Donnerstag, 18. Oktober 2012

behind your eyes - Kapitel 20


Abrupt wurde ich aus diesem Tagtraum gerissen und spürte, wie Blakes Zunge meinen Mundraum erforschte. Zeitgleich stemmte ich meine Hände gegen seinen Brustkorb und stieß ihn von mir.
»Mach das nie wieder!«, fauchte ich ihn an, während seine Blicke kalt auf mir lagen. Ein hämisches Grinsen zierte seine Lippen, als er anfing eine Erwiderung auszusprechen:
»Der Kuss war eigentlich nur Mittel zum Zweck, dennoch fand ich es erstrebenswert herauszufinden, wie weit man gehen kann. Visionen können eine wunderbare Verlockung sein, Menschen etwas tun zu lassen, was sie im Grunde gar nicht wollen.« Erstaunt sah ich in seine Augen. Mir war lediglich bekannt, dass man mit Devil Eyes Erscheinungen hervorrufen konnte und diese versteckten sich definitiv nicht hinter dem leuchtenden Giftgrünen.
»Ich besitze nicht dieselben Veranlagungen wie Jaden, aber ich habe in Überlieferungen davon gelesen, dass man schwangeren Frauen Dinge aus der Vergangenheit übermitteln kann, wenn die genetischen Eignungen für diese teuflischen Gene vorhanden sind. Derzeit sind sie ein Teil von dir, wodurch du selbst sehen kannst.« Geschockt sah ich ihn an, er ahnte demnach bereits zuvor, dass mein Baby dieselbe Kraft hatte, wie Carver.

Schritte durchbrachen unser Gespräch, weshalb er sich augenblicklich von mir abwandte und in die Richtung des Störenfrieds drehte.
»Ich hatte gerade eine nette Unterhaltung. Carver ist auf dem Weg hierher. Es war eine gute Idee Alexa so skrupellos zu überraschen. Sie hat ihr Handy verloren und dies versetzte ihn in Aufruhr, alles läuft nach Plan«, sprach Lilly aus, woraufhin sie kalt lachte. Blake hingegen stand auf und machte einige Schritte auf sie zu.
»Nichts läuft nach Plan, verdammt! Ihr habt mir geschworen, dass dies Masons verdienst ist«, schrie er ihr entgegen und deutete in meine Richtung. Mir war längst bewusst, dass Mason Mitschuld hatte an der ganzen Situation, auch wenn ich diese Tatsache weiterhin versuchte zu verdrängen.
»Und dann kommst du hier so scheinheilig rein mit den Worten, dass sie das Kind meines Bruders in sich trägt!« Lillys Gesicht überzog weiterhin ein hämisches Grinsen, sie ließ sich von seinen Worten nicht im geringsten Beeindrucken. Siegessicher trat sie auf ihn zu, blieb unmittelbar vor ihm stehen und strich mit einem Finger über sein Kinn.
»Travis, mein Lieber, reg dich nicht so auf. Carver muss erstmal bis hier kommen. Selbst wenn er es schaffen sollte, werd ich mich um den Rest kümmern.«
»Du kümmerst dich um gar nichts, haben wir uns da verstanden? Ich konnte dir damals nicht vertrauen, warum sollte ich es heute tun? Du bist nach wie vor von ihm besessen!«, schrie er seine Gesprächspartnerin an und achtete keinen Augenblick darauf, ob er sie verletzte oder nicht. Blake schien die Situation aus den Händen zu gleiten und das fürchtete er.
»Und jetzt verschwinde, bevor ich mich vergesse!« Erschrocken weiteten sich Lillys kristallklaren Augen und starrten ihren Gegenüber an.


»Aber...«, fing sie einen Protest an, jedoch wurde dieser von Blakes Blicken bereits im Keim erdrückt. Eingeschüchtert verließ sie augenblicklich wieder den Raum und fluchte darauffolgend vor sich her. Sofort wandte sich der Braunhaarige wieder in meine Richtung. Eine ganze Zeit betrachtete er mich einfach schweigend, bis er sich seufzend gegen die Wand in seinem Rücken lehnte.
»Ich werde dich zurückbringen. Die Situation läuft aus dem Ruder. Lilly ist von Sinnen, ich befürchte, dass sie dir sonst was antun könnte.« Sprachlos durch seine Worte rappelte ich mich langsam auf und machte einen zaghaften Schritt auf ihn zu. Ich wusste nicht wieso, aber irgendwie wirkte er gerade nicht mehr wie der kaltblütige Kerl, als den ich ihn kennengelernt hatte. Vorsichtig legte ich eine Hand auf seine Schulter und lehnte mich an seine starke Brust. Ich war so froh, dass er diese Worte ausgesprochen hatte, dass ich sämtliche Vorsicht ablegte. Behutsam legte sich seine Hand auf meinem Rücken ab.
»Ich dachte, wenn ich meine Rache bekomme, würde Lilly wieder normal werden, so wie damals. Mittlerweile zweifel ich daran in ihr jemals wieder die Frau sehen zu können, die ich heiraten wollte. Ihre Besessenheit hat sie zu sehr eingenommen.« Mit einem leisen ‚ja‘ bestätigte ich seine Aussage, ich konnte mir nicht vorstellen, dass ein Mann wie Blake, ernsthaftes Gefallen an Lilly finden könnte. Sie musst damals eine andere gewesen sein. Behutsam verstärkte er den Druck auf meinen Rücken und zog mich dabei an sich.
»Am besten wäre, wenn du ihn gleich anrufst. Ich fürchte, er würde einen gefährlichen Fehler machen, wenn er wirklich hier auftaucht.« Mit diesen Worten zog er ein Handy aus seiner Hosentasche und hielt es lächelnd vor mich.
»Ich hab es Lilly abgenommen. Es dürfte das Handy von Eric sein.« Zaghaft streckte ich meine Hand aus und umfasste das kleine Elektronikgerät. Meine Gedanken überschlugen sich. Was wenn das alles hier nur ein Spiel wäre, um Carver weiter zu provozieren? Vielleicht wüsste er nicht einmal, dass ich weg war, und würde es mit diesem Anruf erfahren. Allein die überfreundliche Art von Blake brachte mich zu stutzen. Was hätte er davon, mich gehen zu lassen?

Ein hartes Klopfen schallte durch die Halle und ließ mich herum fahren. Blake seufzte und löste sich. Zielsicher schritt er auf die Metalltür zu und zog sie auf. Wie gebannt fixierte ich seine Gestalt, die mir sämtlichen Blick auf den Neudazugekommenen nahm.
»Was willst du hier?« Blakes Stimme war erneut so kalt, wie ich es kannte.
»Ich soll Lilly etwas vorbei bringen«, drang die gelangweilte Stimme eines Mannes durch den Raum. Erschrocken zog ich die Luft ein und erstarrte. Ich kannte sie, mehr noch, ich wusste, dass Carver der Person vertraute, der diese Stimme gehörte.
»Wieso ruft sie dich an?«
»Ihre Mutter kann ihr schlecht was vorbeibringen, wenn ihr offensichtlich Scheiße baut, oder? Aber vielleicht wäre es besser gewesen, meinen Vater herzuschicken. Er hätte sich sicher gefreut, hier mit seiner Einheit einzurücken.« Zögernd wisch Blake zur Seite, als meine Augen auf einen der Männer traf, die ich am wenigstens hier erwartet hätte. Im Türrahmen erblickte ich den breitschultrigen besten Freund Carvers. Seine Haare zu spitzen Spikes gestylt stand er gelassen im Türrahmen. Seine blaugrauen Augen hielten meinen Blicken stand, während sich ein leichtes Grinsen auf seine Lippen zauberte. Ohne zögern ging er einige Schritte in den Raum, bis Blake in seinem Rücken war. Für einen Moment hob er seinen Zeigefinger an die Lippen und ging danach einfach weiter in den Nebenraum. Auch ohne diese Aufforderung hätte ich nichts gesagt, allein der Schock, dass Gabriel hier auftauchte, erstaunte mich bei weitem mehr, als die Tatsache, das ich als Lockmittel dienen sollte.

Nach nur wenigen Minuten kam er wieder zurück.
»Man hat die ne bomben Laune. Was hast du ihr getan, Travis? Wieder auf den alten Geschichten rumgeritten?« Blake lachte lediglich auf und wandte sich dann in meine Richtung.
»Gabe? Tu mir einen Gefallen, fahr die Kleine nach Hause, ich pass auf, dass Lilly euch nicht folgt.« Der Schwarzhaarige stellte sich neben Blake. Sein Blicke fielen ebenfalls auf mich während seine Hand auf der Schulter seines Gesprächspartner landete.
»Was ist so wichtig an ihr? Ist sie deine Neue und mein Schwesterchen ist sauer, weil sie schwanger ist? Ich mein, sie war echt fertig, nachdem sie vor zwei Jahren euer Kind verloren hat.« Gabriel sprach, als würde er mich nicht kennen.
»Nicht ganz, sie gehört zu Jaden und genau das bringt Lil zur Weißglut.« Die Männer sprachen noch einen Moment mit einander, ehe sich Blake zur Türe aufmachte.
»Bring sie weg, bevor die Sache eskaliert!«, waren seine letzten Worte, die er eiskalt durch seine Zähne zischte. Sofort umschlang Gabriel meine Hand und zog mich aus der Halle raus.

Den gesamten Weg bis zu seinem Auto zog er mich strikt hinter sich her, ohne auch nur ein Wort von sich zu geben. Erst als wir im Auto saßen und von dem Lager wegfuhren, entspannte sich seine Haltung.
»Carver wusste, dass es passieren würde. Er ist auf dem Weg zu Mason.«
»Wieso war Blake so freundlich zu dir, obwohl du mit Carver befreundet bist?«, flogen die Worte nur so aus mir heraus. Ich konnte immer noch nicht glauben, dass all dies wirklich so geschehen war.
»Ich kenn die beiden seit der Grundschule. Sie sind grundverschieden, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass ich mit beiden befreundet bin.« Gabriel sah einen Moment zu mir und darauffolgend wieder auf die Straße.
»Normal halte ich mich aus allem raus, aber die Aktion von Travis war unter seiner Würde. Solang sie ihre Streitigkeiten untereinander ausführen, ist es okay, aber ich habe bei Lilly gesehen, welche Ausmaße es annehmen kann. Ich weiß nicht, in welchem Umfang du eingeweiht bist«, begann er sich zu erklären. Ich lauschte aufmerksam seinen Worten. Seine Erzählungen füllten die Lücken, welche die eigentlichen Entwicklungen erklärten.

Blake lernte Lilly auf dem College kennen, direkt war beiden bewusst, dass sie ewig zusammen sein wollten und so wagten sie den Schritt in eine Beziehung. Vor zwei Jahren erfuhr dieser, dass er selbst Vater werden sollte. Seine Zukunftsvorstellungen wurden ausgeweitet, er träumte von einer Familie und verlobte sich mit ihr. Jedoch machte er die Rechnung ohne Carver. Lilly zeigte ein reges Interesse an diesem und so kam alles, wie es kommen musste. Carver kannte keinerlei Zuneigung. Seine gesamte Familie schnitt ihn aufgrund seiner Gene, doch diese blonde Schlange schien ihm den Kopf zu verdrehen. Mit dieser Art kam er nicht zurecht und so geriet er in einen eigenen Interessenkonflikt. Er wollte seinen Bruder nicht verletzen, aber auch nicht die erste Person verscheuchen, die ihn zu mögen schien. Allein durch sein Worte und Art umgarnte er das naive Ding, bis letztendlich der Tag kam, an dem seinem Bruder der Kragen platzte. Er wollte ihn in den sicheren Tod fahren lassen. Einige gelöste Schrauben und das plötzliche Auftauchen einer Person auf der Straße dürfte reichen, damit Carver einen Unfall baute. Dies war zumindest der Plan, doch die Realität sah anders aus. Lilly sollte ihn rauslocken, brachte es jedoch nicht übers Herz. Statt seiner fuhr sie selber und baute diesen Unfall. Damals verlor sie alles, Blake, ihr Kind und auch die Zuneigung Carvers, der sich lediglich durch Schuldgefühle an sie band.
»Das ist also die ganze Geschichte, die beide aneinander bindet. Blake hat alles verloren und will seine Rache. Carver ist sich keiner Schuld bewusst, da die Entscheidungen von ihr selbst kamen«, fasste ich die Informationen zusammen und starrte auf die Straße.
»Fahr mich zu Carver, das heißt zu Mason, wenn er dort ist«, fügte ich hinzu. Im Augenwinkel nahm ich wahr, wie er nickte, während er sich weiterhin auf die Straße konzentrierte.
»So in etwa. Travis ist der Meinung, das Jaden vorher wusste, was passierte, aber er ist nicht so kalt, wie er tut. Er hätte dich nicht gehen lassen müssen. Ich rechne ihm hoch an, dass er genug Vernunft besaß, es doch zutun, obwohl er seinen Bruder vollkommen in der Hand hatte.« Ich stimmte ihm zu. Mit diesen Worten hatte er wirklich ins Schwarze getroffen. In diesem Augenblick fuhr er in die Einfahrt zu dem Anwesen von Masons Eltern. Carvers Hayabusa stand bereits vor dem Treppenaufgang und die Haustüre stand sperrangelweit offen. Gabriel hatte den Wagen gerade erst geparkt, als ich augenblicklich die Tür aufriss und aus diesem aussprang.

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