Mittwoch, 10. Oktober 2012

let me be yours - Kapitel 7

Unentwegt starrte ich auf mein Handy und lass die Nachricht immer wieder durch. Fast als hätte ich die Hoffnung nach der zwanzigsten Wiederholung einen anderen Text zu lesen. Ich konnte mir den Sinn in der Nachricht nicht erklären, Daniel konnte gar nicht wissen, wo ich war, immerhin müsste er bei uns zuhause sein und das lag eine ganze Ecke entfernt. Bevor ich mir jedoch eine Antwort überlegen konnte, legte Bradley seinen Arm um meine Schulter und zog mich an sich ran. Sanft strich seine Hand über meinen Arm, während er mir leise ins Ohr flüsterte:
»Wenn du nicht mitmachen willst, ist es vollkommen in Ordnung. Niemand wird dich zwingen.« Sogleich starrte ich ihn an, immer noch abgelenkt von Daniels Nachricht, konnte ich seine Worte nicht gänzlich verfolgen. In meinem Kopf drehte sich alles nur um die Frage, woher mein Bruder wissen sollte, wo ich mich genau aufhielt.
»Nein, das ist es nicht« sprach ich erst ein paar Minuten später aus und legte mein Handy möglichst unbemerkt neben mich. Kaum war dies getan, setzte ich wieder eins meiner gekonnten Lächeln auf und ließ meinen Blick durch die Runde schweifen.
»Und? Fangen wir an?«, ertönte die Stimme des braungebrannten neben Cain. Augenblicklich fuhr mein Augenmerk auf ihn, seine pechschwarzen Haare waren kurzgeschnitten und mit feuerroten Spitzen zu Spikes gestylt. Dazu hatte er blutrote Augen, sicherlich waren es Kontaktlinsen, anders konnte ich mir die Farbe nicht erklären. Sein durchtrainierte Oberkörper wurde von einem schwarzen Muskelshirt verdeckt, durch den sich seine Muskeln abzeichneten. An seinem rechten Oberarm hatte er ein Tribaltattoo.
»Oder fürchtest du, du könntest nicht mit uns mithalten?« Seine Stimme war rau und seine Augen blitzten bei diesem Satz auf. Unverzüglich merkte ich, wie meine selbstsichere Fassade anfing zu brökeln. Die Stimme und Blicke dieses Mannes jagten mir mehr Angst ein, als das kalte Verhalten seines Sitznachbars.
»Wovor sollte ich mich fürchten?«, konterte ich, um mir meine Unsicherheit nicht anmerken zu lassen. Verblüfft betrachtete er mich, scheinbar hatte er damit gerechnet, dass ich nun das Weite suchte. Bradley setzte mir ein neues Glas vor, zögerlich trank ich dran, da mir der Geruch des Alkohols weit voraus in die Nase trat. Die Mischungen hier waren nicht ohne, weitaus stärker als ich sie bislang gewohnt war. Ich spürte, wie die Blicke der anderen auf mir ruhten, aus Reflex ließ ich das Glas auf die Tischplatte nieder.
»Da ist nichts drin, Sugar, zumindest nichts, was nicht rein gehört«, ertönte die Stimme des Durchtrainierten. Sofort beugte er sich ein bisschen über den Tisch und reichte mir seine Hand.
»Ich bin David Coleman, aber Cole reicht vollkommen.«
»Ricarda Crawford, aber sag ruhig Rica«, erwiderte ich kurz und ergriff gelassen seine Hand.
In einer knappen Gesprächsrunde wurden mir die restlichen Leute vorgestellt und schon fing der Abend locker an. Zu Beginn wollten sie eine kleine Kennenlernrunde machen. ‚Antworte oder stirb‘ nannten sie ihr Spiel. Die Regeln waren simpel, der Älteste fing an und fragte eine Person seiner Wahl irgendwas. Entweder man antwortete, oder man verweigerte, doch keine Antwort geben hieß einen trinken. Es eignete sich hervorragend und sorgte zeitgleich für eine entspannte Atmosphäre. Die erste Stunde verging im Handumdrehen. Hätten die Jungs das Spiel nicht unterbrochen, um zu entscheiden, dass sie später noch in eine Diskothek wollte, wäre es mir nicht mal aufgefallen.
»Cain du hast uns heute Mittag Flaschendrehen versprochen!«, ertönte die piepsige Stimme der jüngeren McDonall Schwester. Ich glaube ihr Name war Melissa. Bereits nach den ersten fünf Minuten war mir klar, dass ich weder mit ihr, noch mit ihrer Schwester etwas anfangen könnte. Sie waren definitiv zu flippig. Cain lächelte leicht und legte zeitgleich eine leere Wodkaflasche auf den Tisch.
Die Gruppe spielte Flaschendrehen anders. Es war Geschlechter übergreifend. Erst wurde gedreht und dann entschied das entgegengesetzt Geschlecht die Aufgabe. Die ersten zehn Runden bezeichnete ich als sogenannte Aufwärmrunden. Die Flasche ging förmlich an mir vorbei. Zeigte das Gefäß auf einen Zwischenraum, gab es eine Runde Kurze. Der Flaschenhals blieb auf Cain stehen. Abrupt drängten sich die McDonall Zwillinge zu der dritten im Bunde und tuschelten vor sich her. Ich störte mich nicht daran, von diesen ausgeschlossen zu werden, so konnte ich wenigstens etwas Ruhe genießen. Mit dem Glas in der Hand starrte ich auf die Banderole auf der Flasche. »Cain, nimm die Neue und mach sie willig, aber nur mit deinen Händen.« Ich erstarrte augenblicklich, bis ich meinen Blick erhob und unmittelbar in die klaren Seelenspiegel meines Gegenüber blickte.
»Soll ich ein Veto einlegen?« Coles Blicke blieben mir nicht verborgen, als ich mein Augenmerk auf ihn richtete, erklang auch noch seine dunkle Stimme:
»Na los Sugar, oder bist du so schüchtern? Du weißt, wenn er sich weigern muss, wirst du Grappa trinken.« Ich hasste dieses Gesöff, wenn ich den zu mir nehmen würde, wäre der Abend gelaufen. Doch genau das sollte die Regel erreichen. Jeder würde sich gut überlegen, ob ein Veto es wert wäre. Siegessicher griff der Braungebrannte zu der Flasche neben sich und hob sie an. Schnell setzte ich mein Glas an und leerte es in einem Zug. Als ich es auf die Tischplatte absetzte erwiderte ich seinen kalten Blick. »Was Solls, bei der Sache ist nichts«, sprach ich aus und erhob mich zeitgleich, um meine Worte zu unterstreichen. Coles Augen weiteten sich, er schien nicht damit gerechnet zu haben und war sichtlich geschockt, was mir ein Grinsen auf die Lippen zauberte. Ich hatte nicht vor, ihm die Oberhand zu überlassen, vor allem, weil mir längst bewusst war, welches Treiben er verfolgte. Langsam erhob sich nun auch Cain und schritt um den Tisch, erst als er unmittelbar hinter mir stand, hielt er inne. Einen Moment später umfasste sein Arm meine Taille und zog mich an seinen harten Körper. Sanft aber zielsicher strich seine zweite Hand über den Stoff meiner Kleidung, bis sie meine Haut berührte. Augenblicklich führte er sie mit hauchzarter Berührung zur Innenseite meines Schenkels und dann zielstrebig hinauf. Keuchend spannte ich meinen Körper an, als seine Finger an meinem Höschen ankamen und er fahrig über den dünnen Stoff strich. Obwohl seine Berührungen nicht auf meiner direkten Haut lagen, jagten sie mir einen warmen Impuls in den Unterleib. Ich lehnte mich an seinen Körper, wobei mir der süßliche Geruch seines Aftershaves in die Nase drang. Seine Berührungen wurden intensiver, fortwährend hinterließen diese eine heiße Spur und jagten mir eine angenehme Gänsehaut über den Körper.
»Entspann dich«, hauchte er leise in mein Ohr, wobei seine Hand unter den trennenden Stoff rutschte und erneut ihre Bahnen auf nahm. Mein Atem wurde schwerer. Fortwährend spürte ich, wie ich auf seine fordernden Zärtlichkeiten ansprang und ich immer feuchter wurde. Letztendlich kam ich nicht mehr dagegen an und ein leises Stöhnen entglitt meinen Lippen. Cain hauchte einen Kuss in meinen Nacken und löste seine Hand von mir.
»Vielleicht intensivieren wir das Geschehen später an einem anderen Platz«, raunte er mit seiner dunklen, männlichen Stimme in mein Ohr. Sofort jagte ein weiterer Schauer über meinen Körper. In diesem Moment fiel mir auf, wieso er mir bekannt vorkam. Diese Stimme, der Geruch und auch das Aussehen. Er war der Mann, den ich gestern im Club getroffen hatte. Ohne Zeit ihn mit dieser Erkenntnis zu konfrontieren, setzte er sich wieder auf seinen Platz und drehte die Flasche. Das Spiel ging einige Zeit so weiter, je mehr Alkohol im Spiel war, umso versauter wurden die Aufgaben. Doch irgendwann wurde es mir zu viel. Ich konnte mich bereits auf fast nichts mehr konzentrieren, der Rausch war an seiner Grenze angekommen, jeder Tropfen weiteren Alkohols würde mir den Rest für diesen Abend geben. Doch dann hielt die Flasche ein weiteres Mal und zeigte auf mich. Ohne sich abzusprechen, drang bereits die Stimme Coles zu mir durch: »Zieh dich aus!« Ich registrierte die Worte, betrachtete ihn allerdings nur mit aufgerissenen Augen. Im Moment fehlte mir die Konzentration, um die richtigen Worte zu finden.
»Na los Ricalein, wir wollen Haut sehen!« Ich ließ mich gegen die Stuhllehne fallen und starrte in die Runde. Keiner der Männer schien die Worte anzuzweifeln, die Cole ausgesprochen hatte.
»Habt ihr einen Schaden?«, entfloh es mir aus meinem Mund, ehe ich darüber nachgedacht hatte. Die Blicke der Runde ruhten weiterhin gespannt auf mir. »Die Aufgabe könnt ihr jemand anderem geben!« Weiterhin wurde ich beobachtete, den Blicken zu urteilen sollte es hierfür kein Veto geben können. Es schien so, als seinen alle daran interessiert.
»Ich sollte besser nach Hause gehen«, lallte ich leise durch die eingekehrte Stille und stand abrupt auf. Irgendwie war es mir gerade unangenehm zu sprechen. Ich hasste es im Mittelpunkt zu stehen und gerade beobachteten mich alle. »Ich sagte doch, sie würde nichts taugen, Bradley, wie kamst du nur auf die Idee, dass sie zu uns passen würde?«, ertönte nun die Stimme des jüngstem im Bunde. Meine Blicke wandten von ihm unverzüglich zu meinem Stiefbruder, morgen hätte er mir noch etwas zu erklären, heute wäre ich selber nicht mehr in der Lage zu einem vernünftigen Gespräch.
»Mir wurde mitgeteilt, dass sie ohne ihren Schoßhund freizügig wäre. Ich kannte sie bis heute nicht mal!«, erklärte sich der Angesprochene gegenüber des scheinbar gereizten Jungens. Mir kam es fast vor wie eine Wette ‚Wer bekommt die Neue als erstes ins Bett‘ oder sowas. Schnell griff ich nach meiner Jacke und taumelte zur Türe.
»Ich hau ab, das ist mir zu niveaulos«, waren meine Worte, als ich schon durch die Tür schritt und schwankend durch die Bar hinaus auf die Straße ging. Ich wusste nicht, wie ich von hier aus bis zu Vater käme, aber alles wäre besser, als länger in diesem Raum zu bleiben. Auf der Fußgängerzone blieb ich stehen und schaute mich erstmal um. Der Alkohol machte sich an der frischen Luft erst recht bemerkbar. Nun würde sich der Rückweg als noch schwerer erweisen, den nicht nur die Orientierung fehlte, nein, mir fiel nicht mal mehr die genaue Adresse ein. Die Läden hatten längst zu und auch die Straße war wie ausgestorben, für diese Uhrzeit war es auch kein Wunder, immerhin war es bereits weit nach zehn. An einem Schaufenster blieb ich stehen und starrte wie gebannt das Kleid an, dass dort ausgestellt wurde. Dieses kurze in blutroter Farbe mit schwarzen Saum wirkte einfach anziehend. Bei der nächsten Feier hätte ich gerne genau so eins.
»Hey Sugar, ich bring dich nach Hause«, ertönte eine mir wohlbekannte männliche Stimme, die mich augenblicklich erstarren ließ. Zaghaft drehte ich mich in die Richtung und erblickte Cole im Schein einer Laterne.
»Das eben war nicht so gemeint«, sprach er langsam aus und trat ein paar Schritte auf mich zu. Diese Worte sorgten dafür, dass mir die Spucke im Mund wegblieb. »Es war eine blöde Idee von mir, aber in dem Moment kam sie mir einfach passend vor.« Ich wendete meinen Blick wieder aufs Schaufenster, derzeit war mir die Lust am Reden vergangen. Wer weiß, auf was für Ideen er jetzt kam, wenn ich mich von ihm begleiten ließ.
»Lass mich dich wenigstens zu einem Taxi bringen«, drang er weiter.
Trotz meiner Sturheit und meinen Versuchen mich gegen seine Hilfe zu währen, wollte er mich unter allen Umständen begleiten. Zögernd folgte ich ihm, wechselte jedoch kein Wort mir ihm. Auch auf seine Versuche ein Gespräch anzufangen ging ich nicht ein. An der Gasse zum Parkplatz hielt er inne und drehte sich zu mir.
»Noch zwei Gassen und wir sind am Taxisammelpunkt, allerdings erwarte ich eine Gegenleistung dafür, dass ich dich hinbringe.« Augenblicklich blitzten seine Augen auf.
»Fass mich nicht an, du würdest es bereuen!«, zischte ich sauer aus, seine Worte brachten mich in Rage. Ohne zögern presste er mich gegen die Wand. Sofort fuhr seine Hand an meinem Körper hinab. An meinem Oberschenkel strich er sie fahrig zur Innenseite.
»Hör auf, wir spielen hier nicht«, fuhr ich ihn an. Er sollte mich einfach loslassen. Seine Blicke kühlten ab, als er mit seinem Gesicht unseren Abstand reduzierte. Sein warmer Atem drang auf meinen Hals, diese Nähe widerte mich einfach an. Seine Hand fuhr in meinen Schritt. Unverzüglich versuchte ich ihn wegzudrücken, doch gegen seine Gewalt schien ich keine Macht zu haben. In jenem Moment drang er mit zwei Fingern in mich ein. Keuchend erstarrte ich und fixierte ihn mit meinen Blicken.
»Angenehm? Dein Körper will es, also währ dich nicht und sei schön brav.« Herrschend bewegte er seine Finger in mir und entlockte mir ungewollt ein Stöhnen. Diesen Moment nutzte er für sich und presste seine rauen Lippen auf meine. Mit aufgerissenen Augen fixierte ich ihn, während sich meine Gedanken überschlugen und ich einen Ausweg aus dieser Gefahr suchte. Sein Körpergewicht auf mich verlegend, umfasste er mit seiner freien Hand siegessicher den Krangen meines Mantels.
»Nein...«, hauchte ich aus, meine Stimme zitterte vor Angst, während ich meine Hände auf seinen Brustkorb legte und erneut meine Kräfte sammelte, um ihn von mir weg zu drücken.

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