Freitag, 5. Oktober 2012
Bradley fuhr durch die halbe Stadt, zumindest machte es auf mich den Anschein, während er zielsicher durch die Straßen raste. Auf einem dunklen Parkplatz hielt er letztendlich an und erklärte mir, dass der Rückweg zu Fuß oder mit Taxi zurückgelegt wurde. Eigentlich hätte er es nicht erwähnen brauchen, denn mir war diese Tatsache bereits bewusst, als wir ins Auto stiegen, um an unser Ziel zu gelangen. Es wäre eine ungewohnte Handlung an einem Samstagabend gewesen, wenn ein junger Mann wie er keinen Alkohol getrunken hätte. Zu Fuß gingen wir die letzten Meter. Durch einige Gassen folgte ich ihm eher unsicher bis zur Einkaufspassage. Allmählich breitete sich in mir ein Unwohlsein aus, dass ich bislang nie empfunden hatte. Meine Gedanken darauf fixierend, dass der Abend nicht schlimmer enden könnte, als in meinen wochenendlichen Exessen mit meiner Clique, versuchte ich das mulmige Gefühl in meiner Magengegend zu verdrängen. Mehr schlecht als recht gelang es mir letztendlich, als wir uns durch die Massen der Menschen drängten, die mit ihren Einkäufen nach Hause wollten. Erst jetzt fiel mir auf, dass wir gerade erst frühen Abend hatten und die Geschäfte dabei waren sich zu schließen. Bradley ging einfach voran, zwischendurch warf er einen Blick zurück, um sich zu vergewissern, dass ich ihm auch immer noch folgte, aber ansonsten achtete er nur auf den Weg vor sich. Nicht ein Wort wechselten wir während des Fußmarsches. Erst, als er vor einem unscheinbaren Haus anhielt, drehte er sich vollends in meine Richtung.
»Benimm dich einfach wie immer. Cain wird dich schon nicht auffressen. An deiner Stelle würde ich mir eher sorgen bei Cole machen.«
»Wer auch immer«, sagte ich, da ich eigentlich gar nichts verstand. Ich wusste immerhin nicht mal, von wem er da sprach. Bradley schritt voran in einen Laden, einen Moment verharrte ich außerhalb und betrachtete diesen erst mal. Wer weiß, wann ich die nächste Gelegenheit dazu erlangen würde. ‚Sunshine Bar‘ nannte sich der Schuppen, es war eine Cocktail Bar, zumindest machte es von außen und durch den Namen den Eindruck. Schnell betrat ich das Gebäude und versuchte den Abstand zwischen mir und meinem Begleiter einzudämmen. Während meine Blicke durch die Räumlichkeit huschten, fühlte ich mich fehl am Platz.
»Gehört die Schnitte zu dir, Brad?«, ertönte eine unfreundliche Stimme vor meinem ‚Schutz‘, die mir augenblicklich bis ins Mark fuhr. Hinter meinem Begleiter konnte ich die dazugehörige Person nicht erkennen dennoch war ich mir sicher, ihn irgendwo einmal gesehen zu haben. Bradley schien von meinem Versteckspiel nicht besonders erbaut. Umgehend drehte er sich in meine Richtung, legte einen Arm um meine Schulter und drückte mich neben sich.
»Das ist Ricarda, sie ist die Tochter meines Stiefvaters. Ich sollte sie mitnehmen, weil sie ab sofort bei uns wohnen wird.« Seine Stimme war abgekühlt, er verstellte sich, oder hatte die Freundlichkeit gegenüber mir nur wegen Vater gespielt. Welche seine wirkliche Art war, müsste ich noch herausfiltern. Vorsichtig betrachtete ich unseren Gesprächspartner. Sein braunes, nahezu schwarzes Haar hing zottlig ins Gesicht, während seine türkisblauen Augen gefühlslos wirkten und sich keinerlei Emotionen darin spiegelten. Ein kalter Schauer fuhr über meinen Rücken, als seine Blicke auf mich trafen.
»Geht schon mal durch, ich rede kurz mit Cole und komm sofort nach.« Bradley nickte nur und darauffolgend bugsierte er mich bereist zum Ende der Bar. Danach ging es in einen separaten Raum, indem eine kleine Tischrunde stand.
»Das war Cain, er wirkt meist unfreundlicher, als er in Wirklichkeit ist«, versuchte mich Bradley zu beruhigen. Er schien mitbekommen zu haben, dass ich mich hier nicht wohl fühlte. Ohne seine Worte zu beachten, sah ich mich weiter um. Bei der Einrichtung der Bar wurde alles kostspielig gestaltet. Den Einzelheiten konnte man bereits ansehen, das keine Mittel gescheut wurden. Die mahagonifarbene Einrichtung wurde durch passende Accessoires abgerundet.
Wir warteten einige Zeit, vielleicht dreißig Minuten, als sich die Türe öffnete und der junge Mann von unten eintrat. Ohne ein Wort setzte er sich uns gegenüber und musterte mich von oben bis unten. Sein schelmisches Grinsen, das er dabei auflegte, war mir nicht entgangen, dennoch versuchte ich es zu ignorieren.
»Sei etwas freundlicher als bei der Letzten. Ihr Alter macht mir sonst die Hölle heiß!« Kaum war dieser Cain in der Nähe, benahm sich Bradley wieder eiskalt, warum auch immer, irgendwann würde sich schon herausfiltern, wie er wirklich war. Cain hingegen betrachtete mich weiterhin. Vollkommen desinteressiert an den Worten, die ihm gesagt wurden, fixierte er mich mit seiner ausdruckslosen Mine. Wäre ich allein mit diesem Mann in einem Raum, hätte ich ganz bestimmt längst das Weite gesucht. Seine Art konnte einem Angst einjagen. Ich versuchte seinen Blicken standzuhalten, jetzt schon Schwäche zu zeigen, wäre sicher nicht gut.
»Du bist also neu hier?«, seine Stimme war noch abgekühlter als vorher, sie durchfuhr meinen gänzlichen Körper und hinterließ einen sichtbaren Schauer auf meiner Haut. Allein durch dieses Gefühl, dass sie in mir auslöste, bekam ich Respekt vor diesem Mann. Mit einem leichten Nicken bestätigte ich seine Aussage.
»Du kommst demnach nicht aus dieser Stadt? Vielleicht aus der Umgebung? Ich hab das Gefühl dich schon mal irgendwo gesehen zu haben.«
»Nein, aus familiären Gründen musste ich hierher ziehen«, antwortete ich ihm und achtete darauf zumeist höflich zu klingen. Leider neigte ich gerne dazu jemanden mit Worten anzufahren, doch dies sollte ich hier besser vermeiden. Sein Blick löste sich von meinen Augen und wanderte ein Stück an meinem Körper hinab. Aus Reflex umgriff ich den Anhänger meiner Kette. Diese ganze Situation war mir äußerst unangenehm. Ich hasste es im Mittelpunkt zu stehen.
»Hast wohl eine satanistische Ader, was?«
»Nein, mir gefällt es einfach, so herumzulaufen.« Ich schüttelte den Kopf, um meine Aussage zu bestärken und schon drang ein ‚Problem damit?‘ aus meinen Lippen. Im Gegensatz zu der Erwartung einer ausfallenden Bemerkung lachte mein Gegenüber kurz auf, bevor eine quälende Stille in den Raum trat. Ich hätte nicht zuordnen können, ob es ein sarkastisches oder ehrliches Lachen gewesen wäre, doch dies schien in diesem Moment eher Nebensache.
»Nimmst du Drogen?«
»Wenn du gelegentlichen Zigarettenkonsum als rauschgiftabhängig ansiehst, ja. Soll ich dir nicht gleich meine Lebensgeschichte aufzählen?«, schnippte ich ihn an, so langsam nervten mich diese nervigen Fragen, die er mir stellte. Obendrein auch noch diese eiskalte Stimme als könnte man nicht normal mit mir reden. Bradley stieß mir seinen Ellenbogen unsanft in die Rippen, was augenblicklich dafür sorgte, dass sich mein Gesicht verzog. Abrupt drehte ich mich zu ihm und sah ihn entgeistert an.
»Das solltest du besser nicht hier tun«, sprach er aus. Seinem Gesichtsausdruck zu urteilen wollte er genau diese Worte vermeiden, den kaum waren sie ausgesprochen, sah er mich entschuldigend an. Die Anspielung ließ mich kalt, mir war bewusst, dass er auf meine sexuellen Erfahrungen ansprach, doch hörte ich dies nicht zum ersten Mal. Auch wenn Daniel nicht hier war, wusste ich mich zu währen. Nun kühlten auch meine Blicke ab und mit einer nahezu so kalten Stimme, wie Cain die halbe Zeit sprach, antwortete ich nun Bradley:
»An mir haben sich schon andere Kaliber die Zähne ausgebissen, Brad.« Wobei ich auf seinen Namen eine besondere Betonung legte. Daraufhin setzte ich mich wieder gerade hin und blickte mich im Raum um. In diesem Moment wollte ich keinen Blickkontakt mehr halten.
»Folglich geh ich davon aus, dass du keinen Freund hast«, mit diesen Worten hatte Cain erneut meine volle Aufmerksamkeit. Mit einem Lächeln betrachtete ich ihn und sprach langsam aber sicher meine Standardworte auf diese Frage:
»Mein Bruder hätte jeden umgebracht, der mich auch nur anfasst.«
Diese Fragerunde war längst noch nicht vorüber, demnach ging es noch einige Zeit so weiter. Bei jeder Frage sank meine Laune weiter, was meine Sehnsucht nach meinen Freunden ins Unermessliche trieb, immerhin war ich hier nicht, um irgendwelche Fragen zu beantworten. Währenddessen trafen immer wieder Leute zu uns, doch schenkte ich keinem von ihnen nähere Beachtung, da ich lediglich versuchte aus diesem Verhör mäßigen Gespräch zu entrinnen. Bradley drückte mir ein Glas in die Hand, ohne darauf zu achten trank ich einen Schluck. Das war definitiv Alkohol. Der Mischung zu urteilen Whiskey-Cola. Damit hatte er einen Glückstreffer gemacht, selbst in meinem Freundeskreis trank ich es immer. Cain hingegen ließ sich davon nicht beirren und stellte weiterhin komische Fragen. Wir waren bereits bei meinem Freundeskreis angelangt. Mehr in Gedanken als bei der Sache antwortete ich ihm beiläufig. Erst das Vibrieren meines Blackberrys riss mich aus den Gedanken, was meine Freunde wohl gerade machten.
Bist du gut angekommen? Ich mach mir Sorgen, Vater wollte mir keine Auskunft geben.
Sofort schlich sich ein Lächeln auf meine Lippen. Es war Daniel. Eigentlich wartete ich schon den halben Tag auf eine Nachricht von ihm, da ich mich weigerte ihn zuerst anzuschreiben. Woher sollte ich auch wissen, ob er etwas von mir hören wollte. Sofort drückte ich auf Antworten, aber dann stockte ich. Eben noch so sicher in dem, was ich schreiben könnte, doch sogleich plagte mich ein schlechtes Gewissen. Wenn ich ihm jetzt sagen würde, dass ich ihn und die anderen vermisste, würde er sich sicherlich Vorwürfe machen.
Ja, alles ist gut verlaufen. Vater möchte mir eine Wohnung suchen und jetzt sitz ich bei den Freunden seines Stiefsohnes.
Schnell tippte ich die Worte ein und drückte auf Senden, bevor ich doch auf die Idee kam meine Sehnsucht hereinzuschreiben. Es war schwer genug nicht zu schreiben, dass ich lieber zu Hause wäre und hier nicht wirklich willkommen war. Daniel würde sich nur ins Auto setzen und mich sofort abholen, aber das lag nicht in seinem Sinn. Cain räusperte sich, sofort erhob ich meinen Kopf und sah ihn an.
»Bekomm ich auch eine Antwort, oder hat dich dein Handy in seinen Bann gezogen?« Hatte er ernsthaft eine Frage gestellt, ohne das es mir aufgefallen war? Entschuldigend sah ich ihn an und setzte mein zuckersüßes Lächeln auf.
»Verzeihung, aber könntest du die Frage nochmal wiederholen? Das war gerade wichtig.«
»Die Frage lautete, ob du eine Tradition mitmachen würdest«, wiederholte er sich und hielt seinen Blick weiterhin auf mir. In seinem Gesicht konnte ich nicht erkennen, worauf er hinaus wollte. Normalerweise verzog sich die Mimik eines Menschen, je nachdem Hintergedanken, doch bei ihm zuckte nicht mal ein Mundwinkel. Ich schluckte kurz, seine Stimmlage zu urteilen würde das Ganze nicht gänzlich jugendfrei sein, was sich bestätigte, als ich den lüsternen Blick des schwarzhaarigen neben Cain bemerkte. Jedoch gehörte ich nicht zu denen, die Kniffen, wenn es versaut wurde, folglich nickte ich kurz.
»Okay. Holt mal jemand Gläser?«, sprach mein Gegenüber kalt aus, als mein Handy erneut vibrierte. Eine weitere Nachricht von Daniel.
Geh sofort zu Vater, oder ich hol dich da raus!!!
»Benimm dich einfach wie immer. Cain wird dich schon nicht auffressen. An deiner Stelle würde ich mir eher sorgen bei Cole machen.«
»Wer auch immer«, sagte ich, da ich eigentlich gar nichts verstand. Ich wusste immerhin nicht mal, von wem er da sprach. Bradley schritt voran in einen Laden, einen Moment verharrte ich außerhalb und betrachtete diesen erst mal. Wer weiß, wann ich die nächste Gelegenheit dazu erlangen würde. ‚Sunshine Bar‘ nannte sich der Schuppen, es war eine Cocktail Bar, zumindest machte es von außen und durch den Namen den Eindruck. Schnell betrat ich das Gebäude und versuchte den Abstand zwischen mir und meinem Begleiter einzudämmen. Während meine Blicke durch die Räumlichkeit huschten, fühlte ich mich fehl am Platz.
»Gehört die Schnitte zu dir, Brad?«, ertönte eine unfreundliche Stimme vor meinem ‚Schutz‘, die mir augenblicklich bis ins Mark fuhr. Hinter meinem Begleiter konnte ich die dazugehörige Person nicht erkennen dennoch war ich mir sicher, ihn irgendwo einmal gesehen zu haben. Bradley schien von meinem Versteckspiel nicht besonders erbaut. Umgehend drehte er sich in meine Richtung, legte einen Arm um meine Schulter und drückte mich neben sich.
»Das ist Ricarda, sie ist die Tochter meines Stiefvaters. Ich sollte sie mitnehmen, weil sie ab sofort bei uns wohnen wird.« Seine Stimme war abgekühlt, er verstellte sich, oder hatte die Freundlichkeit gegenüber mir nur wegen Vater gespielt. Welche seine wirkliche Art war, müsste ich noch herausfiltern. Vorsichtig betrachtete ich unseren Gesprächspartner. Sein braunes, nahezu schwarzes Haar hing zottlig ins Gesicht, während seine türkisblauen Augen gefühlslos wirkten und sich keinerlei Emotionen darin spiegelten. Ein kalter Schauer fuhr über meinen Rücken, als seine Blicke auf mich trafen.
»Geht schon mal durch, ich rede kurz mit Cole und komm sofort nach.« Bradley nickte nur und darauffolgend bugsierte er mich bereist zum Ende der Bar. Danach ging es in einen separaten Raum, indem eine kleine Tischrunde stand.
»Das war Cain, er wirkt meist unfreundlicher, als er in Wirklichkeit ist«, versuchte mich Bradley zu beruhigen. Er schien mitbekommen zu haben, dass ich mich hier nicht wohl fühlte. Ohne seine Worte zu beachten, sah ich mich weiter um. Bei der Einrichtung der Bar wurde alles kostspielig gestaltet. Den Einzelheiten konnte man bereits ansehen, das keine Mittel gescheut wurden. Die mahagonifarbene Einrichtung wurde durch passende Accessoires abgerundet.
Wir warteten einige Zeit, vielleicht dreißig Minuten, als sich die Türe öffnete und der junge Mann von unten eintrat. Ohne ein Wort setzte er sich uns gegenüber und musterte mich von oben bis unten. Sein schelmisches Grinsen, das er dabei auflegte, war mir nicht entgangen, dennoch versuchte ich es zu ignorieren.
»Sei etwas freundlicher als bei der Letzten. Ihr Alter macht mir sonst die Hölle heiß!« Kaum war dieser Cain in der Nähe, benahm sich Bradley wieder eiskalt, warum auch immer, irgendwann würde sich schon herausfiltern, wie er wirklich war. Cain hingegen betrachtete mich weiterhin. Vollkommen desinteressiert an den Worten, die ihm gesagt wurden, fixierte er mich mit seiner ausdruckslosen Mine. Wäre ich allein mit diesem Mann in einem Raum, hätte ich ganz bestimmt längst das Weite gesucht. Seine Art konnte einem Angst einjagen. Ich versuchte seinen Blicken standzuhalten, jetzt schon Schwäche zu zeigen, wäre sicher nicht gut.
»Du bist also neu hier?«, seine Stimme war noch abgekühlter als vorher, sie durchfuhr meinen gänzlichen Körper und hinterließ einen sichtbaren Schauer auf meiner Haut. Allein durch dieses Gefühl, dass sie in mir auslöste, bekam ich Respekt vor diesem Mann. Mit einem leichten Nicken bestätigte ich seine Aussage.
»Du kommst demnach nicht aus dieser Stadt? Vielleicht aus der Umgebung? Ich hab das Gefühl dich schon mal irgendwo gesehen zu haben.«
»Nein, aus familiären Gründen musste ich hierher ziehen«, antwortete ich ihm und achtete darauf zumeist höflich zu klingen. Leider neigte ich gerne dazu jemanden mit Worten anzufahren, doch dies sollte ich hier besser vermeiden. Sein Blick löste sich von meinen Augen und wanderte ein Stück an meinem Körper hinab. Aus Reflex umgriff ich den Anhänger meiner Kette. Diese ganze Situation war mir äußerst unangenehm. Ich hasste es im Mittelpunkt zu stehen.
»Hast wohl eine satanistische Ader, was?«
»Nein, mir gefällt es einfach, so herumzulaufen.« Ich schüttelte den Kopf, um meine Aussage zu bestärken und schon drang ein ‚Problem damit?‘ aus meinen Lippen. Im Gegensatz zu der Erwartung einer ausfallenden Bemerkung lachte mein Gegenüber kurz auf, bevor eine quälende Stille in den Raum trat. Ich hätte nicht zuordnen können, ob es ein sarkastisches oder ehrliches Lachen gewesen wäre, doch dies schien in diesem Moment eher Nebensache.
»Nimmst du Drogen?«
»Wenn du gelegentlichen Zigarettenkonsum als rauschgiftabhängig ansiehst, ja. Soll ich dir nicht gleich meine Lebensgeschichte aufzählen?«, schnippte ich ihn an, so langsam nervten mich diese nervigen Fragen, die er mir stellte. Obendrein auch noch diese eiskalte Stimme als könnte man nicht normal mit mir reden. Bradley stieß mir seinen Ellenbogen unsanft in die Rippen, was augenblicklich dafür sorgte, dass sich mein Gesicht verzog. Abrupt drehte ich mich zu ihm und sah ihn entgeistert an.
»Das solltest du besser nicht hier tun«, sprach er aus. Seinem Gesichtsausdruck zu urteilen wollte er genau diese Worte vermeiden, den kaum waren sie ausgesprochen, sah er mich entschuldigend an. Die Anspielung ließ mich kalt, mir war bewusst, dass er auf meine sexuellen Erfahrungen ansprach, doch hörte ich dies nicht zum ersten Mal. Auch wenn Daniel nicht hier war, wusste ich mich zu währen. Nun kühlten auch meine Blicke ab und mit einer nahezu so kalten Stimme, wie Cain die halbe Zeit sprach, antwortete ich nun Bradley:
»An mir haben sich schon andere Kaliber die Zähne ausgebissen, Brad.« Wobei ich auf seinen Namen eine besondere Betonung legte. Daraufhin setzte ich mich wieder gerade hin und blickte mich im Raum um. In diesem Moment wollte ich keinen Blickkontakt mehr halten.
»Folglich geh ich davon aus, dass du keinen Freund hast«, mit diesen Worten hatte Cain erneut meine volle Aufmerksamkeit. Mit einem Lächeln betrachtete ich ihn und sprach langsam aber sicher meine Standardworte auf diese Frage:
»Mein Bruder hätte jeden umgebracht, der mich auch nur anfasst.«
Diese Fragerunde war längst noch nicht vorüber, demnach ging es noch einige Zeit so weiter. Bei jeder Frage sank meine Laune weiter, was meine Sehnsucht nach meinen Freunden ins Unermessliche trieb, immerhin war ich hier nicht, um irgendwelche Fragen zu beantworten. Währenddessen trafen immer wieder Leute zu uns, doch schenkte ich keinem von ihnen nähere Beachtung, da ich lediglich versuchte aus diesem Verhör mäßigen Gespräch zu entrinnen. Bradley drückte mir ein Glas in die Hand, ohne darauf zu achten trank ich einen Schluck. Das war definitiv Alkohol. Der Mischung zu urteilen Whiskey-Cola. Damit hatte er einen Glückstreffer gemacht, selbst in meinem Freundeskreis trank ich es immer. Cain hingegen ließ sich davon nicht beirren und stellte weiterhin komische Fragen. Wir waren bereits bei meinem Freundeskreis angelangt. Mehr in Gedanken als bei der Sache antwortete ich ihm beiläufig. Erst das Vibrieren meines Blackberrys riss mich aus den Gedanken, was meine Freunde wohl gerade machten.
Bist du gut angekommen? Ich mach mir Sorgen, Vater wollte mir keine Auskunft geben.
Sofort schlich sich ein Lächeln auf meine Lippen. Es war Daniel. Eigentlich wartete ich schon den halben Tag auf eine Nachricht von ihm, da ich mich weigerte ihn zuerst anzuschreiben. Woher sollte ich auch wissen, ob er etwas von mir hören wollte. Sofort drückte ich auf Antworten, aber dann stockte ich. Eben noch so sicher in dem, was ich schreiben könnte, doch sogleich plagte mich ein schlechtes Gewissen. Wenn ich ihm jetzt sagen würde, dass ich ihn und die anderen vermisste, würde er sich sicherlich Vorwürfe machen.
Ja, alles ist gut verlaufen. Vater möchte mir eine Wohnung suchen und jetzt sitz ich bei den Freunden seines Stiefsohnes.
Schnell tippte ich die Worte ein und drückte auf Senden, bevor ich doch auf die Idee kam meine Sehnsucht hereinzuschreiben. Es war schwer genug nicht zu schreiben, dass ich lieber zu Hause wäre und hier nicht wirklich willkommen war. Daniel würde sich nur ins Auto setzen und mich sofort abholen, aber das lag nicht in seinem Sinn. Cain räusperte sich, sofort erhob ich meinen Kopf und sah ihn an.
»Bekomm ich auch eine Antwort, oder hat dich dein Handy in seinen Bann gezogen?« Hatte er ernsthaft eine Frage gestellt, ohne das es mir aufgefallen war? Entschuldigend sah ich ihn an und setzte mein zuckersüßes Lächeln auf.
»Verzeihung, aber könntest du die Frage nochmal wiederholen? Das war gerade wichtig.«
»Die Frage lautete, ob du eine Tradition mitmachen würdest«, wiederholte er sich und hielt seinen Blick weiterhin auf mir. In seinem Gesicht konnte ich nicht erkennen, worauf er hinaus wollte. Normalerweise verzog sich die Mimik eines Menschen, je nachdem Hintergedanken, doch bei ihm zuckte nicht mal ein Mundwinkel. Ich schluckte kurz, seine Stimmlage zu urteilen würde das Ganze nicht gänzlich jugendfrei sein, was sich bestätigte, als ich den lüsternen Blick des schwarzhaarigen neben Cain bemerkte. Jedoch gehörte ich nicht zu denen, die Kniffen, wenn es versaut wurde, folglich nickte ich kurz.
»Okay. Holt mal jemand Gläser?«, sprach mein Gegenüber kalt aus, als mein Handy erneut vibrierte. Eine weitere Nachricht von Daniel.
Geh sofort zu Vater, oder ich hol dich da raus!!!
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