestern wagte er einen neuen Schritt auf mich zu und ich wies ihn ab. Doch jetzt befand ich mich an der Seite von seinem Leader und dem Mann, der mir wissentlich die ganze Zeit schmerzen zufügte.
»Du dreckiger Bastard!«, spie Mason und machte einen Satz auf uns zu, wurde jedoch von einem weiteren Mann festgehalten. Eric lehnte sich gelassen auf der Couch zurück und beobachtete das Geschehen. Ein Lächeln bildete sich auf seinen Lippen, während seine Blicke in der kleinen Runde umherschweiften.
»Mason krieg dich ein! Ich will nicht mit ihr spielen, mir ist das Ganze ernst, sonst hätte ich euch nicht hergebeten!« Carvers Stimme bebte, als sich sein Augenmerk auf meinen Verflossenen fixierte. Unvorhergesehen drehte er sich zu mir und legte seine Hände auf meine Schultern.
»Babe? Lässt du uns einen Moment alleine?« Zaghaft nickte ich und ging zurück ins Schlafzimmer. Er hatte seine Gründe, sonst würde er mich nicht rausschicken. Sogleich ließ ich mich wieder aufs Bett nieder und gab mich meine Gedanken hin, die darin abschweifen, wie es weitergehen sollte. Ich wollte nicht, dass die Freundschaft zu Mason durch diese Entwicklung zerbrach, doch zeitgleich ahnte ich, dass ich nicht beides haben konnte.

»Gabe, lass ihn los, wenn er gehen will, möchte ich ihn nicht daran hindern. Ich hatte nur damit gerechnet, dass er sich Alexa zuliebe zusammenreißt«, durchbrach Carvers Stimme meine Gedanken. Urplötzlich setzte ich mich auf und starrte zur Türe. Mein Partner stand im Rahmen, sein Ausdruck wirkte gestresst, doch legte er es sofort ab, als sein Blick zu mir schweifte.
»Kommst du? Wir wollen uns einen Film anschauen«, sprach er in meine Richtung. Augenblicklich stand ich auf und ging auf ihn zu. Im Wohnraum angekommen sah ich noch, wie Mason rausstürmte, doch davon wollte ich den Abend nicht verkommen lassen.

Freitag, 5. Oktober 2012

let me be yours - Kapiel 6

Bradley fuhr durch die halbe Stadt, zumindest machte es auf mich den Anschein, während er zielsicher durch die Straßen raste. Auf einem dunklen Parkplatz hielt er letztendlich an und erklärte mir, dass der Rückweg zu Fuß oder mit Taxi zurückgelegt wurde. Eigentlich hätte er es nicht erwähnen brauchen, denn mir war diese Tatsache bereits bewusst, als wir ins Auto stiegen, um an unser Ziel zu gelangen. Es wäre eine ungewohnte Handlung an einem Samstagabend gewesen, wenn ein junger Mann wie er keinen Alkohol getrunken hätte. Zu Fuß gingen wir die letzten Meter. Durch einige Gassen folgte ich ihm eher unsicher bis zur Einkaufspassage. Allmählich breitete sich in mir ein Unwohlsein aus, dass ich bislang nie empfunden hatte. Meine Gedanken darauf fixierend, dass der Abend nicht schlimmer enden könnte, als in meinen wochenendlichen Exessen mit meiner Clique, versuchte ich das mulmige Gefühl in meiner Magengegend zu verdrängen. Mehr schlecht als recht gelang es mir letztendlich, als wir uns durch die Massen der Menschen drängten, die mit ihren Einkäufen nach Hause wollten. Erst jetzt fiel mir auf, dass wir gerade erst frühen Abend hatten und die Geschäfte dabei waren sich zu schließen. Bradley ging einfach voran, zwischendurch warf er einen Blick zurück, um sich zu vergewissern, dass ich ihm auch immer noch folgte, aber ansonsten achtete er nur auf den Weg vor sich. Nicht ein Wort wechselten wir während des Fußmarsches. Erst, als er vor einem unscheinbaren Haus anhielt, drehte er sich vollends in meine Richtung. 
»Benimm dich einfach wie immer. Cain wird dich schon nicht auffressen. An deiner Stelle würde ich mir eher sorgen bei Cole machen.« 
»Wer auch immer«, sagte ich, da ich eigentlich gar nichts verstand. Ich wusste immerhin nicht mal, von wem er da sprach. Bradley schritt voran in einen Laden, einen Moment verharrte ich außerhalb und betrachtete diesen erst mal. Wer weiß, wann ich die nächste Gelegenheit dazu erlangen würde. ‚Sunshine Bar‘ nannte sich der Schuppen, es war eine Cocktail Bar, zumindest machte es von außen und durch den Namen den Eindruck. Schnell betrat ich das Gebäude und versuchte den Abstand zwischen mir und meinem Begleiter einzudämmen. Während meine Blicke durch die Räumlichkeit huschten, fühlte ich mich fehl am Platz. 
»Gehört die Schnitte zu dir, Brad?«, ertönte eine unfreundliche Stimme vor meinem ‚Schutz‘, die mir augenblicklich bis ins Mark fuhr. Hinter meinem Begleiter konnte ich die dazugehörige Person nicht erkennen dennoch war ich mir sicher, ihn irgendwo einmal gesehen zu haben. Bradley schien von meinem Versteckspiel nicht besonders erbaut. Umgehend drehte er sich in meine Richtung, legte einen Arm um meine Schulter und drückte mich neben sich. 
»Das ist Ricarda, sie ist die Tochter meines Stiefvaters. Ich sollte sie mitnehmen, weil sie ab sofort bei uns wohnen wird.« Seine Stimme war abgekühlt, er verstellte sich, oder hatte die Freundlichkeit gegenüber mir nur wegen Vater gespielt. Welche seine wirkliche Art war, müsste ich noch herausfiltern. Vorsichtig betrachtete ich unseren Gesprächspartner. Sein braunes, nahezu schwarzes Haar hing zottlig ins Gesicht, während seine türkisblauen Augen gefühlslos wirkten und sich keinerlei Emotionen darin spiegelten. Ein kalter Schauer fuhr über meinen Rücken, als seine Blicke auf mich trafen. 
»Geht schon mal durch, ich rede kurz mit Cole und komm sofort nach.« Bradley nickte nur und darauffolgend bugsierte er mich bereist zum Ende der Bar. Danach ging es in einen separaten Raum, indem eine kleine Tischrunde stand. 
»Das war Cain, er wirkt meist unfreundlicher, als er in Wirklichkeit ist«, versuchte mich Bradley zu beruhigen. Er schien mitbekommen zu haben, dass ich mich hier nicht wohl fühlte. Ohne seine Worte zu beachten, sah ich mich weiter um. Bei der Einrichtung der Bar wurde alles kostspielig gestaltet. Den Einzelheiten konnte man bereits ansehen, das keine Mittel gescheut wurden. Die mahagonifarbene Einrichtung wurde durch passende Accessoires abgerundet.

Wir warteten einige Zeit, vielleicht dreißig Minuten, als sich die Türe öffnete und der junge Mann von unten eintrat. Ohne ein Wort setzte er sich uns gegenüber und musterte mich von oben bis unten. Sein schelmisches Grinsen, das er dabei auflegte, war mir nicht entgangen, dennoch versuchte ich es zu ignorieren. 

»Sei etwas freundlicher als bei der Letzten. Ihr Alter macht mir sonst die Hölle heiß!« Kaum war dieser Cain in der Nähe, benahm sich Bradley wieder eiskalt, warum auch immer, irgendwann würde sich schon herausfiltern, wie er wirklich war. Cain hingegen betrachtete mich weiterhin. Vollkommen desinteressiert an den Worten, die ihm gesagt wurden, fixierte er mich mit seiner ausdruckslosen Mine. Wäre ich allein mit diesem Mann in einem Raum, hätte ich ganz bestimmt längst das Weite gesucht. Seine Art konnte einem Angst einjagen. Ich versuchte seinen Blicken standzuhalten, jetzt schon Schwäche zu zeigen, wäre sicher nicht gut. 
»Du bist also neu hier?«, seine Stimme war noch abgekühlter als vorher, sie durchfuhr meinen gänzlichen Körper und hinterließ einen sichtbaren Schauer auf meiner Haut. Allein durch dieses Gefühl, dass sie in mir auslöste, bekam ich Respekt vor diesem Mann. Mit einem leichten Nicken bestätigte ich seine Aussage. 
»Du kommst demnach nicht aus dieser Stadt? Vielleicht aus der Umgebung? Ich hab das Gefühl dich schon mal irgendwo gesehen zu haben.« 
»Nein, aus familiären Gründen musste ich hierher ziehen«, antwortete ich ihm und achtete darauf zumeist höflich zu klingen. Leider neigte ich gerne dazu jemanden mit Worten anzufahren, doch dies sollte ich hier besser vermeiden. Sein Blick löste sich von meinen Augen und wanderte ein Stück an meinem Körper hinab. Aus Reflex umgriff ich den Anhänger meiner Kette. Diese ganze Situation war mir äußerst unangenehm. Ich hasste es im Mittelpunkt zu stehen. 
»Hast wohl eine satanistische Ader, was?« 
»Nein, mir gefällt es einfach, so herumzulaufen.« Ich schüttelte den Kopf, um meine Aussage zu bestärken und schon drang ein ‚Problem damit?‘ aus meinen Lippen. Im Gegensatz zu der Erwartung einer ausfallenden Bemerkung lachte mein Gegenüber kurz auf, bevor eine quälende Stille in den Raum trat. Ich hätte nicht zuordnen können, ob es ein sarkastisches oder ehrliches Lachen gewesen wäre, doch dies schien in diesem Moment eher Nebensache. 
»Nimmst du Drogen?« 
»Wenn du gelegentlichen Zigarettenkonsum als rauschgiftabhängig ansiehst, ja. Soll ich dir nicht gleich meine Lebensgeschichte aufzählen?«, schnippte ich ihn an, so langsam nervten mich diese nervigen Fragen, die er mir stellte. Obendrein auch noch diese eiskalte Stimme als könnte man nicht normal mit mir reden. Bradley stieß mir seinen Ellenbogen unsanft in die Rippen, was augenblicklich dafür sorgte, dass sich mein Gesicht verzog. Abrupt drehte ich mich zu ihm und sah ihn entgeistert an. 
»Das solltest du besser nicht hier tun«, sprach er aus. Seinem Gesichtsausdruck zu urteilen wollte er genau diese Worte vermeiden, den kaum waren sie ausgesprochen, sah er mich entschuldigend an. Die Anspielung ließ mich kalt, mir war bewusst, dass er auf meine sexuellen Erfahrungen ansprach, doch hörte ich dies nicht zum ersten Mal. Auch wenn Daniel nicht hier war, wusste ich mich zu währen. Nun kühlten auch meine Blicke ab und mit einer nahezu so kalten Stimme, wie Cain die halbe Zeit sprach, antwortete ich nun Bradley: 
»An mir haben sich schon andere Kaliber die Zähne ausgebissen, Brad.« Wobei ich auf seinen Namen eine besondere Betonung legte. Daraufhin setzte ich mich wieder gerade hin und blickte mich im Raum um. In diesem Moment wollte ich keinen Blickkontakt mehr halten. 
»Folglich geh ich davon aus, dass du keinen Freund hast«, mit diesen Worten hatte Cain erneut meine volle Aufmerksamkeit. Mit einem Lächeln betrachtete ich ihn und sprach langsam aber sicher meine Standardworte auf diese Frage: 
»Mein Bruder hätte jeden umgebracht, der mich auch nur anfasst.«

Diese Fragerunde war längst noch nicht vorüber, demnach ging es noch einige Zeit so weiter. Bei jeder Frage sank meine Laune weiter, was meine Sehnsucht nach meinen Freunden ins Unermessliche trieb, immerhin war ich hier nicht, um irgendwelche Fragen zu beantworten. Währenddessen trafen immer wieder Leute zu uns, doch schenkte ich keinem von ihnen nähere Beachtung, da ich lediglich versuchte aus diesem Verhör mäßigen Gespräch zu entrinnen. Bradley drückte mir ein Glas in die Hand, ohne darauf zu achten trank ich einen Schluck. Das war definitiv Alkohol. Der Mischung zu urteilen Whiskey-Cola. Damit hatte er einen Glückstreffer gemacht, selbst in meinem Freundeskreis trank ich es immer. Cain hingegen ließ sich davon nicht beirren und stellte weiterhin komische Fragen. Wir waren bereits bei meinem Freundeskreis angelangt. Mehr in Gedanken als bei der Sache antwortete ich ihm beiläufig. Erst das Vibrieren meines Blackberrys riss mich aus den Gedanken, was meine Freunde wohl gerade machten.
Bist du gut angekommen? Ich mach mir Sorgen, Vater wollte mir keine Auskunft geben. 

Sofort schlich sich ein Lächeln auf meine Lippen. Es war Daniel. Eigentlich wartete ich schon den halben Tag auf eine Nachricht von ihm, da ich mich weigerte ihn zuerst anzuschreiben. Woher sollte ich auch wissen, ob er etwas von mir hören wollte. Sofort drückte ich auf Antworten, aber dann stockte ich. Eben noch so sicher in dem, was ich schreiben könnte, doch sogleich plagte mich ein schlechtes Gewissen. Wenn ich ihm jetzt sagen würde, dass ich ihn und die anderen vermisste, würde er sich sicherlich Vorwürfe machen.
Ja, alles ist gut verlaufen. Vater möchte mir eine Wohnung suchen und jetzt sitz ich bei den Freunden seines Stiefsohnes.
Schnell tippte ich die Worte ein und drückte auf Senden, bevor ich doch auf die Idee kam meine Sehnsucht hereinzuschreiben. Es war schwer genug nicht zu schreiben, dass ich lieber zu Hause wäre und hier nicht wirklich willkommen war. Daniel würde sich nur ins Auto setzen und mich sofort abholen, aber das lag nicht in seinem Sinn. Cain räusperte sich, sofort erhob ich meinen Kopf und sah ihn an. 

»Bekomm ich auch eine Antwort, oder hat dich dein Handy in seinen Bann gezogen?« Hatte er ernsthaft eine Frage gestellt, ohne das es mir aufgefallen war? Entschuldigend sah ich ihn an und setzte mein zuckersüßes Lächeln auf. 
»Verzeihung, aber könntest du die Frage nochmal wiederholen? Das war gerade wichtig.« 
»Die Frage lautete, ob du eine Tradition mitmachen würdest«, wiederholte er sich und hielt seinen Blick weiterhin auf mir. In seinem Gesicht konnte ich nicht erkennen, worauf er hinaus wollte. Normalerweise verzog sich die Mimik eines Menschen, je nachdem Hintergedanken, doch bei ihm zuckte nicht mal ein Mundwinkel. Ich schluckte kurz, seine Stimmlage zu urteilen würde das Ganze nicht gänzlich jugendfrei sein, was sich bestätigte, als ich den lüsternen Blick des schwarzhaarigen neben Cain bemerkte. Jedoch gehörte ich nicht zu denen, die Kniffen, wenn es versaut wurde, folglich nickte ich kurz. 
»Okay. Holt mal jemand Gläser?«, sprach mein Gegenüber kalt aus, als mein Handy erneut vibrierte. Eine weitere Nachricht von Daniel.
Geh sofort zu Vater, oder ich hol dich da raus!!!