Montag, 24. September 2012

let me be yours - Kapitel 4

So schnell er mich gefasst hatte, wandte er sein Gesicht von mir ab. Ruckartig umfasste er mein Handgelenk und riss förmlich meine Hand aus seiner Hosentasche, während er sich von mir weg drehte.
»Scheiße verdammt! RIO!!!«, fluchte er gereizt und achtete mich dabei keines Blickes. Im Augenblick hatte ich nicht daran gedacht, was ich hier eigentlich gemacht hatte. Wahrscheinlich war selbst ich zu betrunken, um daran zu denken, was für Gedanken ich in dieser Situation in seinen Kopf gedrängt haben musste. Es dauerte nur einen kurzen Moment, da stand Rio bereits mit einem verständnisvollen Lächeln neben uns.
»Kein Problem, ich penn bei euch.« Es war sicherlich das Beste, was gerade passieren konnte. Wenn ich getrunken hatte, war ich unbeholfen wie ein kleines Kind und provozierte solche Situationen, weil ich einfach nicht nachdachte. Bei solchen Gegebenheiten wäre es für Daniel nur umso schwerer, währenddessen einen klaren Gedanken zu halten. Allein das gerade verstrichene Geschehen, zeigte zu deutlich, wie naive ich war, wenn ich getrunken hatte. In meiner Handtasche befand sich ebenfalls ein Schlüssel, dennoch kam ich nicht im geringsten auf die Idee, lieber diesen zu nehmen. Nein, ich musste eher Daniel seine Last erschweren. Augenblicklich drehte ich mich zur Türe und schloss auf, denn immerhin hatte ich bereits den Schlüssel meines Bruders in der Hand, und schritt danach gefolgt von den beiden in den Flur. Daniel hielt sich unmittelbar in Rios nähe auf und beide stockten, nachdem die schwere Haustür zurück ins Schloss fiel. Sofort drang das Getuschel der beiden Männer bis zu mir durch, ich wusste zwar nicht, welches Thema sie angeschlagen hatten, aber ich vermutete, dass es dasselbe sein würde, wie bereits auf der Straße. Sicherlich versuchte der Latino meinen aufgebrachten Bruder mit aller Gewalt davon zu überzeugen, dass es nicht richtig wäre, diese Gefühle zuzulassen. Eigentlich hatte er damit auch recht, unter Geschwistern gehörte sich ein solches Verhalten einfach nicht, es war ungesittet und unmoralisch. Es war besser, dass er hier schlafen würde, ich wüsste nicht, wie lange ich Daniel hätte standhalten können. Normalerweise konnte er alles von mir verlangen, dafür, dass er mir seine ganze Jugend geopfert hatte und immer für mich da war, war ich ihm so dankbar, dass ich ihm fast jeden Gefallen tat. In meinem jetzigem Zustand ging ich sogar davon aus, dass ich selbst darauf eingegangen wäre, denn was anderes war es vor dem Polizeirevier auch nicht.

Ich hatte mich gerade erst schwankend aus den unbequemen High Heels befreit, als sich eine Hand auf meine Schulter legte und diese mit einer leichten Festigkeit umgriff. Augenblicklich fuhr ich herum und blickte direkt in die türkisen Augen Daniels.
»Rica, es wäre besser, wenn...«, er stockte mitten im Satz, dass was er sagen wollte schien ihn von innen heraus aufzufressen und seine gänzliche Kraft aufzubrauchen. In seinem Gesicht konnte ich sehen, dass er innerlich mit sich selbst kämpfte.
»Ich will dir nicht wehtun, deshalb solltest du zu Vater ziehen.« Ich ahnte, wie schwer es für ihn sein musste, diese Worte über seine Lippen zu bringen und dennoch breitete sich in mir ein ungutes Gefühl aus. Was wäre, wenn er mich weg schickte und Vater immer noch nicht über Mutters Tod hinweg wäre, wäre ich dann gänzlich ohne zuhause?
»Daniel...« Augenblicklich legte er einen Finger auf meine Lippen und starrte mich an. Im gedämpften Licht, welches auf sein Gesicht drang, sah es so aus als stünden ihm Tränen in den Augen und sich bereits ein paar vereinzelte ihren Weg über seine Wangen gesucht hätten. Ich konnte nicht sicher sagen, ob es wirklich der Fall war, dafür war die Lichtquelle einfach zu schwach. Vorstellbar war es auf jeden Fall, diese ganze Situation musste ihn an die Grenzen führen, sonst würde er niemals erwägen, ausgerechnet diesen Schritt gehen zu wollen. Doch die Tatsache, dass Rio im selben Raum stand wie wir, machte es eigentlich unmöglich. Niemals würde Daniel sich die Blöße geben, selbst nach Mutters Unfall hatte er vermieden, seine Trauer vor mir zu zeigen.
»Wenn ich dich nicht zu ihm schicke, werde ich dich verletzen. Das will ich noch weniger, ich brauche dich.« Seine Stimme war nur ein kaum verständlicher Lufthauch und dennoch reichte es, um mir den ernst der Lage zu verdeutlichen. Stumm nickte ich, jedes Wort das ich hätte sagen können, wäre überflüssig gewesen. Daniel hatte seine Meinung bereits kundgegeben und widersprechen wäre nicht drin gewesen. Für ihn wäre es sicher das Beste, etwas Abstand zu mir zu gewinnen und etwas alleine zu unternehmen. Wahrscheinlich würden seine Gefühle zurückgehen, wenn sie nicht dauernd aufeinander hockten. Ich war mir sicher, dass er sich diese nur einbildete. Für einen Moment lehnte ich mich an ihn, nur einen Augenblick, in dem ich überlegte, was ich ihm sagen könnte, ohne ihn zu verletzen. Innerlich war ich meiner Gefühle nicht schlüssig. Einerseits loderte in mir eine Wut, dass er mich wegstieß und alleine lassen wollte, doch andererseits konnte ich ihn verstehen. Daniel lächelte sanft, als ich mich wegdrehte, wahrscheinlich wäre es vorerst das letzte Mal, dass ich ihn sah. Ich kannte ihn gut genug um zu wissen, dass er morgen früh nicht hier wäre, da er sonst gegen seine Entscheidung vorgehen würde, um mich aufzuhalten. Doch für heute reichte es, die ganze Aufregung hatte mich mitgenommen und gerade sehnte ich mich nur noch nach meinem Bett. Ich würde noch schnell meine Tasche mit den nötigsten Sachen packen und dann schlafen gehen, was anderes konnte ich für Daniel nicht mehr machen.
Ich stand gerade am Treppenansatz, als ich einen dumpfen Knall hörte. Mein Bruder musste gegen die Wand geschlagen haben. Sicherlich war es sein Hass darauf, dass ich seine Schwester war. Zwangshaft drängte ich mich dazu, mich nicht zu ihm zu drehen, ich wollte ihm nicht seine Stärke nehmen. Nichtsdestotrotz machte ich mir Sorgen um ihn, was sollte aus ihm werden, wenn ich nicht da wäre? Nur einen kurzen Moment wollte ich mich umdrehen, nur einen Augenblick in ihm das sehen, was er in mir sah, um ihn besser zu verstehen. Langsam ging ich die Treppe weiter hoch, ich hatte gerade die letzte Stufe, da ertönte seine Stimme, leise, aber deutlich genug um meinen Namen zu verstehen. Augenblicklich drehte ich mich um, ich hatte darauf gewartet, dass er mich ruft, dass er mich stoppt und mir sagt, dass ich hier bleiben sollte. Derzeit wollte ich nicht weg, nicht von ihm, er war meine ganze Familie und nie käme ich ohne ihn zurecht. Daniel sah mich nicht an, er stand mit dem Gesicht zur Wand, es war ein elender Anblick, der mich tief erschütterte. In den ganzen Jahren hatte ich ihn nicht einmal so gesehen und wir hatten bereits einiges durchgemacht. Rios Hand lag auf der Schulter meines Bruders. Ohne ihn würde Daniel an dieser Situation gänzlich zerbrechen.
»Ricarda...ich...ich liebe dich«, drang seine zitternde Stimme durch die Stille.
»Ich weiß, dass Vater es nicht erlauben würde und du daran zerbrechen würdest, deshalb möchte ich, dass du gehst.« Dies war das erste Mal, dass er diese Worte aussprach, die Andeutungen von Steve waren keine Seltenheit und Daniel konterte immer mit den unterschiedlichsten Antworten. Niemals nahm ich auch nur ein Wort ernst, doch dies hier war purer Ernst, er wusste genau, welche Worte er nutzte. In dieser Situation kam Daniel mir nicht betrunken vor, wie es vorher der Fall war. Sogar seine Stimme war klar. Ihm konnte man ohne weiteres zutrauen, dass er den Abend lang ohne Alkohol verbracht hatte, da er immer Cola-Rum trank. Es wäre niemandem aufgefallen, wenn er pure Cola getrunken hätte. Ich wollte wieder zu ihm, in mir loderte das Verlangen einfach meine Arme um ihn zu legen und mich an seinen starken Körper zu lehnen, so wie ich es sonst gemacht hatte. Doch als ich ansetzte die ersten Schritte hinab zu machen, sah Rio zu mir hinauf, seine Augen blitzten finster auf.
»Ricarda, bleib oben! Pack einfach deine Tasche«, seine Stimme war befehlend. Für einen Moment erschrak ich, von ihm war ich diese kälte am wenigsten gewohnt, doch ohne ein Wort, nur mit einem Nicken versuchte ich dies nicht weiter zu beachten. In diesem Moment hätte mich Rio nicht bis Daniel durchgelassen, als eingeweihter Außenstehender wusste er, was besser für uns beide war. Schnell eilte ich zum Wandschrank und zog eine Reisetasche heraus. Erst danach betrat ich mein Zimmer und schaute mich um. Ein sanftes goldgelbes Licht ließ meinen Raum erhellen und schenkte jedem Centimeter eine angenehme Wärme. Der eichenfarbene Parkettboden wurde zur Hälfte von einem bordeauxroten Teppich verdeckt, der sich nach einigen Jahren gebrauch immer noch erfreulich weich anfühlte. Die Wände in leichtem Caramel gaben dem Zimmer die nötige Freundlichkeit. Gegenüber der Türe prangte ein viertüriger Kleiderschrank mit Spiegeltüren, genau auf diesen ging ich zu, wobei ich den Koffer achtlos auf das Futonbett zu meiner Rechten fallen ließ. Ich zog einige Kleidungsstücke raus, bei denen ich mir sicher war, dass ich diese anziehen würde, und verstaute sie in der Tasche. Erst danach ließ ich mich aufs Bett fallen und starrte regungslos an die Decke. Einzelne Tränen sammelten sich in meinen Augen und rannen über meinen Wangen hinab, während ich darüber nachdachte, dass ich morgen diesen Raum hier verlassen würde. Ab da würde nichts mehr so sein, wie es einmal war.

Am nächsten Morgen riss mich die lärmende Haustürklingel aus dem Schlaf. Sie klingelte bereits einige Zeit, aber bisher war ich zu müde, um mich aus dem Bett zu bewegen. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es bereits Mittag war und mit dieser Erkenntnis machte ich mich auf den Weg, dem Dauerklingler die Türe zu öffnen. Schnell zog ich mir meinen Morgenmantel über, bevor ich die Treppe hinab eilte, damit dieses nervenberaubende dröhnen aufhörte. Vor mir stand Ashleys Freund, Shane, wie immer strahlte er mir freudig entgegen. Seine schwarzen Haare standen ihm wild vom Kopf ab, während seine braunen Augen seine Laune widerspiegelten. Shane gehörte zu den ruhigen aus unserer kleinen Gruppe, gutaussehend, aber meiner Meinung nach einfach zu freundlich. Lächelnd sah er mich an und hob seine Hand, während er ein kurzes
»Morgen« aussprach. Schon drängte er sich an mir vorbei ins Haus und blieb erwartungsvoll hinter mir stehen. Einige Zeit beobachtete ich ihn einfach, doch als von ihm nichts kam, sah ich ihn fragend an.
»Was machst du hier? Solltest du nicht lieber bei Ashley sein?«
»Wie blau warst du gestern, Schätzchen? Ich soll dich abholen und zu deinem Vater bringen. Rio hat mich dafür extra aus dem Bett geworfen, also los jetzt.« Perplex betrachtete ich den jungen Mann vor mir. Mir war der gestrige Abend doch tatsächlich entfallen, doch mit der Aussage Shanes, drang es wieder in mein Gedächtnis. Ohne ein weiteres Wort hing er seine Jacke an die Garderobe. Er würde nicht einfach wieder gehen, so viel stand bereits fest, folglich musste ich mich fertigmachen.
»Du bist auch ein wenig naiv, oder? Meinst du, dass mit dir und Rio hat noch einen Sinn, jetzt wo du zu deinem Vater ziehst?« Verwundert, was er mit diesem Satz meinte, drehte ich mich wieder zu ihm um. Er sprach von Rio und mir. Ohne mir die Chance zu lassen, mich zu erklären, lehnte er sich lässige gegen das Treppengeländer und sprach weiter.
»Steve meinte irgendwie sowas. Ihr sollt wohl die Nacht zusammen verbracht haben. Es geht mich zwar nichts an, aber ich weiß nicht, ob ausgerechnet ihr beide zusammenpassen würdet.« Kopfschüttelnd betrachtete ich Shane. In meinen Erinnerungen des letzten Abends gab es keinerlei solcher Informationen. Doch als ich sein immer breiter werdendes Lächeln bemerkte, wurde mir bewusst, was er meinte. Unbeholfen verfiel ich in einen Lachkrampf und schaffte es nicht, mich zu beruhigen. Jeder hier wusste, dass ich nicht zu Rio passen würde. Eigentlich hätte ich auch nicht damit gerechnet, dass die Aussage des Latinos solch einen Tumult bringen könnte. Auf dieses Gespräch könnte ich mich nicht ernsthaft einlassen. Weder würde ich Rio und Daniel in den Rückenfallen, noch könnte ich Diskussionen führen, ohne in einen weiteren Lachanfall zu bekommen.
»Shane, ich geh meine Tasche holen und danach fährst du mich zu meinem Alten, ganz ohne Kommentar, verstanden?«, fuhr ich ihn mehr oder weniger an. Er nickte kurz, doch sein Grinsen, dass er dabei auflegte, deutete jedoch das genau Gegenteil an. Es wären nur meine Nerven, die er damit zerstören würde.
Schnell eilte ich nach oben und packte mir einige Klamotten, bevor ich zum Bad schritt, um erst einmal zu duschen. Während das Wasser so auf mich niederprasste drifteten meine Gedanken ab. Immer mehr stellte ich mir die Frage, ob an dem was Shane sagte, mehr war als nur eine Vermutung von Steve. Alle Erinnerungen des Abends waren nur einige Bröckchen. Im Zusammenhang konnte ich mich an nichts besinnen. Vielleicht sagte er die Wahrheit und ich hatte die Nacht mit Rio verbracht, aber andererseits hätte er das niemals Daniel angetan. Es könnte auch einfach nur ein Gerücht sein, das Steve als Rache in die Welt gesetzt hatte. Am besten wäre es, wenn ich einfach warte und später mit Rio und meinem Bruder darüber reden würde. Das gäbe mir die Gewissheit über das Geschehen. Doch dann kam mir der Gedanke, was geschehen könnte, wenn es der Wahrheit entsprach und Daniel es mitbekommt. Irgendwie schien gerade alles schief zu laufen, was nur ging. Mein Leben stellte sich durch die letzte Nacht komplett auf den Kopf und einen einfach Ausweg fand ich nicht. Wahrscheinlich wäre es gerade einfach das Beste, wenn ich zu meinem Vater gehe und versuche alles zu vergessen. Ein neues Leben anfangen und nicht zurück schauen, so als sei nie irgendwas geschehen. Entschlossen diesen Weg zu gehen, stieg ich aus der Dusche und schlüpfte in eine schlichte Jeans und ein lockersitzendes Tanktop. Shane wartete bereits ungeduldig auf mich, als ich die Treppen samt Koffer hinunterging. Das Geschehen war irgendwie irritierend alles war so anders, als ich es gewohnt war. Zum ersten Mal in meinem Leben sollte ich einen wichtigen Schritt ohne Hilfe machen. Ich fühlte mich alleine, alles glich für mich einem Albtraum, aus dem ich nicht erwachen konnte. Sanft legte Shane seine Hand auf meinen Rücken und bugsierte mich zu seinem Wagen, der sich unmittelbar vor der Haustür befand. Der nachtblaue BMW fiel sofort ins Auge und schon saß ich drin. Mein Schicksal drang unabwendbar auf mich zu.
»Na dann, auf zu deinem alten Herren. Mal schauen, was er sagt, dass du so plötzlich vor seiner Türe stehst.« Ich nickte nur, die Worte waren mir bereits vergangen. Für Shane ging alles wie eine Leichtigkeit vorbei, doch für mich fiel eine Welt zusammen. Die Ungewissheit, ob ich jemals wieder herkommen würde und mein normales Leben führen könnte, lag mir schwer im Magen.
»Demnächst kannst du mit Ashley zusammenziehen. Soweit ich gehört hab, zieht sie durch ihrem geplantes Studium in die Nähe.«
»Falls ich es überhaupt so lange da aushalte«, konterte ich und fixierte mich auf die Straße. Shane lachte, während er mir sanft gegen die Schulter schlug.
»Dein Vater wird dich schon aufnehmen. Er liebt dich, so wie es sich für einen Vater gehört.« Seine Ansicht nahm mir einen Teil meiner Angst, dennoch befürchtete ich, dass er sich irrte. Mein Glaube bestand darin, dass er mich hasste, weil ich aussah, wie Mutter, und er jedes Mal seine Fehler sah, wenn er mich betrachtete. Ich war mir sicher, dass er eine neue Familie gegründet hatte. Mutter war immerhin auch schon seine zweite Frau. Die Erste hatte ihn für einen anderen Mann verlassen.
Über eine Stunde fuhren wir durch die Gegend, dann bog Shane auf einen kleinen Parkplatz mitten in einer Wohngegend. Die Häuser hier lagen nicht so weit auseinander, wie da, wo ich bislang wohnte, aber dennoch konnte man dieser Gegend ihren gehobenen Stand ansehen. Meine Hände zitterten vor Anspannung, als er den Motor abstellte und sich in meine Richtung drehte.
»So Prinzesschen, wir sind da. Pass auf dich auf und meld dich zwischendurch, okay? Ich brauch jemanden, falls ich Probleme mit Ashley hab.« Mit diesen Worten brachte er mich zum Lächeln. Eigentlich schaffte er es immer wieder. Früher sagte ich immer, er war ein Idiot, weil er jedem alles stur ins Gesicht sagte, doch dieser Mann war wirklich liebenswürdig. Mit seinen Beziehungsproblemen kam er oftmals zu mir und so lernte ich ihn von anderen Seiten kennen. Einen kurzen Kuss hauchte ich auf seine Wangen, während ich die Türe öffnete.
»Pass mir auf Dan auf, okay?« Er nickte lediglich und schon stieg ich aus. Noch länger hier sitzen zu bleiben, würde nur meine Entscheidung beeinflussen. Mit meinem Koffer bepackt schritt ich zur Türe. Von aussen sah das Haus wirklich groß aus, es wirkte sogar größer als das, in dem ich mit Daniel wohnte. Auf dem Klingelschild entdeckte ich zwei Namen, ‚Crawford‘ und ‚Anderson‘. Irgendwie hatte ich es bereits geahnt. Vater gehörte nicht zu den Menschen, die lange allein sein konnten. Ich klingelte und wartete, dass mir jemand öffnete. Innen polterte es, es kam mir bekannt vor, wenn Daniel zur Tür rannte, klang es nicht anders. Die Türe wurde aufgerissen, vor mir stand ein junger Mann, er hatte nur eine Hose an, sie war geöffnet, wahrscheinlich hatte er sie sich gerade erst angezogen. Er sah mich mit seinen blassbraunen Augen an, sie wirkten leicht irritiert, mit seiner Hand fuhr er durch sein kurzgeschnittenes dunkelbraunes Haar.
»Kann ich ihnen helfen?«

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